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Auf dem Weg. Gerade lese ich ein Buch von einem Lama, den ich selbst einmal erlebt habe. Es ist eine Mischung aus Erlebnisbericht und Belehrungen. Er hatte etwas von einem großen, etwas scheuen und lebensfremden kleinen Jungen, dem die Herzen seiner Zuhörer und vor allem Zuhörerinnen zufliegen.

Ein als Wiedergeburt eines großen Lehrers erkannter Lama lebt in einer abgeschotteten eigenen Welt, in der er sich ganz seinen Übungen, Meditationen, Praktiken und Belehrungen widmen kann. Alles was mit dem uns vertrauten Leben zu tun hat, erledigen andere für ihn. Er lebt insofern fast wie ein König, nicht so sehr im Luxus, aber er braucht sich um nichts zu kümmern. Er hat noch nie Lebensmittel eingekauft oder eine Fahrkarte erworben, obwohl er durch seine Lehrreisen viel herum kommt.

So hat er beschlossen, das richtige Leben kennen zu lernen und sein Kloster bei Nacht und Nebel zu verlassen, um mit dem was er am Leib trägt und 150 Dollar jahrelang als einfacher Wanderer ganz allein und auf sich gestellt durch Indien zu ziehen. Und dabei schildert er nicht nur, was er erlebt und was ihm dabei durch den Kopf geht, sondern auch, welche der vielen buddhistischen Lehren, die er sein Leben lang studiert hat, dazu passen.

Er lernt die Enge in den völlig überfüllten indischen Zügen, den Gestank und Dreck auf den Bahnhöfen und die Einsamkeit und Nichtbeachtung in der Menge kennen. Ziemlich bald hat er all sein Geld ausgegeben. Jetzt wird es ernst. Er ist gezwungen, all das aufzugeben, über das er sich bisher definiert hat. In einer buddhistischen Robe gekleidet, verehrter Meister, geachtet und umsorgtes Mitglied der Gesellschaft zu sein, in seinem Kloster und der Gemeinschaft geborgen.

In gewisser Weise stirbt sein altes Ich. Und dann wird er sterbenskrank, weil er das Essen nicht verträgt. Bald geht es um Krankheit und Tod und weiter zu leben. Das ist teilweise amüsant und fast immer lehrreich. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Yongey Mingyur Rinpoche. Auf dem Weg. Eine Reise zum wahren Sinn des Lebens.

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