Zehn Ochsenbilder im Zen-Buddhismus

Zehn Ochsenbilder im Zen-Buddhismus. Sie sind ein Gleichnis für die spirituelle Suche. Ein Mensch besitzt einen Ochsen. Als er merkt, dass er verschwunden ist, macht er sich auf die Suche. So wie der Mensch auf seinen eigenen Geist aufmerksam wird und versucht, ihn zu finden.

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十牛図

Im chinesischen und japanischen Buddhismus gibt es ein Set von zehn Ochsenbilder, mit denen an Hand einer kleinen Geschichte die spirituelle Suche illustriert wird. Die Geschichte geht auf Überlieferungen des Chinas der Song-Dynastie im zwölften Jahrhundert zurück.

Ein Mensch besitzt einen Ochsen. Der Mensch wird als ein junger Bursche beschrieben, der irgendwann merkt, dass sein Ochse verschwunden ist. So macht er sich auf die Suche. Der Wasserbüffel wird sich wohl versteckt haben. Da sollte ich im dichten Wald suchen. Er zwängt sich durch das Unterholz und nach einer Zeit findet er tatsächlich Spuren im schlammigen Untergrund. Er folgt den Spuren und hat den Eindruck, dass dort drüben der gesuchte Ochse ist. Er nähert sich vorsichtig dem Tier. Doch das hat keine Lust, seine Freiheit aufzugeben. Lieber möchte es frei im Wald herumlaufen und saftiges Gras weiden.

Da bleibt dem Hirten nur, das Rind einzufangen. Er hat ein Seil mitgenommen und es gelingt ihm, das Tier an den Strick zu binden. Doch das wehrt sich. Der Junge muss gehörig an dem Strick zerren und er wird ein Stück mitgeschleift.

Er redet auf den Büffel ein, nähert sich ihm vorsichtig und der lässt sich anfassen und streicheln. Denn eigentlich ist er friedlich und der Junge hat gut für ihn gesorgt.

Der Mensch kann das Tier zähmen, es duldet, dass es bestiegen und geritten wird und beide kehren fröhlich nach Hause zurück.

Was hat das mit Meditation zu tun? Es ist ein Gleichnis. Eine Geschichte über die spirituelle Suche. Wie der Mensch auf seinen eigenen Geist aufmerksam wird, der schon immer da war, auf den er aber nie besonders geachtet hat. Er sucht ihn außen. Er liest vielleicht Lehrbücher, er reist, um die Wahrheit zu finden. Schließlich fängt er an, nicht mehr außen zu suchen. Er praktiziert, er meditiert. Er arbeitet mit seinem Geist, beobachtet ihn, um ihn schließlich zu bändigen und zu zähmen. Endlich gehen sie friedlich miteinander um und arbeiten fruchtbar zusammen. Hirte und Ochse – der Mensch und sein Geist – fühlen sich sicher; sie sind friedlich und frei und voller Freude. Im nächsten Schritt sind Ochse und Hirte verschwunden. Der Gegensatz zwischen Wahrnehmenden und Wahrgenommenen ist aufgehoben. Kein Ego und keine Dualität. Das unmittelbare Sehen der Wahrheit. Wie die Dinge wirklich sind. Der Grund allen Seins. Nun schließt sich der Kreis. Ein ganz normaler Mensch geht auf den Markt. Nichts von heilig.

Zu jedem der zehn Ochsenbilder gibt es einen kurzen Text und Kommentare. Die zehn Stationen heißen:

  1. Die Suche nach dem Ochsen

  2. Das Erblicken der Spuren im Wald

  3. Das Finden des Ochsen

  4. Das Einfangen des Ochsen

  5. Das Zähmen des Ochsen

  6. Die Heimkehr auf dem Rücken des Ochsen

  7. Der Ochse ist vergessen, der Hirte bleibt

  8. Ochse und Mensch sind vergessen

  9. Es gibt nichts anderes als den Urgrund

  10. Ein ganz gewöhnlicher Mensch auf dem Markt

Mir ist mal ein Bild aus der Serie der zehn Ochsenbilder in die Hände gefallen, ein Tuschebild aus der japanischen Edo-Zeit. Es zeigt den Augenblick des Einfangens. Das Tier wehrt sich. Es will in eine andere Richtung. Der Mensch zerrt am Strick und hält dagegen.

Dazu gehört folgender Text:

Der Ochse versteckte sich im Wald; doch heute will ich ihn wieder eingefangen. Er liebt die Freiheit, den Wald und die Wiesen. Er will weiter herumtollen und auf saftigen Wiesen weiden. Er widersetzt sich und rennt in die andere Richtung. Wenn er mir helfen soll, so muss ich ihn an die Leine legen und zähmen.

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Diese Kalligraphie und viele weitere sind auch in einem Buch enthalten und kommentiert:

ZEN + NICHT-ZEN. Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien

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