Wenig Geld. Kann ein armer Mensch glücklich sein?


Wenig Geld. Weil der Zugang zu Geld und Vermögen stets ungleich ist, kommt es zu Ungerechtigkeit, Armut und damit zu Unzufriedenheit, Hass und Gewalt. Was kann ich tun, wenn ich arm bin?

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Was macht Armut mit mir?

Geld ist geronnener Schweiß, sagte Karl Marx. Es ermöglicht Wert aufzubewahren und anzuhäufen.

Und weil der Zugang zu Geld und Vermögen stets ungleich ist, kommt es zu Ungerechtigkeit, Armut und damit zu Unzufriedenheit, Hass und Gewalt.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein, sagt derselbe Marx und ich denke, er hat recht.

Wenn ich arm bin, betrachte ich mich wahrscheinlich als Opfer der Umstände und sehe den Staat, die Kapitalisten und Reichen als Ursache meiner Situation – auf jeden Fall jemanden, auf den ich keinen Einfluss habe.

Ich setze Geld mit Glück gleich und könnte gleichzeitig meinen, Armen sei faktisch verboten, mehr zu haben und damit das Glück untersagt.

Dann bin ich tatsächlich hilflos und fühle mich elend. Ich sitze da und jammere, wie ungerecht das Leben ist und laufe mit einem tiefen Groll durch die Gegend.

Geld ist grundlegend für mein Überleben und für das Bild, das ich von mir selbst habe.

Ohne Geld kann ich in dieser Gesellschaft kaum existieren. Ein gewisses Einkommen ist notwendig, um die Grundbedürfnisse zu decken. Mit wenig Geld bin ich in unserer Kultur nicht nur materiell arm dran. Ich bin weitgehend vom sozialen und kulturellen Leben ausgeschlossen.

Geld hat etwas mit gelten zu tun und damit auch mit Selbstachtung.

Geld kann Sicherheit geben und Möglichkeiten und Freiräume eröffnen. Es befriedigt mein Streben nach Unabhängigkeit und kann sozialen Status, Anerkennung, Macht und Luxus schaffen.

Wer arm ist, dem mangelt es genau daran.

Macht Geld glücklich?

Geld trägt dazu bei, meine materiellen Sorgen zu verringern und es wirkt wie eine Belohnung. Deshalb kann Geld glücklich machen.

Wenn allerdings meine Grundbedürfnisse befriedigt sind – und nur dann – trägt mehr Geld nur begrenzt zu größerem Wohlbefinden und Glücksgefühlen bei.

Das liegt daran, dass ich mich sehr schnell an das, was ich neu erworben habe, gewöhne, es schnell als selbstverständlich ansehe und mir noch etwas anderes wünscheein permanentes Aneinanderreihen von zusätzlichen Gegenständen und Eindrücken.

Was kann ich tun, wenn ich arm bin?

Ich könnte alles so lassen, wie es ist. Dann würden die Probleme bleiben. Aber es wäre auch irgendwie bequem, weil das ein Zustand ist, in dem ich mich auskenne.

Die zweite Möglichkeit ist, etwas zu ändern in der Welt. Etwas kann ich manchmal ändern und ich freue mich dann, dass ich das erreicht habe. Aber die ganze Welt umzukrempeln ist schwierig.

Was ich wirklich ändern könnte, ist das, was in mir selbst vorgeht.

Geld und Glück.

Geld ist weder notwendig noch hinreichen für Glück. Ich spreche nicht von absoluter Armut. Wenn es um direkte Not geht, dann ist – fast – jedes Mittel recht. Ansonsten.

Anhaften

Ich mache mich abhängig von Geld. Da ist eine Gier nach immer mehr. Es steht mir durchaus frei, zu sammeln und zu horten. Was mich fesselt sind nicht die Dinge selbst und das Geld, sondern das daran Anhaften.

Vergleichen

Ich vergleiche mich mit Menschen, denen es anscheinend besser geht und die erfolgreicher zu sein scheinen. Daraus entstehen Ablehnung, Neid und Unzufriedenheit und Wünsche und Erwartungen, die sich vielleicht nicht erfüllen.

Was ich habe und was ich nicht habe

Das Problem besteht darin, dass ich immer das, was mir gegeben ist, für selbstverständlich halte und meine Aufmerksamkeit auf das konzentrieren, was fehlt. Ich könnte mir stattdessen auch anschauen, was ich alles habe und wo es mir gut geht.

Buddha sagte: „Wenn du das Glück in kleinen Dingen nicht findest, wirst du es in großen Dingen auch nicht finden“.

Ich kann mich entscheiden, auf alles Überflüssige zu verzichten. Das ist freilich meist freiwillige Armut.

Wenn ich einen Kult daraus mache, mit wenig auszukommen, könnte ich sogar verlernen, großzügig zu anderen und auch zu mir selbst zu sein.

Ich werde nie vergessen, wie ein indischer Bettler, der behindert durch den Schlamm robbte, mich ausgelacht hat, als ich ihn sah und entsetzt über sein Dasein war. Wenn dieser Mensch lachen kann, dann habe ich wirklich keinen Grund, mich zu beschweren.

Letztlich ist es nicht das Geld selbst, das glücklich oder unglücklich machen kann. Glück und Unglück spielt sich in meinem Kopf ab.

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