Samantabhadra und Samantabhadri verkörpern das unerschöpfliche Potenzial, aus dem alles entstehen kann und immerfort entsteht. Man könnte sie als Symbol für die Wirklichkeit ansehen, für das Absolute in Nachbarschaft zum Göttlichen. Und es geht auch um einen Geisteszustand.
Dieses tibetische Tangka zeigt zwei menschliche Gestalten in inniger Vereinigung.
Beide Körper zeigen sich nackt, ohne irgendwelche Attribute oder Gesten – der eine regungslos, wie in tiefster Meditation, der andere in Ekstase, der eine nachtblau, der andere in strahlendstem Weiß.
Sie ruhen auf einem Lotossitz, umgeben von einer leuchtenden Aura.
Das sind Samantabhadra und Samantabhadri auf Sanskrit oder auf tibetisch Kuntuzangpo und Kuntuzangmo. Das bedeutet „universell“, „vollständig “ oder „immer“ und „segensreich“, „freundlich“ und gut.
Die Namen beschreiben demnach etwas vollständig oder immer Gutes. Das ist die Außensicht. Das Absolute selbst kennt keine Trennung nach „gut“ oder „schlecht“. Die Trennung kommt später. Dann entstehen die Dinge, Vorstellungen, Manifestationen, Konzepte und damit Bewertungen.
Diese Figuren sind – wie die Gestalt aller tibetischen Wesenheiten – überaus symbolisch. So wird selbst das Unsagbare und Unbeschreibbare erfahrbar.
Einerseits zeigt sich hier die Realität buchstäblich und in Person.
Und es geht auch um einen Geisteszustand.
Die männliche Figur erscheint in nachtblauer Farbe. Da erkenne ich erst kaum etwas. Da könnten sich das Unbekannte und das Geheimnisvolle verstecken. Da kann ich mir buchstäblich alles vorstellen, wie vor einer leeren Leinwand.
Alles was geboren oder geschaffen wurde, wird vergehen. Allein das Absolute oder der Urgrund ist nicht geschaffen und wird nicht vergehen. Samantabhadra verkörpert diesen Grund von allem, der frei ist von Ursachen und Bedingungen, das noch Ungeteilte, das noch ohne irgendeinen Makel, das noch nicht Manifestierte, das unerschöpfliche Potenzial, aus dem alles entstehen kann und immerfort entsteht.
Diese nachtschwarze Figur umarmt einen blendend weißen Körper. Das ist Samantabhadri, das Licht, das unmittelbar und vollständig die Dunkelheit vertreibt, so als habe es sie nie gegeben. Alles wird aufgedeckt und klar sichtbar. Da kann sich nichts mehr verbergen.
Samantabhadri symbolisiert den Aspekt der Klarheit unseres Geistes, den Zustand des erwachten Geistes.
Wenn alle Täuschungen der gewöhnlichen Realität durchschaut sind, wenn erkannt wird, dass alle Phänomene vergänglich und wahnhaft sind, dann wird diese wahre Natur des Geistes offenbar.
Da gibt es keine Konzepte und vorgefasste Meinungen, kein Ich und kein Nicht-Ich. Da gibt es auch keine Trennung zwischen der Realität da draußen und dieser subjektiven Seite, die diese Realität wahrnimmt.
Da ist nur noch reines, durch nichts berührtes Bewusstsein, das Gewahrsein des ewig gegenwärtigen Moments, ein vollkommener, weit offener, klarer Zustand. Das allgegenwärtige Potential zur Buddhaschaft, das immer war und immer sein wird, hat sich manifestiert.
Samantabhadri kann man auch als die alles erschaffende Mutter ansehen. Aus Samantabhadra und Samantabhadri entwickelt sich die Welt.
Nach tibetischer Vorstellung entstehen im ersten Schritt die fünf Dhyana-Buddhas und ihre Familien, die sich weiter entfalten zu den übernatürlichen Wesenheiten mit ihren vielfältigen Eigenschaften und die schließlich zu dieser Welt werden, die wir für real halten.
Samantabhadra und Samantabhadri symbolisieren auch – ähnlich wie das Yin-Yang-Zeichen – die Einheit von Gegensätzen:
Das eine ist nicht denkbar ohne seinen Gegenpol. Die Einheit von Leerheit auf der einen Seite und klarem Licht und den Erscheinungen auf der anderen, Innen- und Außenwelt, das Absolute und die Erscheinungen, männlich – weiblich, dunkel – hell.
Die Körper sind nackt, weil die Natur der absoluten Wahrheit leer von innewohnenden Eigenschaften ist. Deshalb tragen sie auch keinen Schmuck, keine Kronen, keine Attribute.
Samantabhadra wird mit unaufhörlicher, unparteiischer und alles durchdringender mitfühlender Energie assoziiert. Deshalb der Heiligenschein in der grünen Farbe des Mitgefühls.
Samantabadra und Samantabadri umgibt eine Aura aus glühendem Licht, eine ewige, ungehinderte, alles durchdringende, lebendige, reine und vibrierende Strahlkraft.
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