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Windpferd

Viele Gebetsfahnen zeigen das Windpferd. Es besitzt verschiedene Bedeutungsebenen:

• Auf der äußeren, offensichtlichen Ebene, ist es ein Fabelwesen aus vorbuddhistischer Zeit, das die Geschwindigkeit des unvorhersehbaren und überall eindringenden Windes mit der Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit eines Pferdes kombiniert und das zum Boten wird, der meine Gebete zum Himmel und in die Welt trägt.

• Innerlich steht das Windpferd für kraftvolle Energie und Glück.

• Auf einer geheimen, tieferen Ebene symbolisiert es das Spiel der fünf Elemente, aus denen alles als daraus entstanden und existierend gedacht wird. Insbesondere steht es für das Raumelement, das als Basis aller Manifestationen gilt.

• Auf der innersten und geheimsten Ebene steht das Windpferd für das, was tibetisch Lung, indisch Prana und in China und Japan Chi bzw. Ki genannt wird, also für etwas, das manchmal mit Atem und Luft übersetzt wird, aber sehr viel weiter geht in Richtung Energie, Vitalität und Lebenskraft.

Bei Gebetsfahnen, die das Windpferd zeigen, liegt der Fokus darauf, inneres und äußeres Gleichgewicht zu erlangen und damit mein Lung, meine Vitalität und Kraft und Glück allgemein, zu wecken und zu stärken.

Letztlich ist alles, was ich wahrnehme, erfahre und tue von meinem eigenen Geist bestimmt. Ein Maß für die Kraft meines Geistes ist dieses Lung, das durch das Windpferd symbolisiert wird. Wenn es mir gelingt, meinen Geist zu stärken und die Gedanken und Emotionen zu zähmen und zu lenken wie ein wildes Pferd, dann werde ich Herr im eigenen Hause werden und Frieden finden.

Genau darum bitte ich das Windpferd, nämlich darum, dass meine Lebenskraft stärker und stärker werde – für mein Wohl und für das Wohl aller fühlenden Wesen.

Bestandteile der Gebetsfahne

Diese weit verbreitete Fassung der Gebetsfahne beinhaltet über das Windpferd hinaus einen ganzen Kosmos an Symbolen und Hinweisen, die alle in die gleiche Richtung der Stärkung des Lung weisen. Sie spiegeln all das, was für mein Gleichgewicht und für die Harmonie in der Welt essentiell ist.

So erläutern vier weitere Tiere die Qualitäten des Lung:
• Der Garuda symbolisiert Weisheit, den Norden und das Feuer und die Freiheit von Furcht und Hoffnung und den weiten Geist ohne Bezugspunkt.
• Der Tiger steht für Zuversicht, für den Süden und für das Element Luft. Er ruht entspannt und zufrieden, doch voller Energie, in diszipliniertem Bewusstsein.
• Der Drache meint Lebenskraft, den Westen und das Wasser. Er rüttelt mich wach aus meiner Verblendung.
• Der Schneelöwe ist ein Symbol für furchtlose Freude, für den Osten und für die Erde. Er besitzt eine jugendlich vibrierende Energie und einen Sinn für Heiterkeit und erinnert mich daran, mit Freude zu praktizieren.

Die Farben der Gebetsfahnen haben verschiedene Bedeutungen.

Sie sprechen einerseits die fünf Elemente an:

• Blau steht für das Raumelement und für den unendlichen leeren Raum
• Weiß für Luft
• Rot für Feuer
• Grün für Wasser
• Gelb für Erde.

Die Farben stehen auch für Emotionen, die überwunden und umgewandelt werden sollten in positive Eigenschaften:

• Blau steht für Zorn
• Weiß für Unwissenheit
• Rot für Begierde
• Grün für Geiz, Habgier und Neid
• Gelb für Stolz und Egoismus.

Gebetsfahnen können auch Abbildungen von anderen hilfreichen Wesen enthalten, zusammen mit dem dazugehörigen Mantra, wie „Om Mani Peme Hung“ und Avalokiteshvara oder „Om Ah Hung Bensa Guru Pema Siddhi Hung“ und Padmasambhava.

Gebetsfahnen aufhängen

Wenn ich Gebetsfahnen aufhänge, halte inne, denke vielleicht daran, wofür ich dankbar bin und sende kraftvolle Wünsche für das Glück und das Wohlergehen aller fühlenden Wesen.

Die beste Zeit, Gebetsfahnen aufzuhängen, sei der frühe Morgen bei zunehmendem Mond an einem sonnigen, windigen Tag.

Es wird gesagt, dass Atiśa im 11. Jahrhundert die Praxis der Gebetsfahnen von Indien nach Tibet brachte.