Maitreya – ein Thangka des zukünftigen Buddhas

Maitreya, der zukünftige Buddha. Wie schlimm die Zeiten auch sein mögen, es wird eine Zeit kommen, da ist alles gut. Und diesen Buddha gibt es schon jetzt als Bodhisattva im Tushita-Himmel. Ich kann mich schon jetzt an ihn wenden. Man kann sich vor so ein Bild setzen und mit ihm meditieren.

Maitreya

 

Dieses Rollbild – ein Thangka aus Tibet oder Bhutan aus dem 18. oder 19. Jhd. – ist, wie viele andere, voll gemalt wie ein Wimmelbild. Man kann in ihm quasi spazieren gehen. Es ist voller Details und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das ist manchmal Detektivarbeit.

So ein Bild dient der Andacht und der Inspiration. Man kann sich davor setzen und mit ihm meditieren.

Maitreya Thangka

 

Dieses Bild wird beherrscht von einer Person, die übergroß das Zentrum einnimmt und wie der historische Buddha aussieht. Sie sitzt mit gekreuzten Beinen auf einem einfachen Lotos und sie ist in eine orange Robe gekleidet, vom Kopf gehen grüne Strahlen aus und der ganze Körper erstrahlt blau. Die Hände zeigen die Geste des Drehens des Rades der Lehre. Bei so einer Darstellung hat alles eine besondere Bedeutung.

Das orange Kleidungsstück weist die Person als Mönch aus. Die dunkelblaue Aureole steht – wie beim Buddha Shakyamuni – für die unergründliche Weisheit des Erwachten, der grüne Heiligenschein für sein mitleidsvolles Wirken. An der Geste erkennt man den großen Lehrer aller Wesen.

Entscheidend zur Identifizierung ist aber etwas anderes. Seine Stirn schmückt ein Stupa. Daran erkennt man Maitreya, den Buddha der Zukunft, den künftigen Weltenlehrer. Der Stupa mit den Relikten des Sakyamuni soll ihm helfen, sich als dessen Nachfolger zu etablieren.

Ich habe lange nicht viel mit ihm anfangen können. Was hilft mir ein Buddha, der irgendwann mal erscheinen soll?

Ich denke, es sind gleich zwei Aspekte, die ihn wichtig machen. Einmal gibt er Hoffnung. Wie schlecht und schlimm die Zeiten auch immer sein mögen, ob es Krieg gibt, ob sich niemand mehr um gutes Verhalten kümmert, wenn der Buddhismus in Vergessenheit geraten ist, es wird eine Zeit kommen, da alles gut ist, wo gerecht und friedlich regiert wird und wo alle Menschen glücklich sind.

So eine Verheißung hilft den Menschen, vieles zu ertragen und vielleicht jetzt schon glücklich zu sein, obwohl die Umstände nicht danach sind.

Und zweitens gibt es diesen Buddha ja jetzt in diesem Augenblick schon. Bis zu seiner Geburt auf dieser Erde lebt er als Bodhisattva Natha im Tushita-Himmel. Er ist ein Bodhisattva, also ein Wesen, das geschworen hat, allen fühlenden Wesen zu helfen und das auch dazu in der Lage ist. Ich kann mich also genau so gut an Maitreya wenden, wie an Padmasambhava oder an Avalokiteshvara.

 

maitreya-als-moench-xuanzang

 

Wenn man dies Bild noch weiter erforscht, dann erkennt man direkt unter Maitreya eine vergleichsweise kleine Figur, die ein Tragegestell schultert. Vor ihr zeigt sich ein großes Tier. In der rechten Hand hält sie ein goldenes Gefäß und in der anderen einen Yakschwanz. Das goldene Gefäß ist ein Weihrauchbrenner und ein weiteres Attribut von Maitreya, ebenso wie der Yakschwanz, der als Fliegenwedel dient, aber auch ein Herrschaftszeichen ist. Das ist Maitreya in einem früheren Leben, in dem er als der chinesische Gelehrte und Mönch Xuanzang im 7. Jahrhundert Indien besuchte und die heiligen buddhistischen Schriften nach China brachte.

Über dem Mönch kann man eine kleine rote Figur erkennen. Das ist der rote Amitayus, eine Erscheinungsform des Buddhas des grenzenlosen Lichts und des langen Lebens, der die grenzenlose lichthafte Natur unseres Geistes verkörpert. Dieser hat ihm einen Tiger zum Schutz vor wilden Tieren zur Seite gestellt. Von dem wird erzählt, dass er ursprünglich sehr wild gewesen und dann rein vegetarisch ernährt worden und dadurch zahm geworden sei.

Dieser Mönch wurde später als Dharmatala ein Diener der 16 Arhats und der Tiger schützt nun auch sie.

Auf dem Thangka gibt es noch einiges mehr zu entdecken. Von den 16 Arhats sind hier die letzten vier in der Reihenfolge abgebildet. Diese Arhats sind Jünger Buddhas, allesamt erleuchtete Wesen und schon bei den Versammlungen am Geiergipfel dabei gewesen. Hier hielt Buddha seine besonders tiefgründigen Predigten und hier wurden Lehren geteilt, auf denen das Herzsutra beruht. Bevor er starb hat Buddha seine Lehre diesen sechzehn großen Arhats anvertraut.

Jeder dieser Arhats hat natürlich seine eigene Geschichte und lässt sich anhand seiner Attribute identifizieren.

Über allem thront ein Lama der Gelugpa-Konfession der tibetischen Buddhisten, zu der auch der Dalai Lama gehört. Man erkennt sie an ihren gelben Hauben. Das könnte Tsongkhapa, der Gründer der Gelugpa sein.

Und ganz unten auf dem Bild sind zwei er acht Dharmapalas abgebildet, Wächter der Richtungen und Beschützer der Lehren.

Maitreya ist ein Bodhisattva. Im ursprünglichen Buddhismus ist er sogar der einzige Bodhisattva – also ein Mensch, der geschworen hat, auf seine endgültige Befreiung zu verzichten, bis er allen Wesen geholfen hat, vor ihm das große Ziel zu erreichen. Diese Richtung des Buddhismus geht davon aus, dass es so unglaublich schwer ist, die Befreiung zu erlangen, dass es dazu vieler Leben hintereinander bedarf, im steten Bemühen, all das selbst abzutragen, das jeder einzelne im Laufe vieler Leben an schlechten Taten und Verdunklungen angesammelt hat. Da ist die Hoffnung und die Sehnsucht nach dem Helfer und Erlöser Maitreya besonders groß.

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