Was ist Gerechtigkeit?


Was ist Gerechtigkeit? Die Vorstellung von Gerechtigkeit entspringt der tiefen Sehnsucht nach Gleichbehandlung. Ich möchte fair behandelt und nicht benachteiligt werden. Aber. Gibt es es so etwas wie Gerechtigkeit überhaupt?

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Das Wort „Gerechtigkeit“ leitet sich ab von „gireht“, das „gerade“, „richtig“ oder „passend“ bedeutet. 

Die Vorstellung von Gerechtigkeit entspringt der tiefen Sehnsucht nach Gleichbehandlung. Dahinter steht der Wunsch nach Beachtung und Wertschätzung. Ich möchte fair behandelt und nicht benachteiligt werden.

Die Realität ist nicht gerecht

Es gibt die Vorstellung, Gerechtigkeit existiere als reales Prinzip und sei eine universelle moralische Kategorie.

Aber – die Realität und die Natur sind nicht gerecht.

Das Leben selbst ist ungerecht. Die Menschen sind unterschiedlich, was ihre Eigenschaften und Gaben angeht. Die einen sind körperlich klein, die anderen größer. Einer gilt als schön, der andere nicht. Manche sind klüger, cleverer, intelligenter als andere. Der eine kann dies, er andere das. Und manche sind auch etwas zurück geblieben.

Es gibt keine höhere Macht, die für Gerechtigkeit sorgt. Es gibt keinen kosmischen Buchhalter, der für eine ausgleichende Gerechtigkeit sorgen würde. Von dort gibt es weder Belohnungen noch Bestrafungen.

Auch in der Natur gibt es keine Gerechtigkeit. Die Fittesten überleben – die Stärkeren, Intelligenteren und Angepassteren. Die anderen bleiben auf der Strecke. Einige haben einfach Pech, andere nicht.

Die Frage nach dem Warum wird immer wieder gestellt. Jemandem fällt ein Ziegelstein auf den Kopf. Weshalb? Wer ist schuld? Eigentlich sinnlose Fragen. Das geschieht einfach.

Gerechtigkeit als Tugend und als Notwendigkeit

Jeder Einzelne kann allerdings versuchen, gerecht zu sein, indem er nach Fairness und Gleichbehandlung im Umgang mit seinen Mitmenschen strebt.

Und jede Gemeinschaft muss einen Mechanismus finden, der diese Sehnsucht nach Gerechtigkeit bei jedem Einzelnen in Einklang mit der Gemeinschaft bringt. Wir brauchen im Namen der Gerechtigkeit jemanden, der Schuld hat.

Gerechtigkeit sei eine Übereinkunft zum wechselseitigen Nutzen in der menschlichen Gemeinschaft, meinte Epikur.

Wann ist etwas gerecht?

Gerechtigkeit bedeutet vor allem Fairness.

Als gerecht werden solche Regeln angesehen, die fair und gut für alle sind. Niemand darf sich durch Ausnahmeregelungen Vorteile verschaffen.

Keine absolute Gerechtigkeit

Eine absolute Gerechtigkeit kann es aber nicht geben.

Gerechtigkeit existiert nur in menschlichen Vorstellungen. Sie ist ein von religiösen oder weltanschaulichen Vorverständnissen gefärbtes subjektives Ideal, das mit dem Wandel von historischen, politischen und kulturellen Wertvorstellungen variiert und nie vollständig durchgesetzt und erreicht werden kann.

Gerechtigkeit muss immer wieder neu bestätigt und angewandt werden.

Gerechtigkeit kann zu einem Schlachtruf verkommen, um Einzelinteressen zu propagieren und durchzusetzen. Und manchmal hängt es von gerissenen Anwälten oder von den Vorstellungen einzelner Richter ab, was schließlich für recht befunden wird.

Dazu passend meinte Nietzsche, Gerechtigkeit sei eine Erfindung der Schwachen, um die Starken zu zähmen.

Was kann ich tun, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle?

Wahrgenommene Ungerechtigkeit provoziert Gefühle, empört, ängstigt, macht neidisch oder wütend. Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, bin ich zutiefst verletzt. Da ist Groll, der mich unentwegt beschäftigen kann. Mein Verstand grübelt, spielt die Geschichte immer wieder durch und verstärkt meine negative Wahrnehmungen.

Was kann ich dann tun?

Vielleicht ändere ich meine Perspektive. Ich könnte mich gedanklich in die Position eines neutralen Beobachters versetzen. Wie würde er das Geschehen sehen? Oder ich könnte mich sogar gedanklich in den Kontrahenten versetzen. Gab es aus seiner Sicht gute Gründe für sein Handeln?

Und ich könnte auch aufhören nach Antworten auf ein Warum zu suchen, wo es keine wirklich plausiblen Antworten gibt.

Wenn ich nichts ändern kann, dann kann ich es auch einfach so stehen lassen.

Vielleicht sähe das Leben einfacher aus, wenn ich mich von dieser Vorstellung lösen würde, es gäbe Gerechtigkeit. Sie führt nur zu falschen Erwartungen.

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