Alles ist leer. Der 6. Patriarch des Zen

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Alles ist leer. Die Geschichte des 6. Patriarchen des Zen ist deshalb so spannend, weil sie zeigt, dass jeder Mensch Erleuchtung erlangen kann. Im Kloster war er nur Küchengehilfe. Er ist derjenige, auf den die Zen-Praxis zurück geht.

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Die Geschichte des 6. Patriarch des Zen, der in Japan „Eno“ genannt wird, ist deshalb so spannend, weil sie zeigt, dass jeder Mensch Erleuchtung erlangen kann. Er lebte im China des 7. Jahrhunderts und ist derjenige, auf den die Zen-Praxis, wie wir sie heute kennen, zurück geht.

Eno sei ein ganz armer Mensch und völlig ungebildet gewesen, der sich und seine Mutter durch den Verkauf von Brennholz durchgebracht habe. Er war Analphabet und kam aus einer Gegend, die als barbarisch und zurückgeblieben angesehen wurde.

Ein Wendepunkt in seinem Leben wurde die Begegnung mit einem Menschen, der das Diamant-Sutra rezitierte. Eno ging gerade seinem Lebensunterhalt nach, als er zufällig das Sutra hörte und spontan erkannte, um was es da geht.

Als er von dem großen Meister Gunin erfuhr, wollte er sein Schüler werden. Eno machte sich auf den Weg zu dessen Kloster. Dort hat man ihn allerdings in die Küche gesteckt zu einer Tätigkeit, die niemand machen wollte. Er wurde Küchengehilfe, sorgte für Brennholz und schnipselte Gemüse.

Ein anderer hätte sich missachtet und zurückgesetzt gefühlt. Eno hat solche Gefühle nicht aufkommen lassen. Er hat durchgehalten.

Auch wenn ein Meister dich in die Küche steckt und dir untergeordnete Arbeiten zuweist, hat er dich im Blick und macht das, weil er deine Entwicklung im Auge hat. Er hat durchaus gesehen, was das für ein Schüler war.

Es kommt gar nicht unbedingt auf das Studieren an. Das ist ein Weg – aber nicht der einzig mögliche. Vielleicht führt er manchmal sogar in die Irre. Wer zu sehr versucht, es intellektuell zu erfassen, dem kann es entgleiten. Denn es ist nichts Verstandesmäßiges. Im Gegenteil. Erst wenn ich den konventionellen Geist überwinde, habe ich eine Chance.

Der Schüler hat dem Meister vertraut. Er besaß Hingabe und hat einfach das getan, was dieser von ihm verlangt hat.

Nach einer langen Zeit in der scheinbar nichts Besonderes geschah, ging es um die Nachfolge. Der Meister versprach, den zum Nachfolger zu ernennen, der sein Verständnis am besten in einem Vers demonstrieren kann.

Die Mitmönche gingen selbstverständlich davon aus, dass der hoch angesehene Obermönch Shinshu, der die Lehren wie ein Gelehrter kannte und studiert hatte, die Nachfolge antreten würde.

Der Obermönch verfasste einen braven Vers. Er schrieb:

Der Erleuchtungsbaum ist unser Körper.

Unser Geist gleicht einem Spiegel.

Poliere ihn immerzu mit aller Kraft,

damit sich auch nicht ein einziges Staubkorn darauf festsetzt.

Das ist die konventionelle Auffassung: Sei Achtsam und halte den Geist blitzblank. Befreie diesen Spiegel von jeglichem Staubkorn.

Das ist so ähnlich wie es in Tibet heißt: Sammle einen Schatz an Tugend! Begehe keine einzige unheilvolle Tat! Diesen unseren Geist zu zähmen, das ist die Lehre aller Buddhas.

Da ist nichts falsch dran. Wer so lebt, kann ein Heiliger werden und wird irgendwann Befreiung erlangen. Er ist aber noch auf dem Weg.

Der Küchengehilfe hörte zu, als jemand diesen Text vorlas. Er hat den Text spontan durchschaut und transzendiert. Er ist über die Konvention längst hinaus gegangen. Er hat das „alles ist leer“ des Buddha verstanden. Wenn es den Spiegel letztlich gar nicht gibt, wo soll sich da ein Staubkorn festsetzen?

Er bat jemanden, den folgenden Text auf die Klostermauer zu schreiben:

Es gibt keinen Baum der Erleuchtung.

Es gibt keinen klaren Spiegel.

Letztlich gibt es gar nichts.

Wie könnte da ein Spiegel Staub ansammeln?

Das ist eine Demonstration der Verwirklichung.

Die Geschichte geht so weiter, dass der Meister den Küchengehilfen zum Nachfolger bestimmt und ihm die Insignien, die Schale und den Umhang, übergibt. Er machte die Ernennung aber nicht öffentlich, sondern forderte Eno dringend auf, aus dem Kloster zu fliehen, um dem Neid und der Frustration der anderen Mönche zu entgehen.

Die Essenz seiner Lehren ist in seinem Vermächtnis zusammen gefasst:

Eno ermahnte seine Schüler, ihn nicht zu betrauern, sondern aufrecht zu sitzen und unbewegt in Stille zu meditieren – ohne zu spekulieren und ohne zu urteilen, ohne in der Vergangenheit zu verweilen oder die Zukunft vorwegzunehmen.

Von ihm ist überliefert:

Es gibt nur Bewusstsein – und sonst nichts.

Die Essenz des Geistes ist jenseits aller Grenzen und Kategorien.

Gebt das Anhaften auf – an was auch immer.

Schaut nicht nach außen, sondern in euer eigenes Inneres.

Es gibt nichts zu erreichen.

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