Los werden. Manjusri, die Verkörperung der Weisheit, schwingt das Schwert. Er fordert mich auf, mich von allem zu trennen, was ich nicht brauche. Ganz letztlich bin ich aufgefordert, mich von aller Unwissenheit und allen Illusionen zu trennen.
Dieses tibetische Rollbild aus dem 19. Jahrhundert – Thangka – hat verschiedene Dimensionen:
Das ist ein exotisches Kunstwerk, das ich schön finden kann.
Es ist ein Heiligenbild. Den Heiligen kann ich als Symbol sehen oder ihn auch als Wesenheit ernst nehmen und ihn verehren und um etwas bitten.
Und schließlich gibt es hier ein dominierenden Symbol: das Schwert.
Ein Schwert
In diesem Bild springt eine Gestalt ins Auge, die ein Schwert schwingt. Das ist Manjusri, die Verkörperung der Weisheit aller Buddhas.
Ein Schwert dient zum Durchschneiden. Im übertragenen Sinn ist Durchschneiden wesentlich für mein Leben. Es fordert mich auf zur Gewissenserforschung.
Was habe ich für einen Plunder, den ich nicht brauche und den ich wegwerfen oder verschenken könnte? Was – und auch wen – brauche ich noch – wovon kann ich mich trennen? Was kann ich los werden. Was ist wirklich unbedingt notwendig? Was möchte ich behalten, weil es mein Leben angenehmer macht und bereichert? Und von was – oder von wem – sollte ich mich trennen, weil es hinderlich oder schädlich ist? Was bringt mich immer wieder in eine schwierige Situation? Was hindert mich daran, glücklich zu sein?
Was habe ich für schlechte Gewohnheiten? Welche inneren Widerstände sollte ich überwinden? Ich könnte mich von meiner Faulheit, Sturheit und Härte, von meinem Geiz und meinen Launen trennen. Vielleicht kann ich sie los werden.
Ganz letztlich bin ich aufgefordert, mich von aller Unwissenheit und allen Illusionen zu trennen, um zu letztendlicher Erkenntnis und Weisheit zu gelangen.
Unwissenheit
Unwissenheit meint meine generelle Unwissenheit. Ich halte etwas für wahr, das es so nicht gibt und klebe an Dingen, an Vorstellungen und Konzepten. Ich bin in meiner Welt total verstrickt.
Der Buddhismus behauptet, wir seien verblendet und was wir wahrnehmen, sei eigentlich ganz anders. Nichts hat eine feste Substanz. Eigentlich ist alles nur eingebildet und erträumt. Was aber bekanntlich nicht heißt, dass es das nicht gibt.
Manjusri kommt mit seinem großen Schwert und haut alles durch. Alles, was ich für wahr und für richtig halte, selbst alles was ich wahrnehme, sollte auf den Prüfstand. Wenn ich mich wirklich von aller Illusion trennen würde, würde ich nirgendwo mehr festhängen. Ich wäre aus diesem verdummenden Schlaf aufgewacht und völlig frei. Es gäbe keine Dualität, keinen Unterschied zwischen innen und außen, zwischen dir und mir mehr. Es gäbe nur ursprüngliche Reinheit und Klarheit, Leere, die immer da war und immer bleiben wird und unkonditioniertes Glück. Ich könnte alles los werden.
Deshalb ist das Schwert Manjushris auch eine Fackel. Er hält ein flammendes Schwert, das als Fackel durch das Licht der Erkenntnis die Dunkelheit der Verblendung vertreibt.
Manjushri, die charmante Herrlichkeit oder auch der mit der ausgezeichneten Stimme
Manjushri ist der Bodhisattva, der die Weisheit, das Wissen und die Einsicht aller Buddhas verkörpert. Er gilt als Schutzherr der Gelehrten und Studierenden. Er wird besonders um Hilfe angerufen für Einsicht, Klugheit, Wachheit und Fertigkeiten im Reden.
Sein Mantra lautet: OM AH RA PA TSA NA DHIH.
Seine Rechte hält das Flammenschwert und seine Linke einen Stängel mit einer Lotosblume und zwei Lotosknospen. Auf der Blume liegt ein Buch, das die endgültigen Verwirklichung durch perfektes Wissen und transzendente Weisheit repräsentiert. Bei dem Buch denkt man oft an die Prajnaparamita – das Herz-Sutra.
Er erscheint hier als gelber Manjushri in seiner zweiarmigen Form auf einem Lotosthron sitzend. Er trägt reichen fürstlichen Schmuck, darunter eine fünffache Lotoskrone sowie ein flammendes Juwel auf dem Haarknoten. Um seine Schultern liegt ein grüner Schal, um den Körper ist ein weißes Band geschlungen. Ein grüner Nimbus mit rotem Rand und eine blaue Aureole mit breitem Goldrand umgeben ihn. Die dunkelblaue Aureole steht für die Weisheit der Erwachten und der grüne Heiligenschein für ein Handeln aus Mitleid.
Links über dem zentralen Manjushri residiert Avolatikeshvara, das Mitgefühl aller Buddhas. Auf der anderen Seite steht ein dunkelblauer flammender zornvoller Vajrapani, Symbol der erleuchteten Kraft aller Buddhas. In seiner Rechten hält er einen Vajra, mit der Linken formt er die Mudra der Bedrohung. Um seine Hüften ist ein Tigerfell geschlungen.
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