Mit Kritik umgehen

Mit Kritik umgehen. Ist dir schon einmal ein Mensch begegnet, der Kritik annehmen kann? Und was geschieht, wenn du selbst kritisiert wirst?

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Kritik ist angebracht!

Es gibt Situation, da muss ich eingreifen. Wenn ich unangemessenes Verhalten sehe, wenn ich mitbekomme, dass jemand angegriffen, bedroht oder verletzt wird, physisch, psychisch oder verbal, dann muss ich eingreifen und helfen. Das ist eine moralische Verpflichtung und ein Gebot des Mitgefühls. Das erfordert Mut, den Schwachen zur Hilfe zu kommen. Alles andere wäre feige und Duckmäusertum. In solche Fällen ist es toll und großartig, wenn ich anprangere, wenn ich auf Missstände hinweise oder gegen sie protestiere, sowohl gegen individuelle als auch gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen.

Eine emotionslose Betrachtung von außen

Doch darum soll es hier gar nicht gehen, sondern darum, wie ich damit umgehe, wenn ich selbst kritisiert werde und was geschieht, wenn ich jemanden kritisiere – unabhängig davon, ob diese Kritik richtig oder falsch ist. Es geht einfach um die ganz neutrale emotionslose Betrachtung von außen, was bei einer wie auch immer gearteten Kritik geschieht.

Was geschieht, wenn ich einen Menschen kritisiere?

In meinem ganzen Leben ist mir noch nie ein Mensch begegnet – ich glaube, kein einziger – der auch nur ansatzweise mit Kritik umgehen kann. Nach meiner Erfahrung gibt es insofern zwei Typen von Menschen:

Kategorie Nr. 1. Die meisten Menschen hören überhaupt nicht auf das, was der andere Mensch sagt. Sie spüren, ich werde angegriffen und hauen postwendend zurück – nach dem Motto: Und du bist auch doof. Und neulich hast du das und das gemacht. Und überhaupt bist du ein schlechter Mensch.

Kategorie Nr. 2 ist seltener. Das sind eher Menschen, die besser reflektieren können und schon einmal über sich und andere nachgedacht haben. Diese Menschen ziehen den Mund zu einem Schlitz, kneifen etwas die Augen zusammen und sagen – gar nichts. Sie warten still auf eine Gelegenheit, es dir heim zu zahlen. Das kann lange dauern. Aber sei ganz sicher – sie werden eine Gelegenheit finden, zurückzuschlagen. Und das wird wahrscheinlich richtig weh tun.

Wenn ich gar jemanden kritisiere, der Einfluss hat, der mir direkt schaden könnte oder der hierarchisch über mir steht, dann werde ich es sehr wahrscheinlich bitter bereuen.

Deshalb halte ich es für einen guten Rat, kurz innezuhalten und zu überlegen, ob eine Kritik, die ich im Begriff bin vorzubringen, wirklich notwendig und angebracht ist. Das ist ja die große Übung: achtsam zu sein, nicht sofort all meinen Impulsen nachzugehen und mich nicht von meinen vor allem negativen Emotionen bestimmen und einfangen zu lassen. Das zu lernen ist auch ein Zweck der Meditation.

Hat es vielleicht etwas mit meinem Ego zu tun? Ist mir der andere Mensch mit meinen Emotionen nur zufällig in die Quere gekommen? Bin ich im Begriff, etwas an einem Menschen auszulassen, der damit gar nichts zu tun hat?

Immer wieder erwischen mich negative Emotionen im Alltag. Vielfach geht es um Kleinigkeiten, um etwas, das mich an den Kindern, den Eltern, den Partnern, an Arbeitskollegen, an Nachbarn oder an den anderen Autofahrern aufregt. Autofahrer sind ein gutes Anschauungsbeispiel. Beobachte dich mal, wie du auf andere Autofahrer reagierst.

Da kocht auf einmal etwas hoch, etwas, das mich immer schon geärgert hat oder mir gegen den Strich geht. Da hilft es, zu lernen, präsent zu sein. Ideal wäre es, diese meine Emotionen rechtzeitig zu bemerken: Ah, da braut sich etwas in mir zusammen. Lohnt es sich wirklich, diesen Streit vom Zaum zu brechen? Wenn es ausgesprochen ist, ist es zu spät.

Das erfordert Achtsamkeit. Die ist nicht leicht zu erlangen. Womit wir wieder bei der Meditation wären.

Besser nie und nimmer auch nur irgendeinen Menschen kritisieren – außer, wenn es aus den oben angegebenen Gründen angebracht ist – auch nicht durch die Blume. Selbst wenn es gar keine Kritik ist, sondern von dem anderen nur so vermutet wird, wird es fast immer schwierig.

Ich werde kritisiert

Jetzt drehe ich die Perspektive um und betrachten mich, wenn ich kritisiert werde. Ich kritisiere nicht, sondern ich werde kritisiert. Wie gehe ich mit Kritik um?

Da könnte ich viel lernen. Kritik kann enorm hilfreich sein, wenn ich sie mir wirklich anhöre. Ich versuche meine sofort aufkommenden negativen Emotionen mal beiseite zu lassen und höre ganz genau zu. Wie ich die Kritik aufnehme und beurteile, muss ich dem anderen ja nicht sagen und zeigen. Egal ob positive oder negative Kritik – es hilft fast immer, genau zuzuhören, auch wenn es schwer fällt und manchmal auch richtig weh tut. Selbst wenn die Kritik ganz böse gemeint ist, kommt sie der Wahrheit meist ziemlich nahe. Fast nur so erfahre ich, wie es tatsächlich ist, wie ich auf andere wirke, wie sie das beurteilen, was ich tue. Und ich hätte eine Chance, mich zu korrigieren und zu verbessern.

Ich lade mich dazu ein, mir als Kritisierter die Kritik anzusehen, bevor ich mich verteidige. Hier gilt genau das gleiche wie in dem Fall, wo ich im Begriff bin, andere zu kritisieren: Achtsamkeit! Und zwar doppelt. Ich überlasse mich nicht meinen Emotionen. Ich stürze nicht in die Falle des sofortigen Zurückschlagens und des „Ich lasse mir gar nichts gefallen“.

Achtsamkeit Nr. 1: Ich merke, da kommen Emotionen. Wie reagiere ich jetzt am besten?

Achtsamkeit Nr. 2: Ich höre genau zu und möglichst ohne mich von meinen Gefühlen beeinflussen zu lassen, so wie es ein unbeteiligter Zuhörer machen würde. Und hier hilft auch ein späteres Rekapitulieren. Was ist da wirklich gesagt worden?

 

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