Sutra – Herzsutra: Der Geiergipfelberg – ein magischer Ort

Sutra – Herz-Sutra: In Rajgir hat Buddha darüber gesprochen, was Erleuchtung wirklich ist. Das lässt sich natürlich nicht direkt beschreiben. Einfacher ist es aufzuzählen, was es alles nicht ist. Darum geht es im Herz-Sutra. In Rajgir geschieht Meditation, wenn man sich nur hinsetzt. Alle Konzepte kommen zur Ruhe. Tiefer, intensiver Frieden.

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Wenn man an Orte denkt, die mit dem historischen Buddha verbunden sind, dann denkt man meist an Bodgaya, dem Erleuchtungsort oder auch an den Rehpark in Sarnath, wo er die erste Predigt hielt und seinen Erleuchtungsweg dargelegte. Rajgir ist im westlichen Bewusstsein unbekannt und nicht mit dem Leben des Buddha verknüpft.

Diese Ansicht ist erstaunlich, denn der Ort hat zwar weder die Geburt, die Erleuchtung, die erste Predigt noch den Tod des Erhabenen gesehen; Rajgir ist aber der Ort, an dem er sich besonders gern und häufig aufgehalten hat und der der Schauplatz vieler Lehrreden ist. Dort fand die Belehrung statt, die dem unvergleichlichen Herz-Sutra zugrunde liegt. Nach tibetischer Überlieferung hat er hier die Lehren für die höchsten Stufen der Vollendung, den geheimen, inneren Kern verkündet.

Ich finde, der Geiergipfelberg ist der bedeutendste und spannendste Platz und steht über allen anderen Buddhaorten.

In Rajgir hat der Buddha zum ersten Mal darüber gesprochen, was Erleuchtung wirklich ist. Das lässt sich natürlich nicht direkt beschreiben. Einfacher ist es aufzuzählen, was es alles nicht ist. Davon handelt das Herz-Sutra. Es heißt da: Einst weilte der Erhabene in Rajgir zusammen mit einer großen Versammlung von Mönchen und Bodhisattvas auf dem Geiergipfelberg. Das ist nun eine Geschichte, in der Buddha gar nicht direkt eingreift. Er lehrte durch sein Beispiel und seine Präsenz. Nur an einer Stelle bekräftigte er: Ja, genau so ist es. Ansonsten weilte er in tiefer Versenkung. 

Rajgir, zur Zeit Buddhas Königsstadt des Reichs von Magadha und eine der bedeutendsten Städte Nordindiens, ist vergangen. Eine Zyklopenmauer soll die Stadt umschlossen haben. Ich sah lediglich vereinzelte grasbewachsene Erdwälle, die wieder Teil der Landschaft geworden sind.

Die heutige Besiedlung ist spärlich. Nicht einmal ein richtiges Dorf, nur einzelne Häuser. Der Ort, der die kümmerliche Nachfolge der einstigen Hauptstadt angetreten hat, liegt weit entfernt und bietet wenig Sehenswertes.

Auf meiner eigenen Pilgerfahrt zu den Buddhaorten fand ich diesen Platz ziemlich verlassen. Dieser Ort strahlt noch heute viel von diesem besonderen Glanz aus, zumal er sich noch weitgehend in dem Zustand zeigt, in dem ihn der Buddha vorgefunden und geliebt hat. Keine Klöstern, Tempel, Stupas oder Straßen und Plätzen haben ihn überbaut.

Nicht einmal übermäßig viele Besucher und die ihnen folgenden Marktschreier und Straßenhändler gibt es hier. Vielleicht hatte ich auch etwas Glück, als ich dort weilte.

Ich stieg zum Hauptbelehrungsplatz Buddhas einen hohen Berg hinauf. Ein wunderbarer Platz mit herrlicher Aussicht. Nicht die Spitze eines eigenen Berges, sondern eher ein Plateau, eine Terrasse auf halber Höhe an der Flanke des Berges.

Der Platz ist nicht übermäßig groß, mag allenfalls einigen Dutzend Menschen Platz bieten. Zwei Höhlen bieten Schutz vor unfreundlichem Wetter. Ich erinnere mich an einen Platz, der so aussah, als hätte ein Riese Felsbrocken zerstreut. Da muss man kraxeln. Nackter Fels, wilde Steine und einige mächtige Felsbrocken schaffen einen bizarren und trotzdem harmonischen Rahmen, als sei dies ein durch Menschenhand geschaffenes Werk, das ästhetisch überhöht Natur nur vorgibt, wie manche chinesische und japanische Gärten.

Tief unten im weiten Tal ein nagelneuer schneeweißer Buddhatempel, ebenso von Japanern erbaut wie der weiß glänzende Stupa über dem Geiergipfelberg. Am Fuß des Berges eine Badeanlage mit Heilquellen und ein hinduistischer Tempel. Darüber, oben auf dem Berggipfel, ziemlich versteckt an einer Seite und ziemlich klein und unscheinbar die Höhle, in der das erste buddhistische Konzil stattgefunden hat, das nach Buddhas Tod einberufen wurde und bei dem seine Predigten gesichtet und gesammelt wurden.

Zum Gipfel führt heute eine Seilbahn, die damals Gott sei dank kaputt war. Deshalb war ich dort oben allein und es war so herrlich ruhig, wie es diesem Platz gebührt. Da gab es keine Geier, aber einen schneeweißen modernen und japanisch-buddhistischen Stupa und eine berauschend schöne, weite Aussicht.

Ein ausgedehntes Tal. Verbunden durch mächtige Höhenzüge ergeben die Berge ein riesiges in der Landschaft liegendes „Z“. So eine Landschaft, die die Meditation fördert durch ihre Weite. Da bleibt dem Blick gar nichts anderes, als geräumig zu werden. Ein weites recht grünes Tal, die Hügelkette dahinter und ein ferner Fluss. Nach Osten erkannte ich auf einem anderen Berg einen alten Ziegelstupa.

Da geschieht Meditation schon, wenn man sich nur hinsetzt und schaut. Da gibt es nicht viel zu sehen. Keine besonderen Details. Da ist einfach nur sehr weites hügeliges braun-olives Land, Berge und Himmel und ein unendlicher Horizont.

Der Buddha wird als ein ernster Mensch geschildert, der seine Zuhörer durch Logik zu packen versuchte. Die kontemplative Seite erscheint in den alten Berichten recht knapp. Natürlich hat er sie gehabt. Und dieser Platz beweist es. Er lädt zum Verweilen ein. Die Augen werden weit und blicken auf dieses breite Tal, das in einiger Entfernung von einem langgezogenen Bergrücken begrenzt wird, der den Blick nicht aufhält, sondern auf den unendlichen tiefblauen Himmel lenkt. Ich sehe die tibetischen Weisen und Lehrer, die sich an solchen Plätzen niederlassen und in tiefer Meditation ruhen, und so muss auch der Erhabene in die Stille eingetaucht sein.

Man kann es noch heute spüren. Wenn du da bist, und dich dafür öffnest, dann weißt du ganz genau, um was es geht, unmittelbar. Alle Gedanken und Emotionen sind weg. Alle Konzepte sind zur Ruhe gekommen. Tiefer, intensiver Frieden.

Abends liege ich auf der Pritsche und beobachte im Schein der düsteren nackten Glühbirne die Geckos. Auf der senkrechten Wand und in der Farbe welker Blätter. Reglos, wie meditierend, warten sie auf Insekten. Eine abrupte Bewegung und wieder lange, regungslose Stille.

 

Hier findest du die wichtigsten Tipps zur Meditation:

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Ein Blog-Beitrag zum Herzsutra

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Ein Blogbeitrag zu Magischen Orten

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