Zen Meditation – eine Kalligraphie über Gedanken wie Wolken

Zen Meditation: Eine Japanische Kalligraphie aus dem 18. Jahrhundert über den Geist, der den Wolken gleich aufsteigen kann, um frei über den Himmel zu gleiten und sich in Klarheit aufzulösen.

„Wie Wolken aus einer Felsgrotte quellen – so schreibe ich mit meinem Herzen.“

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Die chinesischen und japanischen Schriftzeichen sind aus Bildern entstanden und voller Assoziationen. Es muss nicht alles ausgesprochen werden. Deshalb sind sie gut zur Beschreibung dessen geeignet, das über den Mind hinaus geht.

Das ist japanische Grasschrift, ein Schreibstil, der selbst etwas von Fließen hat – wie quellende Wolken. Ich kann es fruchtvoll als gegenstandsloses Kunstwerk betrachten. Da ist etwas von Fließen, von wirbelnder Bewegung, von Dahingleiten. Und von Zen Meditation.

Diese Kalligraphie stammt aus dem Japan des 18. Jahrhundert. Ich weiß nicht, wer dieses spirituelle Kunstwerk geschaffen hat. Da gibt es zwei Zeichen, die einen Namen Yoshizuki oder Gisi bilden könnten. Aber was sagt das schon? Er war Buddhist, aber seine Lebensdaten, sein Geburtsdatum, seine Konfession und sein Rang sind unbekannt. Das macht die Sache noch geheimnisvoller.

Die Bildfläche misst 164 x 42 cm und zeigt vier Hauptzeichen:

 

山 由 Berg Höhle

– Wolke

– Schrift

– Herz

 

Berg – Höhle

Schon das erste Doppelzeichen deutet auf Leere. Was nur unvollkommen als Leere bezeichnet wird, lässt sich leicht verwechselt mit gar nichts, obwohl es das genaue Gegenteil meint. Fast könnte man es mit Gott übersetzen, wenn da nicht der Aspekt einer menschenähnlichen Persönlichkeit mit gedacht wird.

Da ist einerseits das Schriftzeichen für Berg. Ein riesiger kompakter Berg, das ist massive Materie. In Kombination mit dem Zeichen für Höhle. Eine Höhle ist als Hohlraum, als Aussparung, direkt nicht greifbar, leer und kann nur durch den umgebenden Berg Gestalt annehmen. Der Gegensatz von Materie und Nicht-Existenz. Berg-Höhle.

Wolke

Das zweite Zeichen heißt Wolke. Wolken sind wie ein Trugbild. Man kann sie deutlich sehen. Aber sie sind nicht greifbar. Und das gleich doppelt. Sie sind so hoch am Himmel, dass sie nicht erreichbar sind. Doch selbst wenn ich einen Berg besteige und in den Wolken bin, dann kann ich sie nicht greifen.

Sie lassen sich nicht einfangen und nicht bändigen. Im nächsten Augenblick sind sie schon weiter gezogen. Was ich will, interessiert sie nicht. Sie treiben nach rechts oder nach links oder sie zerfließen und lösen sich auf.

Wolken sind ein Bild für die Realität. Man kann die Dinge sehen, es gibt sie, doch sie haben keine feste Realität. Sie sind traumgleich oder wie Nebel.

Gedanken haben viel mit Wolken gemein. Von der Berghöhle ausgehend kann die Wolke nach oben aufsteigen oder nach unten sinken. So wie der Geist sich in klare Höhen aufschwingen oder immer tiefer sinken kann. Manchmal füllen die Wolken den gesamten Raum und ein andermal sind sie winzig klein, fiedrig, zerfließen. Oder kein Wölkchen trübt die Klarheit. Nur durchsichtiger transparenter Himmel.

Schrift

Das dritte Zeichen heißt Schrift.

Herz

Das vierte Zeichen heißt Herz. In der ostasiatischen Vorstellung sind Herz und Geist eins. Herz-Geist ist das, was uns ausmacht. Ist mein Herz das Zentrum des Universums? Entspringt hier alles? Gibt es nur das?

Oder bilde ich mir alles nur ein? Lebe ich in einer Trugwelt? Ist alles eine große Illusion – wie die Wolken?

Aus meinem Herz-Geist entspringen Gedanken und Gefühle, so wie die Wolken aus den Berghöhlen quellen.

Der Geist, das Herz, kann den Wolken gleich werden. Er kann sich völlig befreien und aufsteigen und dann frei wie die Wolken über den Himmel gleiten, an nichts gebunden und sich schließlich in Klarheit auflösen. Wie in einer Zen Meditation.

Wie Wolken aus einer Felsgrotte quellen – so schreibe ich mit meinem Herzen.

 

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Diese Kalligraphie und viele weitere sind auch in einem Buch enthalten und kommentiert:

ZEN + NICHT-ZEN. Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien

Zen + Nicht-Zen: Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien : Seitz, Tomo J.: Amazon.de: Bücher

Hier auf dieser Webseite gibt es Bilder zur Meditation und weitere Kalligraphien und viele Blog-Artikel dazu:

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Claudia

    Das dritte Zeichen heißt Schrift.
    Schrift, Schreiben und Lesen sind ungeheuerliche Dinge. Ich krakele mit Hilfe von Pünktchen und Strichen wie Fliegendreck etwas hin, das meine Gedanken und Gefühle ausdrückt. Jemand anderes betrachtet das und die kleinen Zeichen senden eine Botschaft, wecken eine Erinnerung, Gedanken, Gefühle.
    Bei allem Zweifel an der Menschheit: da haben wir etwas Großartiges entwickelt.

    1. Tomo

      Danke Claudia. Ich liebe Deine Kommentare.

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