Sarnath – ein magischer Ort

Sarnath – ein Stupa zeigt den Ort an, an dem Buddha seine erste Predigt hielt und damit den Buddhismus ins Leben rief. Die alltägliche Welt tritt zurück und ich sehe Landschaften und Menschen und insbesondere spüre ich diesen Einen, der hier gewesen ist. Ich verliere das Gefühl für die Zeit und den Ort. Tiefe zeitlose Freude, keine Freude über irgend etwas, eher so etwas wie loslassen.

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Die Stadt Sarnath liegt in Nordindien im Bundesstaat Uttar Pradesh unweit des Zusammenflusses von Ganges und Varuna und ungefähr 10 Kilometer nördlich von der gar nicht heiligen und dennoch durch ihr exotisch-orientalisches Leben fesselnden Stadt Benares. Von dort fährt ein billiger Nahverkehrsbus nach Sarnath. Doch leider finde ich die Haltestelle nicht.

Der Fahrer des Motorrikscha verlangt einen exorbitanten Fahrpreis. Unverlangt, aber gegen Geld, hat mir jemand einen roten Punkt auf die Stirn gedrückt, als der Fahrer mal kurz anhielt, um noch weitere Passagiere mit zu nehmen. Über den roten Punkt hat sich dann ein buddhistischer Mönch köstlich amüsiert.

Mr. Rotpunkt findet sich in einer anderen Welt wieder. Nicht viel mehr als eine kleine staubige Dorfstraße und tiefer Frieden. Ich sitze am Straßenrand und sehen einige einfache Hütten. Da ist etwas Verschlafenes, Abgelegenes. Ich weiß nicht mehr, ob da Hähne gekräht haben. Aber das wäre eine passende Geräuschkulisse. Einer der friedlichsten Orte, die ich in Indien erlebt habe. Oder kam es mir nur so vor, weil die Eindrücke aus Benares noch so stark hafteten?

Eine Reihe buddhistischer Länder wetteifern auch in Sarnath um die schönsten Tempel und Klöster. Jetzt soll es noch eine 24 m hohe moderne Buddha-Statue geben. Und weil ich schon einmal da bin, schaue ich mir auch den kleinen Tierpark an, in dem in Erinnerung an den einstigen Gazellenhain oder Hirschpark, den es zu Buddhas Zeiten hier gegeben hat, ein paar Hirsche gehalten werden.

Den Mittelpunkt des Ortes und nahezu das einzige Bauwerk, das aus alter Zeit deutlich sichtbar ist, bildet der Stupa, der den Ort anzeigt, an dem Buddha seine erste Predigt hielt und damit den Buddhismus ins Leben rief.

Zwei weitere Reste von Ziegelstupas und ziemlich viele alte Ruinen, von denen eher nur Grundrisse erhalten sind. Fast nichts gibt es hier zu sehen, aber viel zu spüren.

Diese Stadt heißt in den alten Schriften auch Isipatana. Der chinesische Mönch Xuanzang, der im 7. Jahrhundert hier her kam, berichtet von 30 Klöster und 3000 Mönche. Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Stadt geplündert und dem Verfall überlassen und erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt und hergerichtet.

Ich erwerbe ein Bündel Räucherstäbchen und beginne den Stupa zu umrunden, immer wieder. Allmählich vergesse ich die jungen indischen Burschen und die japanische Dame, die gleich mir den Ort ehrt, und so etwas wie Freude steigt in mir auf. Ich verliere das Gefühl für die Zeit und den Ort. Tiefe zeitlose Freude, keine Freude über irgend etwas, eher so etwas wie loslassen. Als ob eine Last abfallen würde.

Später wandere ich durch alte Ruinen, durch Mauerreste, die Rechtecke umschließen. Überall große flache Ziegelsteine. Etwas entfernt ein weiterer Stupa, stärker verfallen. Ich besteige ihn wie einen Berg. Auch ihn habe ich meditierend umrundet. Etwas von Frieden. Aber auch etwas von Mahnung und Aufbruch.

Ich schlendere etwas die Landstraße hinunter auf den vor dem Ort liegenden dritten Stupa zu, während die Sonne schon recht tief steht und die einheimischen Menschen ihren Häusern entgegenlaufen. Ich klettere auf den Ziegelhaufen und habe einen guten Ausblick auf das flache trockene Land.

Was macht diesen Ort magisch? Lohnt sich ein Besuch? Nun. Es der Ursprungsort einer Weltreligion. Hier hielt Buddha seine erste Predigt und die Gedanken, die er in dieser Predigt aufbaut und ausbreitet, sind das Gerüst des gesamten Buddhistischen Pfads. Was da skizziert wurde, ist ein Appell an unsere Einsicht. Das sind die vier edlen Wahrheiten. Ein Weg zur Befreiung.

So ein Ort hat immer etwas von der Vergangenheit gespeichert.

Ich finde es faszinierend, an einer Stelle zu sein, von der ich weiß, dass dort Bedeutendes geschehen ist. Ich lasse vor meinem geistigen Auge die Szenen entstehen. Die alltägliche Welt tritt zurück und ich sehe Landschaften und Menschen und insbesondere spüre ich diesen Einen, der hier gewesen ist.

Sakyamuni war gerade zum Buddha geworden. Er hatte Zweifel, ob irgendjemand verstehen würde, was ihm zuteil wurde und beschloss, sich zurück zu ziehen. Der Gott Brahma sprach ihm ins Gewissen und bat ihn zu erwägen, ob es nicht doch Menschen geben könnte, die ihm folgen könnten. Da erinnerte er sich an seine Gefährten aus der Zeit seiner strengen Askese und begab sich nach Sarnath.

Ich sehe den Buddha und die fünf Asketen, die zunächst skeptisch waren und meinten, der Buddha sei vom rechten Pfad abgekommen, weil er nicht mehr wie sie fastete. Als sie ihn erblickten, beschlossen sie, ihn nicht besonders zu beachten.

Und wie sie ihre Haltung unter den Augen und Worten des Meisters zögernd änderten. Als es dann ernst wurde, hielt keiner von ihnen seien Entschluss durch. Es ist ja bekanntlich nicht einfach, eine feste Meinung aufzugeben. Eine Meinung und Ansicht, auf der sie ihr ganzes Leben aufgebaut und unglaubliche Entbehrungen auf sich genommen hatten. Und das soll jetzt alles falsch oder doch völlig überflüssig sein? So etwas gibt ein Mensch nur sehr ungern zu, selbst wenn er allem entsagt hat.

Sie hörten dem Buddha zu, der seine Lehre darlegte. Er sprach über das Leiden, das aus dem Festhalten an der Welt entsteht und wie der Weg aussieht, aus diesem Leiden heraus zu kommen.

Und was er sagte fiel auf fruchtbaren Boden. Einer von ihnen erkannte die Lehre: Alles was eine zum Entstehen führende Ursache hat, hat auch eine zum Vergehen führende Ursache. Darauf erhielt er den Namen Kondanna, was bedeutet: der, der es verstanden hat. Buddhas Zuhörer wurden zu Mönchen und begründeten damit die Sangha, die Gemeinschaft.

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