Wie es wirklich ist. Wolken lösen sich auf

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Wie es wirklich ist. Unser Geist ist in seiner Essenz rein und klar – wenn er auch momentan manchmal ziemlich verdunkelt ist. Konzepte und Vorstellungen verschleiern die letztendliche Realität.

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Eine Kalligraphie, die skizzenhaft und nüchtern wirkt. Da sind Schriftzeichen, die wie Notizen aussehen. Nur das letzte Zeichen oben links ist deutlich prominenter.

Der Text

Wind

entstehen, frisch, lebendig

Da kommt ein frischer Wind auf

Wolke, Schleier, etwas Nebelhaftes

verschwinden, streuen; Band, Buch, ein Abschnitt in einem Buch. Beide Zeichen zusammen bedeuten: zerstreut.

Wolken, die sich auflösen – ein Schleier, der weggezogen wird

Himmel

Sterne

Mond

Der Mond und die Sterne am Himmel

empfangen, beten, verehren

Dieses Wort kann am Ende eines Briefes stehen wie bei uns „hochachtungsvoll“. Damit wird der Person Respekt entgegen gebracht. Es zeugt auch von Dankbarkeit.

Hier bezieht sich der Respekt und die Dankbarkeit auf den Mond und auf die Sterne am Himmel.

gehen, sich bewegen, eine Linie, Leitung

Um was geht es hier eigentlich?

Ist das ein Gedicht? Oder ist das ein Statement eines Meisters?

Der Anfang ist klar: Da kommt ein Wind auf und vertreibt die Wolkenschleier.

Wolken und Schleier sind nicht permanent. Sie können verschwinden. Über den Wolken ist der Himmel immer klar. Ähnlich ist unser Geist in seiner Essenz rein und klar – wenn er auch momentan manchmal ziemlich verdunkelt ist.

Verehren. Wenn ich in meinen eigenen Geist schauen kann, wie in einen wolkenlosen klaren Himmel, dann ist da Dankbarkeit. Da können Tränen fließen, Tränen der Dankbarkeit für die Menschen, die mich so weit angeleitet haben, dass dieser Zustand geschehen kann.

Gehen, sich bewegen. Weshalb steht das so prominent am Ende?

Wenn diese klare himmelgleiche eigentliche Natur des Geistes erkannt ist, dann kann ich auch gehen. Dann ist jeder Ort meine Heimat. Ich muss niemanden verlassen, weil all diese Menschen und Orte in meinem Herzen sind.

Linie. Ist das die ungebrochene Linie der erleuchteten Meister, die diese Erfahrung immer wieder weiter gegeben haben, dass sie frisch und unmittelbar noch heute existiert?

Oder wird da die Bewegung an sich betont?

Stillstand gibt es eigentlich gar nicht. Alles bewegt sich. Selbst unbelebte Materie bewegt sich. Nichts bleibt, wie es ist.

In der Meditation meinen wir vielleicht, da sei keine Bewegung. Gut – unser Körper ist ohne große Bewegung. Aber unser Herz schlägt, wir atmen. Da ist Lebendigkeit und Frische. Wir sind nicht erstarrt.

Auch unser Geist steht in der Meditation nicht still. Da können durchaus Gedanken sein. Es geht darum, den Gedanken und Gefühlen keine große Aufmerksamkeit zu geben. Sie werden transparent. Es gibt sie da gerade irgendwo. Aber sie bestimmen mich nicht; sie füllen mich nicht ganz und gar. Ich bekomme alles mit, was jetzt ist. Da ist waches und lebendiges Bewusstsein.

Da könnte auch der Zustand angesprochen sein, der über bewegen und nicht bewegen hinaus geht.

Diese Konzepte, Vorstellungen und Kategorien, in die ich alles packe, was mir begegnet, brauche ich, um in dieser Realität zu überleben. Sie verschleiern und vernebeln aber die Realität, so wie sie wirklich ist.

Wenn die Wolken verschwinden, dann zeigt sich der Himmel und der Mond und die Sterne.

Die Kalligraphie

Das ist eine Kalligraphie aus dem Japan des 18. Jahrhunderts. Weitere Informationen habe ich nicht.

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