Endlichkeit. Leid erleben

Endlichkeit. Der Buddhismus behauptet: „Alles ist Leid.“ Ich denke oft, ja es gibt Schlimmes, aber irgendwie bin ich davon überzeugt, dass es mich nicht trifft. Mir wurde Leid ziemlich deutlich gezeigt und dann verblasst das wieder, was geschehen ist, und wird traumartig.

endlichkeit

Alles ist Leid“

Der Buddhismus wird oft mit der Aussage zitiert: „Alles ist Leid.“ Das finde ich nicht. Ich habe in meinem Leben viel Schönes erlebt.

Und. In meinem Leben bin ich kaum ernsthaft als Patient in einem Krankenhaus gewesen – im letzten Jahr gleich vier Mal. Ich sehe: Leid lässt sich nicht vermeiden.

Leid selbst erleben

Mein Ausscheidungssystem ist durcheinander. An einem Tag hatte ich Blut im Urin. Ich bekam enorme kaum auszuhaltene Schmerzen. Die Schmerzen kamen in Wellen und wurden unerträglich. Lieber sterben, als weiter leben. Ich habe aus vollen Kräften geschrien und gewimmert. Es war mir egal. Keine Rücksicht auf irgendetwas. Kurz vor einer Ohnmacht.

Eine resolute Urologin legte mir einen Blasenkatheter. Der Urin floss ab und die Schmerzen waren wie von Zauberhand völlig verschwunden. Welche Erlösung. Als wenn einfach ein Schalter umgelegt würde.

Die Angst vor der Angst

Operation. Hoffentlich gibt es nicht wieder Komplikationen. Viel Angst. Wechselnde Stimmungen. Die Angst vor der Angst. Und dann wie ausgewechselt, wenn wieder neue Hoffnung kommt, wenn die Ärzte etwas Gutes erzählen. Und immer wieder kleine Freiheiten.

Etwas später

Aus heiterem Himmel bekam ich unglaublichen Schüttelfrost. Dann schmerzte mein linker Brustkorb ein wenig. Schließlich ließ ich mich in die Notaufnahme bringen.

Wir dachten, das schauen sich die Ärzte an und dann fahren wir wieder. Ich sah selbst auf dem Röntgenbild einen ziemlich großen weißen Fleck. Man hat mich dann gleich da behalten und schließlich für 14 Tage.

Ekel

Ein kleiner Schlauch wurde in meinen unteren Brustraum geleitet kurz über dem Zwerchfell und eine Flüssigkeit kam heraus, die aussah wie ein Smoothie aus Spinat und Kiwis. Mein Innenraum wurde dann mehrmals mit einer Medikamentenflüssigkeit gespült. Da wären Blutbestandteile am Werk, die ähnlich wie Pattex wirkten und dort unwiederbringlich Dinge zusammenkleben und das Brustvolumen dauerhaft beeinträchtigen würden.

Eine durchaus lebensbedrohende atypische Lungenentzündung. In meinem Alter sterben Menschen daran.

Warten

Ein Krankenhaus besteht überwiegend aus Warten. Und wenn das angekündigte Ereignis nicht heute eintrifft, dann wohl ziemlich sicher am nächsten Tag.

Das Leid der anderen

Einer hatte Krebs im Kopf und wartete auf den Tod. Mit seiner Partnerin besprach er letzte Dinge wie Kontovollmachten und den Umgang mit den Banken.

Es gibt ein Grundrecht auf Fernsehen. Es ist ihnen wichtiger als ihre Genesung. Es kommt zu bösen Blicken und zu Bedrohung, wenn ich versuche, das ein wenig in Frage zu stellen.

Mit zwei uralten dementen Männern auf einem Zimmer. Der eine sah schrecklich aus, wie meine Mutter unmittelbar nach ihrem Tod, mit weit offenem Mund und starrem Blick an die Decke und ein Kopf, wie ein vertrockneter Vogelkopf. Beide brammelten und röchelten.

Die Freude nach dem Leid

Wir fuhren mit der frohen Botschaft zurück, es gäbe zwar noch einige Narben, da könne man aber nichts machen und insofern sei ich jetzt wieder gesund.

Im Prozess der Genesung. Neue Freiheit. Beim Spazierengehen fühle ich mich wie ein Vogel, breite die Arme aus und fühle den ungewöhnlich warmen Winterwind. Springen, hüpfen, die Arme ausbreiten und in die Luft.

Dankbarkeit

Diese Zeiten geben mir Gelegenheit, dankbar zu sein. Was ist das für ein Geschenk, ein Haus oder eine Wohnung zu haben, dass ich Spazierengehen kann und Joggen. Ich habe alles, was ich brauche und noch viel mehr. Die Bäume wachsen, die Blumen haben so schön geblüht.

Das Leben wird gleichzeitig intensiver und gleichförmiger. Intensiver, weil das Thema Endlichkeit und Vergänglichkeit immer offensichtlicher und handgreiflicher wird.

Freunde

Wenn man Probleme hat, dann kann man sehen, was man für Freunde hat. Ich bin überwältigt von den vielen guten Wünschen. Da sind so viele Menschen, die an mich denken. Hoffentlich würde ich und werde ich ihnen gegenüber genau so gut handeln und für sie da sein.

Fazit

Ich denke so oft, ja es gibt Schlimmes, aber irgendwie bin ich immer davon überzeugt, dass es mich nicht trifft. Mir wurde es ziemlich deutlich gezeigt und jetzt verhalte ich mich wieder so, wie vorher. Das was geschehen ist, verblasst und wird traumartig.

raum-fuer-meditation

 

Unten auf dieser Seite könnt Ihr den Artikel kommentieren. Ich würde mich über Kommentare freuen.

Und ihr könnt meine regelmäßigen Beiträge auch abonnieren.

follow.it | Feedburner Alternative – Get more readers

Hier gibt es Stichworte, die zu mehr als 200 weiteren Blog-Artikeln führen:

https://www.raumfuermeditation.de/stichworte-zur-meditation/

Hier geht’s zu den Tipps zur Meditation:

https://www.raumfuermeditation.de/meditation-tipps/

Das ist die Startseite zu “Raum für Meditation”: 

https://www.raumfuermeditation.de/

Schreibe einen Kommentar