Kontemplation – was ist das und wie arbeite ich mit ihr?

Kontemplation. Erkenntnis erlangen wir meist, indem wir gedanklich heraus bekommen, worum es geht. Bei der Kontemplation geht es um ein Erkennen jenseits von grübeln und nachdenken.

Kontemplation

Es gibt zwei Wege zur Erkenntnis. Der eine Weg geht über nachdenken, grübeln, intellektuell durchdringen. Wir erwägen, denken hin und her, probieren gedanklich aus. Wir versuchen gedanklich heraus zu bekommen, worum es geht. Das ist ein zielgerichtetes Forschen, das Konzentration und Anstrengung erfordert.

Auf dem anderen Weg lassen wir das Problem los. Das kennen wir alle. Manchmal grübeln wir über ein Problem und finden keine Lösung, so sehr wir uns auch bemühen und anstrengen. Schließlich geben wir auf. Es hat doch keinen Zweck. Wir lassen los und kümmern uns für den Augenblick nicht mehr darum. Wir gehen vielleicht ins Bett und schlafen erst einmal darüber. Und dann wachen wir auf und haben wie aus heiterem Himmel eine Lösung.

Bei der Kontemplation versuchen wir gar nicht das, mit dem wir uns beschäftigen wollen, intellektuell zu durchdringen und zu verstehen. Wir geben sozusagen von vornherein auf. Ja, da ist noch dieser Text, diese Idee. Aber wir kümmern uns nicht mehr darum. Wir schalten den denkenden Geist aus. Wir lassen dieses Problem in uns einsinken. Wir schlafen aber nicht, sondern bleiben achtsam. Wir lassen den Gegenstand der Betrachtung los, ohne ihn aufzugeben.

Der Begriff Kontemplation geht auf das lateinische contemplatio zurück, das so viel wie “konzentriertes Betrachten” oder “betrachten von allen Seiten” bedeutet. Dabei geht es um das Anschauen und das Kennenlernen eines geistigen Gegenstands, in den man sich vertieft, über den man nachsinnt, um ihn zu erfassen und darüber Erkenntnis zu gewinnen. Es geht um eine intuitive Einsicht. Der Fokus liegt auf einem Gedanken oder einem kurzem Text. Die Kontemplation bietet einen Zugang zu Einsichten, die vielleicht auf einem anderen Weg nicht zu bekommen sind. Mit ihr erfasst der Erkennende staunend und mühelos die Wirklichkeit.

Wie unterscheiden sich Meditation und Kontemplation? Wenn man sich genauer mit der Kontemplation beschäftigt und das große Bild sieht, dann verschwimmen die Unterschiede.

Die Kontemplation ist ein abendländischer Weg, der sich bis in die Antike verfolgen lässt und vom Christentum übernommen und ausgebaut worden ist und zu einer Haltung und Lebensweise werden kann, die das gesamte Leben bestimmt.

Es hat viele Ideen, Wege und Diskussionen zur Kontemplation gegeben. Kontemplation auf der höchsten Ebene bedeutet Erfahrung von nicht sinnlich wahrnehmbaren Erkenntnisobjekten. Sie bietet einen besonderen Zugang, weil sie gerade über den dualistischen Geist hinaus gehen und damit die Realität von einer anderen Seite erfassen kann. Die Erkenntnis wird nicht unmittelbar angestrebt, sondern quasi vorgefunden. Es ist ein unmittelbares geistiges Erfassen, ein überrationales Erkennen jenseits aller Vorstellungen und Begriffe. Diese Kontemplation kann zum Unsagbaren führen, zu einem unbeschreibbaren, nicht-dualen Bereich. Der Praktizierende dringt immer tiefer ins Innere der Wirklichkeit vor. Es geht ganz letztlich darum, Gott zu erkennen und mit ihm eins zu werden.

So betrachtet ist die Unterscheidung von Kontemplation und Meditation schwierig. Beides sind Stufenwege und es gibt Stufen, die sehr ähnlich aussehen.

Wenn man Meditation als den Zustand ohne Ablenkung versteht, dann fallen einige Stufen der klassischen Kontemplation eindeutig darunter. Dann kann auch Kontemplation Meditation sein.

Die Vereinigung mit Gott und Versenkung dürften nicht-duale Zustände sein. Dann sind Meditation und Kontemplation auch im höchsten Ziel identisch. Dann wird Gott nicht mehr als Person wahrgenommen, denn die wäre vom Betrachter getrennt.

Was bleibt, ist die unterschiedliche Herkunft und Geschichte und die besondere Körperhaltungen bei der Meditation mit ihren besonderen Details, wie Atem, Blick, Handstellungen. Aber da gibt es auch in der Meditation große Unterschiede und vielleicht kenne ich mich in der Meditation nur besser aus und kenne nicht die Feinheiten der ernsthaften Kontemplation. Kontemplation ist vielleicht einfach der abendländische Weg der Meditation.

Für praktische Zwecke können wir vielleicht festhalten: Bei der Kontemplation liegt der Schwerpunkt auf einem Problem, für das der Praktizierende nicht-intellektuell eine Lösung finden möchte. Kontemplation ist letztlich auf ein Ziel hin gerichtet, auf eine spezifische Erkenntnis.

Bei der Meditation kann die Aufmerksamkeit auf einen und nur einen Meditationsgegenstand gerichtet sein oder da ist einfach nur Offenheit ohne besondere Gedanken. Die Meditation zielt auf einen geistigen Zustand, wobei es nicht um die Lösung eines Problems geht. 

 

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