Gegen Angst – Gefahren und Segen der Meditation

Gegen Angst. Wenn ich meditiere, sollte ich darauf gefasst sein, dass ich etwas in mir entdecke, das mir vielleicht Angst macht, für das ich mich schäme, das mir unangenehm ist oder das ich nie von mir gedacht hätte. Um mir das anzusehen und damit umzugehen, brauche ich Kraft.

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In letzter Zeit sehe ich immer mal wieder Beiträge, die vor Meditation warnen.

Jeder Jeck ist anders, sagt man in Köln. Ein wenig komisch ist jeder Mensch auf seine Art. Labile Menschen mit gravierenden psychischen oder emotionalen Schwierigkeiten könnten tatsächlich durch Meditation ohne kompetente Hilfe in die Irre gehen und stärker in ihre Probleme rutschen.

Wer meditieren will, sollte sich klar machen, dass Meditation kein Ersatz für Therapie oder ärztliche Behandlung ist. Wenn ich ein Bein gebrochen habe, gehe ich nicht zum Kardiologen.

Was kann geschehen?

Unsere Kultur ist auf Ablenkung ausgerichtet. Alles will meine Sinne fesseln – Handy, Musik, Werbung – aber auch eine schöne Blume, mein Gegenüber. Wir sind permanent nach außen gerichtet. In der Meditation gehe ich den umgekehrten Weg. Ich schaue mir an, was in mir selbst ist.

Vorhandene Probleme können schon einfach dadurch stärker werden – weil ich mich nicht weiter ablenke, sondern im Gegenteil den Fokus darauf lenke.

Wenn ich ruhig werde, treten die Gedanken und Gefühle, die immerzu durch meinen Geist schießen, jetzt sozusagen nackt zutage und werden mir bewusst.

Da können auch Gedanken, Gefühle und Erinnerungen auftauchen, die mit schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit zusammenhängen, die alles andere als angenehm sind.

Ich sehe vielleicht überdeutlich, was ich an mir nicht mag. Vielleicht meine ich, in meinem Körper Anzeichen von Krankheiten zu entdecken. Vielleicht entdecke ich gerade das in mir, wovor ich Angst habe. Vielleicht habe ich in der Vergangenheit schlimme Dinge erlebt, die wieder hoch kommen.

Es kann alles auftauchen, was schon immer da ist. Die Liste ist so unendlich, wie die der möglichen Erfahrungen und Gefühle.

Das kann Angst machen, zu negativen Gedankenspiralen und zu schwankenden Stimmungen führen, zu inneren Anspannungen und in der Folge zu unruhigem Schlaf oder Albträumen.

Was folgt daraus?

Ich sollte darauf gefasst sein, dass ich etwas in mir entdecke, das mir vielleicht Angst macht, für das ich mich schäme, das mir unangenehm ist oder das ich nie von mir gedacht hätte.

Um mir das anzusehen und damit umzugehen, brauche ich Kraft.

Ich kann versuchen, die Probleme los zu lassen. Das wird nicht immer gelingen. Wegmeditieren funktioniert nicht. Das ist wie einen Deckel auf einem dampfenden Wasserkessel festhalten zu wollen.

Vielleicht kann ich Probleme nicht ändern oder auflösen. Vielleicht werden die nie verschwinden. Ich kann aber meine Einstellung und meine Haltung ändern.

Ich kann mir klarmachen, dass auch die unangenehmen Seiten zum Leben gehören und lernen, diese Seiten anzunehmen.

Ich kann erkennen, dass ich nicht mein Schmerz bin, nicht meine Angst, nicht mein schlechtes Gewissen. Ich bin nur der, der den Schmerz wahr nimmt.

Dann werden die Probleme vielleicht im Laufe der Zeit blasser und schwächer.

Sinnestäuschung

Ein anderer Punkt, der als Gefahr genannt wird, sind Sinnestäuschungen, die in der Meditation auftauchen können.

Die ergeben sich aus meinem Wahrnehmungsapparat, der auf Abwechslung programmiert ist und nun mit Gleichförmigkeit und Langeweile konfrontiert wird. Da kann es geschehen, dass ich vor meinem „Inneren Auge““Fratzen“ sehe, dass Dinge einen Lichthof bekommen oder der Boden sich zu bewegen scheint. Die Perspektive wird anders. Farben scheinen sich zu verändern. Vielleicht meine ich Töne zu hören, die ein anderer Mensch nicht hört. Es kann auch geschehen, dass mein Körper unwillkürlich anfängt zu vibrieren.

Das sind ganz normale mögliche Begleiterscheinungen der Meditation. Wer zum ersten Mal und unvorbereitet darauf trifft, den kann das allerdings aufregend machen und durchaus auch erschrecken.

Ich sollte als Meditierender wissen, dass es so etwas gibt und dass es weder gut noch schlecht ist. Ich sollte mich nicht zu sehr damit auseinander setzen, weil das von der Meditation ablenken und mich möglicherweise in eine falsche Richtung lenken würde.

Falsche Erwartungen

Manche Menschen gehen heute mit falschen Erwartungen an die Meditation heran.

Der Buddha wurde nicht der Gechillte genannt, sondern der voll Erwachte.

Es geht nicht um Wellness und auch nicht um Selbstoptimierung. Ich werde ruhiger werden und gelassener. Aber doch nicht, um mehr Stress aushalten und mehr leisten zu können.

Meditation ist keine Therapie und nicht dazu da, persönliche Probleme und innere Konflikte zu lösen.

Erwarte nicht, dass Du nach einigen Sitzungen die Erleuchtung erlangst. Es geht nicht um Glückseligkeit. Mir werden keine Astralwesen begegnen.

Meditation ist nicht abgehoben, keine Weltflucht, sondern im Gegenteil sehr handfest und irdisch.

Ziel von Meditation

Meditation ist ein Erkenntnis-Werkzeug als Teil eines spirituellen Wegs, um mich selbst kennen zu lernen, den Geist zu verstehen und darüber hinaus, jenseits von meinen Wünschen, Träumen, Illusion und Vorstellungen, zu sehen, was tatsächlich ist.

Dazu muss ich wach sein. Erst wenn ich nicht mehr benebelt bin von meinen Gedanken und Gefühlen, die mich von diesem Augenblick wegtragen, bin ich wirklich wach und bewusst und bekomme eine Chance, unvoreingenommen zu erkennen, wie die Dinge sind, jenseits von ihren äußeren Erscheinungen.

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