Dieser Augenblick. Die Botschaft der Kiefer

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Dieser Augenblick. Eine Zen-Kalligraphie über das Geräusch, das von einer Kiefer ausgeht. Es bleibt unklar, was das Geräusch verursacht. Aber es hat eine Botschaft.

kiefer

 

Ich betrachte eine Kalligraphie aus dem Umkreis des Zen, die aus fünf Zeichen besteht. Das Geräusch, das von einer Kiefer ausgeht, ist immer wieder Gegenstand von Kalligraphien. Häufig ist es der Wind, der durch die Kiefer weht und ein Geräusch erzeugt. Hier bleibt unklar, was das Geräusch verursacht. Aber es hat eine Botschaft.

Das erste Zeichen:

Kiefer, Nadelbaum

Hier geht es mal wieder um die Kiefer. Doch sie steht nicht im Mittelpunkt.

Das zweite Zeichen:

Stimme, Ton, Klang, Nachricht

Das zweite Zeichen steht für ein Geräusch. Das können alle möglichen Geräusche sein. Hier ist es der Klang der Kiefer.

Spricht der Baum? Oder fährt da nur ein Wind durch? Knarren irgendwelche alten Äste? Oder ist alles der Buddha?

Das dritte Zeichen:

sprechen, predigen, berichten

Das Geräusch ist nicht nur ein Geräusch; es hat eine Bedeutung.

Das vierte Zeichen:

Weisheit, Erleuchtung

Hier wird die Bedeutung näher beschrieben. Es geht um die höchste Weisheit oder sogar um Erleuchtung.

Das fünfte Zeichen:

jung, junger Herr, junger Meister

Es geht um etwas Junges, Frisches. Die Wahrheit ist nur wahr, wenn sie unabgestanden, also frisch ist – wie neugeboren.

Die Zeichen der Kalligrafie lassen sich übersetzen mit:

 

„Aus dem Klang der Kiefer sprechen Worte der Weisheit“

 

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Wir sind immer abgelenkt

Ich fürchte mich vor Langeweile. Ich vermeide alles um auch nur einen einzigen kleinen Augenblick zur Besinnung zu kommen. Ständig läuft der Fernseher, ich schaue auf mein Handy, das Radio dudelt. Ich habe Angst, irgendetwas zu verpassen. Habe ich eine Mail bekommen? Ist etwas in den Nachrichten?

Das Leben ist banal

Es muss nicht immer etwas Besonderes geschehen. Das Leben besteht aus unendlich vielen Augenblicken, die sich von Sekunde zu Sekunde kaum unterscheiden. Immer übersehe und überhöre ich die kleinen Dinge, die diesen Augenblick ausmachen.

Nur ein natürliches Geräusch

Hier ist gerade nichts, außer dass da gerade ein Geräusch aus der Kiefer kommt. Da ist noch nicht einmal gesagt, was das für ein Geräusch ist. Ich könnte irgendwo sitzen. Es könnte auch das Murmeln eines Baches sein oder das summende Geräusch von Autos, die dort hinten auf einer Autobahn fahren.

Ein Klang

Hier ist von Klang die Rede. Das Hören ist spezifisch. Es ist besonders geeignet, mich an den Augenblick zu erinnern. Selbst wenn ich ganz abgeschieden irgendwo sitze, es Nacht ist, ich die Augen geschlossen habe, dann erreicht mich ein Ton.

Meine Sinne sind wach. Ich bin achtsam. Ein Ton. Und dann ist er wieder verklungen. Stille. Es ist auch nicht so, dass ich diesen Ton erwarte. Wann kommt er denn endlich wieder? Ich registriere ihn und lasse ihn wieder los.

Worte der Weisheit.

Was ist weise an einem Geräusch? Was könnte der Meister meinen, wenn er von so etwas Nebulösen, wie vom Geräusch einer Kiefer spricht?

Unzweifelhaft gibt es dieses Geräusch. Ich höre es. Aber ich kann es auch nicht richtig dingfest machen. Das ähnelt der Realität selbst.

Das Leben ist so normal und natürlich wie irgendein Geräusch. Da muss nichts hinzugefügt oder weggenommen werden.

Um etwas zu erfahren, muss ich nicht unbedingt studieren. Es ist doch alles offensichtlich. Ich muss mich nur dafür öffnen. Und dann weiß ich es aus erster Hand. Niemand hat es mir zugeflüstert oder aufoktroyiert.

Der Geist wird klar. Ich höre auf, mir Sorgen zu machen. Alles loslassen und nach innen schauen. Ich verschwinde und kehre an einen Ort zurück, der jenseits von Geburt und Tod ist. Letztlich bin ich nichts anderes als eine Ameise – oder auch eine Kiefer. Ich werde geboren, ich lebe und wachse und dann sterbe ich wieder.

Über die Kalligraphie

Hier kenne ich weder den Kalligraphen noch weiß ich, wann die Kalligraphie entstanden ist. Es ist aber ziemlich sicher, das sie aus dem Umfeld des Zen stammt.

Ein vergleichbarer Vers wird im Zen für das Koan-Training verwendet. Dort heißt es:

Der Bach im Tal, der Wind in den Kiefern – sie alle verkünden die Lehren Buddhas.

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Diese Kalligraphie und viele weitere sind auch in einem Buch enthalten und kommentiert:

ZEN + NICHT-ZEN. Gedanken zu ostasiatischen Kalligraphien

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