Bardo. Das tibetische Wort „Bardo“ bezieht sich insbesondere auf den Existenzzustand zwischen zwei Leben. Was werde ich erleben, wenn ich gestorben bin?
Bedeutung von „Bardo“
Dieses Thangka illustriert Szenen aus der Zeit nach dem Tod. In Tibet heißt diese Zeit „Bardo“.
Was werde ich erleben, wenn ich gestorben bin?
Bardo (tibetisch བར་དོ་, Sanskritअन्तर्भाव, antarbhāva) bezeichnet eine Lücke, einen Übergangsprozess oder Schwebezustand zwischen zwei beliebigen Zuständen.
Es gibt eine ganze Reihe von Zuständen im Leben und nach dem Tod, die als Bardo bezeichnet werden. Insbesondere bezieht sich „Bardo“ auf die Zeit zwischen zwei Leben.
Was ich nach dem Tod erlebe und wie ich dann reagiere, ist von meinen vergangenen Taten, Erfahrungen und Vorstellungen beeinflusst. Vielleicht ist noch etwas unerledigt und muss in einem weiteren Leben geklärt werden. Tibeter behaupten jedoch, es sei nicht völlig ausgeschlossen, dem Kreislauf von Geburt und Tod zu entrinnen, selbst wenn ich kein vorbildliches Leben geführt habe. Es kommt darauf an, zu erkennen, was geschieht und die sich bietenden Chancen zu nutzen.
Die Zeit nach dem Tod bietet immer wieder neue Gelegenheiten, aus dem Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt auszusteigen, in ein Paradies einzugehen oder wenigstens in einem Bereich wieder geboren zu werden, den ich mir selbst aussuche.
Häufig wird in diese Phasen unterteilt:
Bardo der Geburt
als Beginn meiner eigenen individuellen Existenz in einem der Daseins-Bereiche – nach buddhistischer Auffassung als Gott, Halbgott, Mensch, Tier, Hungergeist oder Höllenwesen.
Bardo der Lebensspanne
umfasst die Zeit in dieser mir vertrauten Welt.
Bardo des Todesprozesses
wird nicht nur als schmerzhaft bezeichnet, weil es körperliche Schmerzen geben kann, sondern weil es unendlich schwer fällt, buchstäblich alles loszulassen, was ich habe und von dem ich glaube, dass es mich ausmacht. Und weil ich absolut nicht weiß, was mich erwartet.
Bardo der Zeit nach dem Tod.
Der Buddhismus behauptet, dass nach dem Sterbeprozess im ersten Schritt die Natur des Geistes enthüllt wird. Alles, was mich als gewöhnliches Wesen ausmacht, ist vergangen. Es gibt nichts mehr, an dem ich mich festhalten könnte. Da ist nur formloses Gewahrsein. Und die Wahrnehmung von unglaublich intensivem strahlendem Licht.
Das sei der perfekte Augenblick für den Erleuchtung genannten endgültigen Ausstieg aus dem Kreislauf von Geburt und Tod.
Allen Menschen werde dieser Zustand offenbart. Wer diesen Zustand als solchen erkennt und darin verweilen vermag, sei unmittelbar befreit. Doch die meisten Menschen werden ihn nicht erkennen und vor dem grellen Licht zurück schrecken.
Dann werde durch mein erneutes Greifen nach einem Ich ein Stadium folgen, das einem Traum gleicht. In dieser Phase bin ich hellsichtig und kann mich allein durch meine Vorstellung unmittelbar an jeden Ort begeben. Wenn ich das Potential dieser Fähigkeiten sehen kann und wenn ich es sinnvoll nutze, kann es mich in einen überirdischen glückseligen Bereich führen. Buddhisten empfehlen das reine Land des Amitabha.
Dieser Abschnitt wird durch das Erscheinen einer Vielzahl von kraftvollen und oft beängstigenden Gestalten dominiert, das von meinen eigenen früheren Handlungen und Vorstellungen gesteuert ist. Deshalb wird nicht jeder diese Phase in gleicher Weise erleben.
In diesem Stadium sollte offensichtlich sein, dass alles leer von realer Existenz ist. Alles was erscheint, kann nur meinem eigenen Geist entspringen. Ich habe ja nichts anderes mehr. Diese Gestalten sind Truggestalten, Illusion und Hirngespinst.
Diese Illusion zu durchschauen, ist eine weitere Möglichkeit für die Befreiung.
Selbst wenn ich diese Gestalten als real ansehe, bin ich nicht verloren. Ich kann die dort auftauchenden friedlichen Wesen um Hilfe bitten und sie werden mich unterstützen.
Wenn ich diese Wesen als real wahrnehme, können mich die strahlend hellen und insbesondere die zornvollen Wesen erschrecken. Ich werde dann versuchen zu fliehen und flüchte in vermeintlich angenehme Bereiche in einem milden fahlen Licht, das mir vertraut erscheint und das mich an meine bisherige Welt erinnert. Vielleicht sehne ich mich danach, wieder in einen Körper und eine vertraute Umgebung zu kommen.
Bardo des Werdens.
Nun werde ich erneut inkarnieren. Wenn ich mitbekomme, was da geschieht, habe ich noch die Möglichkeit, mir den Ort meiner nächsten Inkarnation auszusuchen.
Meditation
Ein wesentlicher Grund für spirituelle Praxis – und vor allem für die Meditation – ist, meinen Geist kennen zu lernen, ihn zu zähmen und geschmeidig zu machen, so dass er kein Eigenleben führt, sondern meinem Willen gehorcht.
Ohne Geistestraining bin ich für die Zeit nach dem Tod schlecht gerüstet. Da ist es enorm wichtig, klar zu erkennen, was ist und mich unabgelenkt auf einen und nur einen Punkt zu konzentrieren. Jeder Gedanke und jedes Gefühl hat hier unmittelbare Auswirkung. Wenn ich an einen Ort denke, dann bin ich schon da. Es gibt ja keinerlei äußerliche Hindernisse und Beschränkungen mehr.
Ohne Vorbereitung kann ich diese Aufgabe kaum bewältigen, nämlich dieses besondere Licht zu erkennen und darin aufzugehen, an einen gewünschten überirdischen Bereich zu kommen oder wenigstens nicht am falschen Ort wieder geboren zu werden.
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