Meditation loslassen Gedanken

Meditation loslassen. Nicht die Meditation loslassen, sondern die in der Meditation auftauchenden Gedanken. Das ist etwas, das für Anfänger und für Fortgeschrittene gleichermaßen wesentlich ist. Und wenn hier von Gedanken die Rede ist, dann sind die Emotionen immer mit gemeint.


Meditation loslassen


Keine Gedanken

Es besteht der weit verbreitete Glaube, man dürfe in der Meditation keine Gedanken haben.

Das beruht auf einem Missverständnis. Ein Ziel der Meditation ist tatsächlich ein Zustand von Gedankenstille. Du praktizierst und es sind keine Gedanken da.

In der Praxis gibt es immer wieder solche Momente. Das ist ein ganz besonderer Zustand.

Der gewöhnliche Gedankenstrom

So ist es nicht, wenn du anfängst zu meditieren und gewöhnlich auch nicht, wenn du schon ziemlich lange praktizierst. Fast immer tauchen Gedanken auf. Und wir bekommen gar nicht mit, dass da ein Gedanke aufgestiegen ist.

Der Gedanke hat uns ergriffen und uns total mit Beschlag belegt. Dann ist in unserem Bewusstsein kein Platz mehr für irgendetwas anderes. Wir sind nur noch der Gedanke und aus dem einen Gedanken wird der nächste und so weiter uns so fort. Das ist meist eine ziemlich lange Kette. Das hört gar nicht mehr auf. Ein fast ununterbrochener Gedankenstrom.

Und mit einigem Abstand, wenn wir die Gedanken bemerkt haben, sagen wir dann: diese bösen Gedanken.

Der Geist produziert Gedanken

Die sind nicht böse. Sie müssen nicht eingefangen und verhaftet werden. Die kommen einfach. Unser Geist produziert halt Gedanken. Sie sind einer seiner Bestandteile.

Den Gedanken auf die Schliche zu kommen

Um irgendetwas mit den Gedanken zu machen, muss ich erst einmal mitbekommen, dass da Gedanken sind.

Da kommt Gewahrsein ins Spiel. Gewahrsein ist der Teil meines Geistes, der sagt: ich bin. Der jetzt weiß, ich bin jetzt hier, ich mache jetzt gerade dies oder das. Ich bin weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Ich bin genau jetzt hier.

Damit gibt es einen Abstand zwischen mir und meinen Gedanken. Ich bin nicht mehr mein Gedanke. So kann ich einen Gedanken wahrzunehmen, wie einen außer mir befindlichen Gegenstand: Aha, da ist ein Gedanke.

Die Gedanken lassen

Ich könnte jetzt die Gedanken bewusst los- und weiterziehen lassen. Denn nicht die Gedanken sind das Problem, sondern das Festhalten an ihnen. Erst das Greifen, das Festhalten, macht die Angelegenheit schwierig.

Meditation ist Gedanken und Gefühle in Ruhe zu lassen. Ich freue mich nicht besonders, wenn sie kommen und ich bin nicht traurig, wenn sie gehen. Meditation loslassen.

Gedanken beobachten – Gedanken als Meditationsobjekt

Weswegen brauchen wir ein Meditationsobjekt wie den Atem? Es geht darum, den Gedanken nicht ausgeliefert zu sein. Wenn ich mit etwas anderem beschäftige bin, dann können sich die Gedanken nicht mehr ungehemmt tummeln.

Alles ist als Meditationsgegenstand geeignet, das den Geist fesselt. Es könnten auch die Gedanken selbst sein. Das ist doch eine coole Idee, die Gedanken selbst zum Meditationsgegenstand zu machen.

Stellen wir uns mal vor, wir sitzen auf einer Wiese und beobachten kleine Schäfchenwolken: Da ist eine kleine Wolke, die sieht ziemlich rund aus. Und wenig später ist sie lang gezogen oder sie ähnelt einem Ei. Und da kommt noch eine Wolke, die ist ziemlich dunkel.

Oder wir schauen aus dem Fenster und beobachten vorbeifahrende Autos. Eigentlich interessieren sie nicht besonders. Da kommt eins. Und dann ist es wieder weg. Aha. Und da kommt noch eins.

Genau so könnte ich auch meine Gedanken betrachten.

Gedanken sind scheu

Wenn ihr euch hinsetzt und versucht, Gedanken zu beobachten, dann werdet ihr wahrscheinlich eine überraschende Feststellung machen: Da sind gar keine Gedanken. Wo sind die denn geblieben?

Gedanken sind scheu. Sie haben Angst entdeckt zu werden.

Gedanken zu beobachten ist ein Werkzeug, Gedanken verschwinden zu lassen. Aber das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Die Voraussetzung ist Gewahrsein. All zu schnell haben uns die Gedanken überlistet und eingefangen und wir sind wieder in einer Gedankenkette.

Anstrengung

Wir brauchen schon ein wenig Anstrengung. Wir müssen es irgendwie schaffen, gewahr zu bleiben.

Genau genommen ist Anstrengung selbst eine Geistestätigkeit und kann daher Gedankenstille nicht erzeugen. Es bringt nicht viel, die Stirn in Falten gezogen und mit zusammen gepressten Zähnen das große Ziel anzustreben. Ein verkrampfter Geist lässt Meditation nicht zu. Sei wachsam, aber nicht hundertprozentig angespannt wie ein Schraubstock.

Betrachte die Dinge mit einem gewissen Abstand, neutral, fast unbeteiligt.

Schwierige Gäste

Es geht nicht darum, die Gedanken zu unterdrücken. Das würde nicht funktionieren. Gehe mit Gedanken und Gefühlen um wie jemand, der sehr schwierige Gäste bei sich willkommen heißt, die sich über alles mögliche aufregen und die auf keinen Fall verärgert werden dürfen.

Du wirst dich von deiner besten Seite zeigen und die Gäste so nehmen, wie sie sind. Du wirst dich bemühen, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen, so dass sich alle wirklich wohl fühlen. Dann wird alles harmonisch sein und es wird keine Probleme geben. Und vergiss auch dich selbst nicht. Sei auch nett zu dir.

Und am Ende sind die Gäste vielleicht gar nicht so übel.

Keine Gedanken

Du praktizierst und es sind keine Gedanken da. Oder doch nur ganz dahinten, ganz blass. Solche Zustände gibt es und solche Zustände werden sich im Lauf der Zeit in der Meditation sicher einstellen. Und das ist ein tolles Gefühl und ein cooles Erlebnis.

Der Geist ist zur Ruhe gekommen. Du machst nichts mehr. Du bist dann kein Stück bewusstloses Holz, nicht im Koma oder am schlafen. Ganz im Gegenteil: Du bist wacher, bewusster, gegenwärtiger und mehr gewahr, als in dem, was wir Wachzustand nennen.

Du kannst dann schon mitbekommen: aha, da sind keine Gedanken. Du kannst mit dir innerlich solche Feststellungen treffen. Das war es dann aber auch. Da kommt keine Gedankenkette.

Nicht verrückt machen lassen

Auch bei dem, was ich hier zu den Gedanken sage, gilt: Lasst euch nicht verrückt machen. Was ich hier schreibe, klingt vielleicht kompliziert. Es reicht zunächst, dies zu hören und sacken zu lassen.

Meditation loslassen

 

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