Angekommen sein. Das japanische Schriftzeichen „Ruhe“ in einer Zen-Kalligrafie

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Angekommen sein. Das Zeichen könnte Harmonie, Ruhe oder auch gleich Erleuchtung bedeuten – Rast nach einem langen Weg. Das hat jemand geschrieben, der den Zustand kennt.

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Dieses Schriftzeichen ist Ausdruck eines großen Geistes in diesem Augenblick.

Die Bedeutung des Schriftzeichens kommt hinzu. Hier stimmen Inhalt und Form perfekt überein.

Es gibt nur ein einziges Schriftzeichen:

Dafür kommen im Deutschen mehrere Übersetzungen in Frage:

„Harmonie“, „Ruhe“, „Stille“, „Frieden“.

ruhe

 

Er kennt den Zustand

Das hat jemand geschrieben, der den Zustand kennt. An einer Kalligrafie kann man nichts verbergen oder vortäuschen. Die Wortbedeutung ist nicht entscheidend. Der Meister zeigt sich in der Art, wie er schreibt. Das Zeichen ist mit Wucht, Kraft und Bestimmtheit aufs Papier gebracht. Nicht alles ist glatt und rund. Da gibt es Kanten und Haken. Und trotzdem ist der Schriftzug harmonisch ausgewogen.

Er ist längst angekommen

Das ist ein Mensch, der mit sich im Reinen ist. Der nichts mehr beweisen muss. Was die anderen meinen, ist ihm egal. Er ist angekommen.

Das Zeichen könnte Harmonie, Ruhe oder auch gleich Erleuchtung bedeuten – Rast nach einem langen Weg.

Da sitzt er, wie er immer schon gesessen hat. Aber das Wollen ist weg, das Bemühen, vielleicht auch die Verzweiflung. Nichts ist mehr zu tun.

Da ist jemand sehr lange den Berg herauf geklettert. Jetzt ist er oben. Er sitzt auf dem Gipfel. Er sitzt einfach nur da und schaut.

Alle Wolken haben sich verzogen und was geblieben ist, ist der grenzenlose unermesslich weite tiefblaue Raum des Himmels.

Das Meditieren ist vergessen und ein Raum hat sich aufgetan, der Raum, wo das Meditieren aufhört und die Meditation anfängt.

Eine besondere Ruhe

Das ist eine besondere Ruhe. Das ist kein Abdriften, kein Abhängen, kein Chillen, kein müdes, dumpfes, gesichtsloses geistiges Niemandsland.

Diese Stille ist wach, klar und lebendig. Da ist Dynamik, Frische, Gewahrsein, Brillianz und ein Strahlen. Hier passt das Beispiel des Wassers. Wasser muss fließen, sonst wird es abgestanden und beginnt zu stinken. Und wenn es zu Eis wird, dann geschieht gar nichts mehr.

Geistesfrieden

Etwas hat sich gesetzt. Da ist eine Schicht tiefer Stille und tiefgründigen Friedens. Es ist wie es ist und es ist gut. Einfach rasten, im natürlichen Zustand des gegenwärtigen Geistes.

Da ist auch etwas von sicher und ganz sein. Insofern gehört durchaus auch ein Gefühl von angekommen sein dazu, zu Hause sein und Geborgenheit, dieses Ruhen in einem angenehmen „heimeligen“ Zustand wie in einem warmen Nest.

Der Kalligraph:

Itsugai Kajiura (梶浦逸外 – Dharma-Name: 宗実 Sōjitsu, 1896 – 1981), Meister der Rinzai-Schule des Zen. Er gehörte einer eigenen Richtung an, der Myoshin-Schule. Er wirkte im Shōgen-Kloster, das man das Dōjō des Teufels nannte, weil es als das strengste Kloster in Japan galt. Es wurde in den Bergen von Gifu-ken an der Stelle gegründet, an der der Meister Kanzan Egen (1277-1360) tagsüber als Kuhhirte arbeitete und nachts an einem Abgrund praktizierte.

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Diese Kalligraphie und viele weitere sind auch in einem Buch enthalten und kommentiert:

ZEN + NICHT-ZEN. Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien

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