Das kommt darauf an, was du unter Gebet verstehst.
Ein Gebet richtet sich nicht unbedingt an den allmächtigen Gott. Es geht um eine Verbindung zu einem höheren Wesen oder ganz allgemein zu etwas Transzendentem. Ich kann auch an das Universum denken oder an einen tiefen Aspekt in mir selbst.
Bei einem Gebet kann es um ein Wünschen gehen. Vielleicht brauche ich jemanden, gegenüber dem ich mich ganz heimlich mal ausweinen und Schwäche zeigen kann. Vielleicht brauche ich Trost. Ich möchte ein Problem los werden oder suche eine Lösung.
Der Betende erwartet meist eine Antwort. Es könnte allgemein um Zwiesprache oder um Zuwendung gehen. Ich kann auch danken, mich beklagen, bereuen und vergeben, um Segen bitten.
Ein Gebet kann in Meditation übergehen, wenn der Betende eine einzige Gebetszeile wie ein Mantra stetig wiederholt. Da wird eine Wesenheit angesprochen mit einer immer wieder erneuerten Bitte: „Denke an mich!“, „Erbarme dich meiner!“ oder „Segne mich!“.
Beten kann über Sprechen hinaus gehen und den Charakter eines Hinhörens und Hinspürens annehmen. Ich vertrauen auf das Göttliche, auf die Wesenheit, auf die Kräfte. Ich öffne mich und werde ein Gefäß für den Segen. Das Göttliche ist hier. Ich spüre es.
Beten ist dann zu Meditation geworden. Dann ist es eher ein Sein mit dem Göttlichen, ein Stillwerden und in Seiner Gegenwart zur Ruhe kommen.