Arten von Freundschaft. Ein Freund ist einfach nur da, er versteht mich, bei ihm darf ich mich anlehnen und ausweinen. Und dann wurde ich auf weitere Dimensionen von „Freund“ aufmerksam gemacht.
Vor vielen Jahren hat mir ein spiritueller Meister den Namen „Tomo“ gegeben. „Tomo“ bedeutet auf japanisch „Freund“. Jeder Name hat eine Bedeutung und dadurch, dass ich ihn immer wieder höre, beeinflusst er mich.
Der Meister sagte:
Anderen und allen Lebewesen ein Freund zu sein, das gehört zum Leben. Das ist die Umgebung, in der du dich bewegst. Es gibt Meister, Lehrer und Brüder oder Schwestern. Und Freunde. Freunde sind die Menschen, die dich lebendig machen.
Eine harte Schale aus Angst umschloss mich wie früher Berlin die Mauer. Das Leben glich einer regennassen Straße, die zu einem kahlen Zimmer führte, in dem mich niemand erwartete.
Es hat lange gedauert, bis ich begann, anderen zu vertrauen und nach und nach eine Zwiebelschale nach der anderen zu zeigen.
Was macht einen Freund aus?
Freunde machen abhängig. Sie erwarten auch unausgesprochen etwas von mir. Menschen könnten sogar gegen mich Partei ergreifen, weil ihnen das wichtiger ist als Freundschaft. Vielleicht sagen sie mir etwas über mich, das ich gar nicht hören möchte.
Es erfordert viel Mut, mich wenigstens ein klein wenig einem anderem Menschen zu öffnen.
Und. Ein Freund zerbricht die Einsamkeit.
Die Tiefe und der Umfang des Eindringens korrespondieren mit dem, was ich von mir preisgebe. Dann ist da mehr als Wertschätzung. Es entsteht ein Gefühl von Resonanz, von Verbundenheit, von Vertrauen und eine Vertrautheit, die nichts mit Körpernähe zu tun hat.
Ein Freund ist einfach nur da, er hört mir zu, er versteht mich, bei ihm darf ich mich anlehnen und ausweinen.
Meine harte Schale bröckelt. Es ist komisch – manchmal denke ich jetzt, die Herzen fliegen mir zu.
Sei dein eigener Freund
Der Meister, der mir den Namen gab, hat mich eines Tages auf eine weitere Dimension von „Freund“ aufmerksam gemacht. Er sagte: Sei auch dein eigener Freund. Dieser Aspekt von „Freund“ öffnete ein weiteres Tor.
Vielleicht ist es gar nicht so einfach und selbstverständlich, mich selbst zu lieben. Es gibt Vieles, das ich an mir nicht mag. Es fällt mir schwer, mit mir klar zu kommen. Ich laufe vor mir weg. Nehme ich mich so an, wie ich bin? Was ist an „mir“ so gefährlich?
Kümmere ich mich um mich?
Natürlich kümmere ich mich um mich. Ich esse, schlafe, gehe ins Kino, laufe, meditiere, fotografiere. Aber bin ich mir ein Freund? Nehme ich mich gelegentlich sozusagen in den Arm?
Kann mich ein anderer wirklich kennen? Niemand hat so aus diesen meinen Augen geschaut wie ich.
Zu mir kommen. Die verschiedenen Aspekten in mir selbst nach Hause bringen und mich mit ihnen anfreunden. Ich bin wie ein großzügiger Gastgeber, der all diese Aspekte, wie sie auch sind, akzeptiert und wirklich lieb willkommen heißt, so dass sie sich heimisch und wohl fühlen.
Ist mein Glück von anderen Menschen abhängig? Kann ich auch mit mir allein glücklich sein? Vielleicht kann ich erst mit anderen glücklich sein, wenn ich mit mir glücklich bin.
Mein eigener Freund sein. Damit wird die Abhängigkeit aufgelöst. Ich kann dann Freunde haben, ich brauche sie aber nicht.
Sei Freund Gottes
Irgendwann hat mir der Meister noch eine weitere Dimension von „Freund“ aufgezeigt. Er sagte: Sei Gottes Freund.
Wie kann ich ein Freund Gottes sein? Wer oder was ist das denn überhaupt? Eine meiner Lieblingsfragen.
Dieser Hinweis hat viel bewegt. Ich begann zu spüren, was er meint. Zu „Gott“ werden, wobei „Gott“ keine Person, sondern ein Zustand ist.
Erinnerungen an Momente der Seligkeit, an Lachen, an Fliegen im Kosmos – schweben, zeitlos und immer weiter …
Und darüber hinaus – jenseits von Glückseligkeit. Alles setzt sich. In die Weite schauen, in den unergründlichen tiefblauen nur durch ganz feine Federwolken verschleierten Himmel und in die Unendlichkeit des weiten Landes vor mir.
Das könnte die Dimension sein, wo das Ich mit dem Göttlichen verschmilzt, wo es kein Ich und kein Du mehr gibt, kein Verlangen und keine Zeit, nur weiten endlosen Raum in Stille und tiefstem Frieden. Auf dieser Stufe braucht es nichts mehr.
Ganz tief in mir ist etwas, das sich nie ändert, das ohne Anfang und ohne Tod, mein zuverlässigster Freund, der immer da ist und immer bleibt.
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