Meister Eckehart

Meister Eckehart, ein Mensch aus dem Europa um 1400, der die Dinge radikal durchdacht hat. Seine Schriften zeigen ein tiefes universelles Verständnis der letztendlichen Wahrheit im christlichen Gewand. Er geht von Bibelzitaten aus und öffnet uns an Hand seiner Interpretationen die Augen.

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Schongauer Maria im Rosenhag - Detail

Meister Eckehart war ein Mensch des europäischen 13. und 14. Jahrhunderts mit Stationen in Erfurt, Köln, Paris, Straßburg, der die Dinge so radikal durchdacht hat, dass seine Zeitgenossen sie oft nicht verstanden und er sie tröstete, sie sollten nicht betrübt sein, wenn sie ihn nicht verstünden. Er hat die Inquisition hellhörig gemacht, die ihn sicher verbrannt hätte, wenn er nicht rechtzeitig gestorben wäre.

Einer meiner Lieblingsautoren. Ich krieg mich gar nicht mehr ein vor Begeisterung. Er spricht all die wichtigen Themen an, die die Wahrheit ausmachen. Wer oder was ist Gott? Wie erfahre ich die Wahrheit? Der Verstand hilft nur bis zu einer bestimmten Stelle. Die Wahrheit ist nur innen zu finden. Du musst still werden. Lebe im Augenblick.

Einiges habe ich in anderem Zusammenhang unter anderem Namen gehört: Leere, Egolosigkeit, Nicht-Dualität, Bodhichitta, Meditation, Stille.

Seine Schriften zeigen ein tiefes universelles Verständnis der letztendlichen Wahrheit im christlichen Gewand. Christliche Mystik, die sich mit den Klassikern des Ostens messen kann.

Er geht von Bibelzitaten aus und öffnet uns an Hand seiner Interpretationen die Augen. Er zeigt, dass man die letztendliche Wahrheit in jedes Gewand kleiden kann. Die Wahrheit selbst bleibt immer gleich. Es gibt nur eine Wahrheit, der man sich auf unterschiedlichen Wegen nähern kann.

Es geht hier darum, auf ihn aufmerksam zu machen. Um ihn voll zu kosten, sollte man mal einen ganzen Text von ihm lesen und einzelne Sätze auf sich wirken lassen. Die einzelnen Texte bauen nicht aufeinander auf. Man kann sich einfach etwas herausgreifen. Als Traktate und Predigten besitzen sie eine überschaubare Länge und sind aus sich heraus verständlich.

Ein paar Kostproben von Meister Eckehart

„Gott hat die Welt in der Weise geschaffen, dass er sie immer noch ohne Unterlass erschafft.“

„Alles, was vergangen oder zukünftig ist, das ist Gott fremd und fern.“

„Gott wird des Liebens und Wirkens nimmer müde, und auch ist ihm, was er liebt, alles eine Liebe. Und darum ist es wahr, dass Gott die Liebe ist.“

„Göttliches Wesen ist nichts gleich; in ihm gibt es weder Bild noch Form.“

„Alles, was Gott wirkt, das ist Eins.“

„Man soll Gott nicht als außerhalb von einem selbst erfassen.“

„Der ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts weiß und nichts hat.“

„Nur das ist Armut im Geiste, wenn der Mensch so ledig Gottes und aller seiner Werke steht, dass Gott, dafern er in der Seele wirken wolle, jeweils selbst die Stätte sei, darin er wirken will. … In dieser Armut erlangt der Mensch das ewige Sein wieder, das er gewesen ist und das er jetzt ist und das er ewig bleiben wird.“

„Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig gewesen und bin ich jetzt und werde ich ewiglich bleiben. Was ich meiner Geborenheit nach bin, das wird sterben.“

„Denn mir wird in diesem Durchbrechen zuteil, dass ich und Gott eins sind. Da bin ich, was ich war, und da nehme ich weder ab noch zu, denn ich bin da eine unbewegliche Ursache, die alle Dinge bewegt.“

„Und da man ein Bild hat nur von dem, was außerhalb von einem ist … so wäre es unmöglich, dass du jemals durch irgendein Bild selig werden könntest. Und daher muss da Schweigen und Stille herrschen, und der Vater muss da … seine Werke wirken ohne alle Bilder.“

„Dass es das allerbeste und alleredelste, wozu man in diesem Leben kommen kann, ist, wenn du schweigst und Gott wirken und sprechen lässt.“

„Entziehe dich der Unruhe äußerer Werke! Fliehe weiterhin und verbirg dich vor dem Gestürm innerer Gedanken, denn sie schaffen Unfrieden! – Soll daher Gott sein Wort in der Seele sprechen, so muss sie in Frieden und in Ruhe sein: dann spricht er sein Wort und sich selbst in der Seele, – kein Bild, sondern sich selbst.“

„Gott wirkt ohne Mittel und ohne Bild, und je mehr du ohne Bild bist, um so empfänglicher bist du für sein Einwirken, und je mehr du nach innen gekehrt bist und je selbstvergessener du bist, um so näher bist du diesem.“

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Claudia

    Ich verstehe es auch so, daß zu allen Zeiten und überall Menschen auf der Suche sind. Nach etwas, das größer ist als wir oder nach der letztendlichen Wahrheit. Wie Du schreibst, „hilft uns der Verstand dabei nur bis zu einer bestimmten Stelle. Die Wahrheit ist innen zu finden. Du mußt still werden.“
    Innen könnte etwas sein, das uns verbindet mit diesem Größeren oder da könnte ein Teil dieses Größeren in uns sein. Das wäre aber genau genommen wieder Dualität, Getrennt sein. Also muß ich andersrum denken. Dieses Größere besteht vielleicht aus Uns, aus allen fühlenden Wesen, alles was lebt bildet dieses Größere (Gott?). Ich mag gerne den Ausdruck „Alles was Odem hat“. Dieser Odem Gottes unterscheidet Lebendes von Unbelebtem. Angeblich ist dieser Unterschied messbar und wiegt 12 Gramm. Das muss man wieder Philosophen und Physiker fragen und die MystikerInnen.
    Lieber Tomo, es macht großen Spaß, von Deinen Texten angestupst zu werden und einen Kommentar zu schreiben.

    1. Tomo

      Und ich bin ganz begeistert von Deinen Kommentaren liebe Claudia.

  2. Tomo

    Das habe ich noch dazu bekommen:
    Ich fand eben das Stichwort „Mystiker“ gut, das sind Erwachsene, die wie Kinder existenzielle Fragen stellen und damit sind wir wieder bei Franziskus oder zeitgenössisch Dorothee Sölle, Sufis, Zen usw. Unendliches Thema, so wie ich mir das unendliche Fragen stellen als Kreis denken kann, eben unendlich, und eben nicht linear.
    So hängt alles zusammen und es geht unendlich weiter.
    Sind nicht Mandalas eine Darstellung dieser Unendlichkeiten? Und Achtung: jetzt wirds ganz abgefahren: Mandalas bilden die Schöpfung doch dreidimensional ab und sogar die vierte Dimension Zeit oder Unendlichkeit ist durch das ständige Zerstören und wieder neu anfangen des Bildes dargestellt. Wow. So einfach ist das nämlich alles.

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