Angkor Wat – eines der großen Kulturwunder der Welt. Ein Modell des gesamten Kosmos auf einer Fläche von 2 Quadratkilometern. Friedliche Stellen trotz der Menschenmassen. Noch immer ein irgendwie mystischer und heiliger Ort und eine Pilgerstätte. Frische Lotosblüten und dichte Bündel mit glimmenden Räucherstäbchen.
Eine Fläche so groß wie das heutige Berlin. Eine Million Menschen sollen hier gelebt haben. Nur die in Stein gebauten Sakralbauten überstanden. Das sind immer noch mehr als eintausend Tempel.
Kräftezehrende Wanderung im Dschungel. Sengende Sonne und schwülheiß. Aus der Ferne erste Gebäudespitzen.
Das emblematische Bauwerk. Angkor Wat – eines der großen Kulturwunder der Welt. Das Ensemble ist gewaltig. Das soll das größte sakrale Bauwerk überhaupt sein.
Machtdemonstration. Da hat jemand die Ressourcen eines ganzen Reiches aufgeboten. Ein Modell des gesamten Kosmos auf einer Fläche von 2 Quadratkilometern. Der Berg der Welt. Die Heimat der Götter. Mount Meru mit all seinen begleitenden Details. Das hier ist das Zentrum. Das Zentrum der Welt. So der Anspruch. Nichts weniger. Von hier aus meinten sie, nicht nur diese Welt zu beherrschen.
Wer hat das gebaut? Sagt mir das etwas, dass Angkor Wat vor tausend Jahren unter Suryvarman II. erbaut wurde?
Der Wassergraben, der das gesamte Bauwerk umgibt, steht für den kosmischen Ur-Ozean. Die Mauern des Monuments zeigen ein annäherndes Quadrat. Innerhalb des Quadrats erheben sich übereinander drei Terrassen und bilden den Tempelberg. Die fünf wie Lotusblüten geformten zentralen Türme von Angkor Wat wurden als die Gipfel des Weltenbergs angesehen und letztlich als Zentrum des ganzen Universums.
Auf der ersten Ebene endlos Hallen, Gänge und Galerien. Verherrlichung des Hinduismus auf unfassbar langen Wänden – 800 Meter und eine Fläche von mehr als 1000 Quadratmetern.
Heere prallen aufeinander. Darstellungen von historischen Schlachten und der mythischen Erschaffung der Welt. Quirlen des Milchozeans. Götter kämpfen gegen Dämonen. Der Herrscher hält Hof. Wächter aus Stein und sehr reale dicke Mauern, anmutige Tänzerinnen.
Die zweite Ebene der Meditation gewidmet, ohne Schmuck, durch eine fensterlose Mauer von der Außenwelt abgeschlossen.
Die oberste Ebene das Zentrum der Macht, unmittelbar unter den fünf Türmen. Bis heute immer noch heilig und früher den Priestern und dem König vorbehalten. Hier wohnte Vishnu.
Ein Aufstieg über eine „Himmelsleiter“. Hier, ganz oben, eine andere Welt. Hier kommen nicht mehr alle hoch. Es gibt stille Ecken und Ausblicke. Ein weiter Blick auf Wälder und Himmel.
Ein magischer Ort? Ist hier Meditation möglich? Friedliche Stellen trotz der Menschenmassen. Noch immer ein irgendwie mystischer und heiliger Ort und eine Pilgerstätte. Hier gab es und gibt es Klöster. Mönche zwischen den Touristen.
Anders als in Indien ist der Buddhismus in Kambodscha nicht untergegangen. Zerstörte Buddhas wurden wieder ausgegraben. Nischen, in denen er bis heute verehrt wird. Frische Lotosblüten davor und dichte Bündel mit glimmenden Räucherstäbchen.
Der Ort wirkt wie ein Akkumulator. Er läd mich auf. Nachts tiefer Schlaf und Träume aus einer anderen Zeit.
Neben Angkor Wat ragen zwei weitere Zentren aus der Vielzahl der Anlagen in Angkor hervor.
Angkor Thom ist dem Buddhismus gewidmet. Inmitten der Königsstadt liegt der zentrale Tempel Bayon, der Staatstempel eines Königs Jayavarman VII., der um 1200 nach unserer Zeitrechnung regierte. Auch dieses Monument ein Abbild des Weltenbergs Meru.
Der Bayon zeichnet sich durch eine Vielzahl von Türmen aus mit jeweils vier Kolossalgesichtern. Sie zeigen Avalokiteshvara, den Bodhisattva des Mitgefühls, der in alle Himmelsrichtungen schaut, damit kein fühlendes Wesen vergessen wird, wenn es Hilfe braucht.
Kunstvolle Flachreliefs um den Tempel herum zeigen historische Ereignisse, marschierende und kämpfende Truppen sowie Szenen aus dem täglichen Leben.
Und Ta Prohm, das noch mehr als durch seine Tempel durch die Wurzeln der Kapok-Bäume beeindruckt, die die Bauten im Würgegriff halten. Kampf der Natur mit den Gebäuden. Himmelhohe Kapok-Bäume.
Deshalb ist Angkor nicht ein magischer Ort. Da gibt es eine ganze Reihe von magischen Orten.
Ein friedlicher Ort? Erinnerungen an Siege und an Niederlagen. Eroberungen und Rückeroberungen. Ganz alte und ziemlich neue Zerstörungen. Verfall und Wiederaufbau. Hier tobte vor gar nicht so langer Zeit ein menschenverachtendes barbarisches Regime, das fassungslos macht.