In Harmonie. Die Kalligrafie eines revolutionären Geists

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In Harmonie. Der Künstler Xu Wei aus der chinesischen Ming-Dynastie wird als exzentrischer Außenseiter und unzufriedener Mensch geschildert mit einem bewegten Leben und doch hat er offenbar ein großes Kunstwerk geschaffen, das schon durch die Art der Kalligrafie Harmonie ausstrahlt. Die Zeichen fließen weich, nur ein wenig in sich verschlungen. Das ist einfach schön. Das sieht aus, wie mit sich und der Welt im Einklang. Wenn ich davor sitze, kann ich meine Gedanken loslassen. 

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Das ist ein großes Kunstwerk, selbst wenn man die Schriftzeichen nicht kennt. Diese sind sehr harmonisch, weich fließend, nur ein wenig in sich verschlungen. Das ist einfach schön. Das ist nicht gewollt. Da ist auch nichts ekstatisch oder zornig. Das sieht aus, wie mit sich und der Welt im Einklang. Ja, das ist meditativ. Wie der Akt des Kalligrafierens auch eine Form der Meditation sein kann. Und wenn ich davor sitze, kann ich meine Gedanken loslassen und nur noch sein. Keine Kalligrafie, kein Betrachter.

Das scheint nun gar nicht zu dem Künstler zu passen. Die Kalligrafie wurde von dem Künstler Xu Wei geschaffen oder ihm zugeschrieben, der während der Ming Dynastie von 1521 bis 1593 lebte.

Der Maler, Dichter, Schriftsteller und Dramatiker Xu Wei wird als exzentrischer Außenseiter und unzufriedener Mensch geschildert mit einem bewegten Leben. Die Eltern starben früh, er bestand nur die erste Beamtenprüfung, verdingte sich als Sekretär, brachte seine dritte Frau um, wurde ins Gefängnis geworfen, versuchte Selbstmord. Psychisch krank und erfolglos beendete er sein Leben in Armut.

Es heißt, er spritzte und goss eine Menge Tinte auf’s Papier. Er beeinflusste und inspirierte durch seinen revolutionären Malstil mit dramatischen Linien nachfolgende Maler-Generationen.

Für diese Kalligrafie gilt das sicher nicht. Für sie gilt eher das Gegenteil. Vielleicht stammt sie aus einer Zeit, in der es dem Künstler besser ging, vielleicht hat er sich gelegentlich in Meditation zurück gezogen. Ich weiß es nicht.

Auch der Inhalt der Kalligrafie passt nicht zu einem chaotischem kranken Leben. Das liest sich wie ein Anleitung zur Meditation.

Darauf gibt es 16 chinesische Zeichen, je 4 Stück in einem Block. Die rechts oben anfangenden 4×4 Blöcke bedeuten jeweils ungefähr:

Charakter

ruhig

Leidenschaft

entkommen

Wer zur Ruhe kommt, wird frei von wilden Emotionen.

Herz

bewegen

Geist/Mind

erschöpft

Wenn die Emotionen zur Ruhe gekommen sind, dann kommt auch der Geist zur Ruhe.

darauf achten

ursprünglich

Ideal

füllen

Du darfst nicht aufgeben, wenn du das Ziel erreichen willst.

eins nach dem anderen

Inhalt

Idee

bewegen

Gehe Schritt für Schritt.

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Diese Kalligraphie und viele weitere sind auch in einem Buch enthalten und kommentiert:

ZEN + NICHT-ZEN. Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien

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