Gebet – ist das nur Gott um etwas zu bitten? Was ist „beten“ und weshalb beten?

Gebet beinhaltet eine Verbindung zu etwas Transzendentem. Das muss nicht der liebe Gott sein und es kann Vielerlei umfassen: Ich kann danken, mich beklagen, bereuen und vergeben, um Segen bitten. Vielleicht brauche ich jemanden, gegenüber dem ich mich mal ausweinen kann. Beten kann über Sprechen hinaus gehen. Ich öffne mich und werde ein Gefäß für den Segen.

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Das Wort „beten“ hängt mit dem Wort „bitten“ zusammen. Gemeinhin denkt man bei „beten“ an: Gott um etwas zu bitten. Beten geht aber in zweierlei Hinsicht darüber hinaus. Ein Gebet richtet sich nicht unbedingt an den allmächtigen christlichen Gott und es kann weit über ein Bitten hinaus gehen. Es geht um eine Verbindung zu einem höheren Wesen oder ganz allgemein zu etwas Transzendentem.

Zu wem „beten“?

Fangen wir mit dem Adressaten eines Gebets an. Bei dem höheren Wesen denkt man meist an „Gott“. Da kommen aber noch ganz andere höhere transzendente Wesen und Kräfte in Frage.

Vielleicht ist dieser allmächtige Gott emotional viel zu abstrakt und zu weit entfernt. Vielleicht traue ich mich nicht, zum lieben Gott direkt zu beten, sondern bitte einen Heiligen oder eine andere mir zugänglicher erscheinende Wesenheit.

Das kenne ich noch von meiner Großmutter. Da hat man sich bei bestimmten Problemen nicht an den lieben Gott gewendet. In der Katholischen Kirche gibt es ja ziemlich viele Heilige und klassisch hatten die alle ihr besonderes Aufgabengebiet. Meine Großmutter wusste genau, wer für was zuständig war. Und zu dem wurde gebetet. Ich glaube Antonius war zuständig, wenn etwas verloren gegangen war. Und Christopherus ist für eine gute Reise zuständig. Und die heilige Mutter Gottes war so etwas wie ein Joker. Die hat immer geholfen.

Man könnte meinen, ein Gebet setze die Existenz eines persönlichen Gottes voraus und dieser Gott muss sich auch noch für eine solche Ansprache von so einem unbedeutenden kleinen Wicht interessieren. Und was ist, wenn ich gar nicht an Gott glaube?

Ich kann meine Gebete an vielerlei Wesen richten. Da kommen infrage: Engel, Heilige, Götter, Buddhas und Bodhisattvas, Vorfahren, spezielle Kräfte die hinter Naturphänomenen stehen, das Universum als Ganzes.

Ich kann an das Universum denken und dort meine Bestellungen abgeben. Vielleicht denke ich auch an einen tiefen Aspekt in mir selbst. Ich kann aber auch ganz allgemein etwas wünschen.

Ich kann etwa wünschen, dass es allen fühlenden Wesen gut geht. Ich denke an das Leid der Wesen und wünsche, dass sie einen Weg aus dem Elend finden und es ihnen gut geht, sie Glück finden und froh und ausgeglichen sind. Das sind Übungen im Entwickeln von Mitgefühl.

Warum „beten“

Bei einem Gebet muss es nicht nur um ein Wünschen gehen. Meistens habe ich ein konkretes Anliegen und möchte etwas. Vielleicht brauche ich jemanden, gegenüber dem ich mich ganz heimlich mal ausweinen und Schwäche zeigen kann. Das sieht ja niemand. Vielleicht brauche ich Trost. Ich möchte ein Problem los werden oder suche eine Lösung. Der Betende erwartet meist eine Antwort. Vielleicht spricht die Wesenheit mit mir. Es könnte allgemein um Zwiesprache oder um Zuwendung gehen.

Ich kann auch danken, mich beklagen, bereuen und vergeben, um Segen bitten.

Es gibt immer etwas, wofür ich dankbar sein kann – nicht nur dafür, dass meine Bitten vielleicht erhört worden sind.

Ich habe mal gelernt, wie ein Volk lebt, das noch ziemlich abseits der sogenannten Zivilisation lebte. Die haben jeden Morgen gebetet. Das Gebet bestand aus Danken. Dafür, dass sie an diesem schönen Tag aufgewacht sind. Einfach dafür, dass sie leben. Dass die Sonne scheint.

Erzähle im Gebet von deinen Träumen, deinen Ängsten und Freuden, sag Dank für dein Leben, für deinen Körper, für deine Jugend, für deine Kraft, für diesen wunderbaren Tag.

Ein Gebet kann in Meditation übergehen, wenn der Betende eine einzige Gebetszeile wie ein Mantra stetig wiederholt. Da wird eine Wesenheit angesprochen mit einer immer wieder erneuerten Bitte: „Denke an mich!“, „Erbarme dich meiner!“ oder „Segne mich!“.

Beten kann über Sprechen hinaus gehen und den Charakter eines Hinhörens und Hinspürens annehmen. Ich vertrauen auf das Göttliche, auf die Wesenheit, auf die Kräfte. Ich öffne mich und werde ein Gefäß für den Segen. Das Göttliche ist hier. Ich spüre es.

Beten ist dann zu Meditation geworden. Dann ist es eher ein Sein mit dem Göttlichen, ein Stillwerden und in Seiner Gegenwart zur Ruhe kommen.

Was bewirkt „beten“ und warum?

Das komische ist, dass Beten ziemlich oft hilft. Warum hilft es? Wenn ich ehrlich bin: ich weiß es nicht.

Ich glaube gar nicht, dass es wirklich der Adressat des Betens ist, der etwas bewirkt. Und trotzdem ist der nicht auswechselbar. An sich schon. Aber. Ich traue dem einen Wesen mehr als dem anderen. Ich habe bestimmte Vorlieben. Und mit der Zeit, nach viel Ausprobieren und Erfahrungen, bin ich fest davon überzeugt, dass genau dieses Wesen mir hilft und niemand anderes.

Ein Gebet verändert sicher den Betenden. Egal ob durch eine Wesenheit bewirkt oder nicht. Vielleicht programmiere ich durch Beten meinen eigenen Geist.

 

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