Reinheit. Vajradhara – ein Symbol für alles was es gibt und für alles, was vorstellbar ist

Reinheit. Die Tibeter haben es verstanden, das Unsagbare und Unbeschreibbare in Symbole und Bilder zu packen. Wenn man alles ausschöpfen möchte, wofür Vajradhara steht, dann kann einem schwindlig werden – denn letztlich symbolisiert er die Realität selbst in all ihren Aspekten. Dann ist nichts nicht Vajradhara.

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Die Tibeter haben es verstanden, das Unsagbare und Unbeschreibbare in Symbole und Bilder zu packen. Sie schufen zwei Gestalten, Samantabhadra und Vajradhara, die den ultimativen Zustand verkörpern und zwar individuell als auch universell – auf der einen Seite diese Eigenschaft der Realität: „Nichts hat eine feste Substanz“ und auf der anderen Seite die Erleuchtung.

Vajradhara und Samantabhadra sind wesensgleich. Sie beschreiben exakt das gleiche; aber auf unterschiedliche Weise. Der eine – Samantabhadra – beschreibt den Zustand der Realität vor irgendeiner Manifestation. Der andere – Vajradhara – zeigt, was vorstellbar ist. Der eine ist nackt, ohne jegliche Attribute, um anzuzeigen, dass dieser Zustand eben nackt, ursprünglich und schnörkellos ist. Der andere ist das genaue Gegenteil – voller Schnörkel und Details.

Gemeinsam ist ihnen die tiefblaue Farbe, die Farbe eines transparenten Himmels in seiner unerforschlichen und unergründlichen Weite und Tiefe – ein Bild dieser „Leere“ und ein Bild des erwachten Geistes.

Das Bild

Dieses Thangka zeigt zentral und übergroß Vajradhara in dunkelblauer Farbe, die auch ein Zeichen seiner Buddhaschaft ist. Er sitzt, die Beine in der vollen Lotos-Position, auf einer Mondscheibe und einem vielfarbigen Lotus, dem Symbol der Reinheit. Er trägt den kostbaren Schmuck eines Herrschers, acht Juwelenornamente und fünf Seidenstoffe und die kunstvolle Krone eines Bodhisattva. Die Schmuckstücke repräsentieren die luzide Klarheit des Zustands der Erleuchtung.

Charakteristisch sind die vor der Brust gekreuzten Hände, ein Zeichen für Nicht-Dualität und Leerheit. Die Hände halten den Vajra und die Glocke und symbolisieren damit auch die Vereinigung von Weisheit und geschickten Mitteln. Diese Aussage wird bestärkt durch die linke, weibliche Hand mit der Glocke, die nach innen zeigt, als Zeichen seiner inneren Weisheit und der Leerheit, während die rechte, männliche Hand mit dem Vajra über der linken liegt, um die nach außen gerichtete Methode und das Mitgefühl zu symbolisieren.

Vajradhara sitzt auf einem kunstvollen von Schneelöwen getragenen Thron. Die Schneelöwen verweisen auf Tibet. Die Rückwand des Throns ist verziert mit Elefanten, mit Makaras – gefährlichen mythischen Wasserungeheuern, mit Pfauen als Zeichen des Sieges der Kräfte des Lichtes über die Kräfte der Dunkelheit und mit einem roten Garuda-Vogel, dem Symboltier des Dzogchen, der höchsten Form der Meditation und der letztendlichen Natur des Geistes. Die Elefanten machen die Größenverhältnisse deutlich. Sie sind winzig im Vergleich zu den Makaras und diese sind klein im Vergleich zu Vajradhara.

Den Thron flankieren die beiden Bodhisattvas Ratnamati und Sukhanatha in der Geste des Lehrens.

Rundherum finden sich Abbildungen von 84 Mahasiddas. Das sind Wesen, die durch die Kraft Vajradharas volle Verwirklichung erreicht und die normale menschliche Natur überwunden haben..

Wer ist Vajradhara?

Damit ist noch nicht klar, wer Vajradhara ist. Wenn man alles ausschöpfen möchte, wofür Vajradhara steht, dann kann einem schwindlig werden. Denn letztlich symbolisiert er die Realität selbst in all ihren Aspekten. Dann ist nichts nicht Vajradhara.

Er repräsentiert die Erleuchtung sämtlicher Buddhas. Er ist die letztendliche Natur von allem. Er ist ohne Ego, ohne Selbst, ohne Identität. Er ist die ursprüngliche erleuchtete Natur des Geistes, nicht konzeptuelles und nicht duales Gewahrsein.

Auf den verschiedenen Daseinsebenen nimmt er unterschiedliche Formen an. Auf der Dharmakaya-Ebene ist er Samantabhadra. Das ist die Ebene dieses „Alles ist ohne feste Substanz“, die Ebene des noch nicht manifestierten unerschöpflichen Potentials, aus dem aber alles entstehen kann.

Auf der Sambhogakaya-Ebene ist er Vajradhara. Als solcher ist er auf dem Thangka abgebildet. Das ist die Ebene der Gedanken, Pläne und Träume, die Ebene der jenseitigen Welt, der Paradiese, Himmel und Höllen. Deshalb trägt er hier überreichen Schmuck, um deutlich zu machen, dass sich hier etwas geformt und Gestalt angenommen hat.

Auf der Nirmanakaya-Ebene, unserer gewöhnlichen Realität, ist er der Buddha Shakyamuni.

Als Person gedacht ist er der ursprüngliche Buddha, aus dem zunächst die Hauptrepräsentanten der fünf Buddha-Familien entstanden sind, nämlich Akshobhya, Amoghasiddhi, Amitabha, Ratnasambhava und Vairocana und im nächsten Schritt auch sämtliche anderen Buddhas.

Praxis

Wenn jemand Hilfe braucht, wird sich dieser Mensch eher an ein anderes Wesen wenden. Vajradhara könnte so sehr in tiefster Ruhe versunken sein, dass er sich nicht direkt mit den Angelegenheiten der fühlenden Wesen beschäftigt. Es gibt die Vorstellung, dass er durch Vajrasattva und Vajrapani handele, die man als eine aktive Form von Vajradhara ansehen kann.

Name

Der Name Vajradhara bedeutet „Vajrahalter“ und ist eine ferne Erinnerung an den Ursprung des Symbols als waffentragende Nebenfigur des historischen Buddha. „Vajra“ bedeutet Diamant, magisches Instrument, mächtige Waffe und wurde zum Symbol mitfühlendes Handelns. Heute meint Vajradhara so etwas wie „Herrscher der Vajra-Wesen“.

Samantabhadra bedeutet so viel wie „immer gut“. Es geht um den perfekten Zustand, der nicht mehr verbessert werden kann.

Weiter lesen:

Welchen Charakter haben die  tibetisch-buddhistischen Wesenheiten ?

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Die drei Ebenen der Realität

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Wer ist Vajrapani?

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