Sexuelle Energie. Lust als Fahrzeug zum Göttlichen

Sexuelle Energie. Ich reite auf der Lust, wie ein Surfer auf einer gewaltigen Welle. Die Lust wird zum Fahrzeug. Sie verschafft die Energie, um in Bereiche jenseits des gewöhnlichen Bewusstseins vorzudringen.

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Religionen und ganze Gesellschaften haben Angst vor Sexualität

Religionen und Gesellschaften gehen Hand in Hand mit dem, wie sie die Sexualität der Menschen einzuhegen versuchen und was sie den Menschen hinsichtlich der Sexualität vorschreiben. Sie haben Angst vor Sexualität. Dafür mag es nachvollziehbare Gründe geben.

In Europa betrachtet das Christentum seit Augustinus schon den eigenen Leib als sündig und verteufelt Sex. Er ächtete die Lust und erfand die Erbsünde. Bis heute dürften sehr viele Menschen Sexualität mit Sünde und schlechtem Gewissen verbinden.

Religionen könnten Sex auch positiv interpretieren und als ein Mittel deuten, das ein religiöses Erlebnis bewirken kann. Dann kann ich Sex als Geschenk erleben, das ich dankbar annehme und genieße.

Intime Körpernähe produziert körpereigene Stoffe, die zu Glückseligkeit führen können. Sexualität gibt eine Ahnung, um was es geht, wenn sie das Göttliche berührt. Sex ist eine der wichtigsten und leichtesten Möglichkeiten, zu „Gott“ zu werden. Wobei „Gott“ keine Person ist, sondern ein Zustand.

Damit tritt sie allerdings in Konkurrenz zur Religion und ihr Monopol, was Gott und Jenseits betrifft.

In Indien ist eine lange nur im Geheimen praktizierte spirituelle Strömung entstanden, in der es auch um Sexualität geht. Sex steht dort aber nicht im Mittelpunkt. In einem kontrollierten und ritualisierten Rahmen werden ganz bewusst Grenzen und Tabus überschritten und dabei Dinge getan, die unter keinen Umständen erlaubt sind.

Es geht nicht um Provokation und Konfrontation. Nicht die anderen sind das Ziel. Es geht um das, was ich selbst lernen und erfahren kann.

Das ganz bewusste Durchbrechen von Tabus macht etwas mit mir. Die Welt bricht gar nicht zusammen, wenn ich etwas tue, was man eigentlich nicht tut. Ich beginne zu sehen, was jenseits der Grenzen ist.

Aus dieser Tradition lässt sich einiges auch ganz praktisch hinsichtlich des Umgangs mit Sexualität lernen.

Es geht dabei gerade nicht darum, mich meinen Trieben hemmungslos auszuliefern. Das ist kein gewöhnlicher Akt. Das Paar verwandelt sich rituell in Gottheiten. Der Sexualakt wird heilig. Sexualität wird zu einem Fahrzeug zur letztendlichen Wahrheit.

Die Lust als Meditationsgegenstand

Ich kann das sexuelle Zusammenkommen zweier Menschen als eine besondere Form der Meditation ansehen.

Es kann schon hilfreich sein, dieses Setting zu übernehmen, nämlich mich und den anderen Menschen nicht als gewöhnliche Wesen zu sehen, sondern als überirdisch und göttlich. Alles was geschieht ist heilig. Dies ist der perfekte Raum, die perfekte Umgebung und die perfekte Zeit. Wir vollziehen einen Schöpfungsakt, wie zum Beginn aller Zeiten.

Es gibt nichts weiteres zu tun. Keine Erwartungen.

Die Lust fungiert als Meditationsgegenstand. Alle Gedanken und damit jegliche Ablenkung verblassen. Weil die Lust so stark ist und so im Vordergrund steht, fällt hier ein Zustand ohne Ablenkung leichter, als mit kaum einem anderen Fokus.

Ich reite auf der Lust, wie ein Surfer auf einer gewaltigen Welle. Die Lust wird zum Fahrzeug. Sie verschafft die Energie, um in Bereiche jenseits des gewöhnlichen Bewusstseins vorzudringen.

Ohne Höhepunkt

In Asien geht man davon aus, dass der Orgasmus Lebensenergie abzieht, die dann für anderes fehlt. Deshalb soll Sexualität so gelebt werden, dass es nicht zum Orgasmus kommt. Das verlangt viel und ernsthaftes Training.

Wenn ein Mann sehr jung ist, kommt er schnell, oft sehr schnell. Wenn er sehr alt ist, dann ist es mitunter ziemlich schwer, noch zum Orgasmus zu kommen. Für die Zeiten dazwischen gilt: Es ist möglich, sehr lange in der Lust zu bleiben, ohne zum Höhepunkt zu kommen.

Das kann man jeden Tag mit sich allein üben. Bis ganz kurz vor dem Orgasmus und dann aufhören. Oft gelingt das nicht. Und wenn es gelingt, dann ist da zuerst eine ziemliche Frustration. Ich kann aber sehen, dass diese Frustration schnell vergeht. Was dann bleibt, ist ein Grundlevel an Lust, der aber nicht überstark ist.

Dann wird es möglich, fast unbegrenzt lange in sexueller Vereinigung zu bleiben, auf jeden Fall viele Stunden lang. Ganz still mit ganz wenig Bewegung. Etwas Bewegung, um wieder in die Nähe des Höhepunkts zu kommen, aber nicht zu nahe. Und dann wieder Stillstand. Die Lust schwillt an und nimmt wieder etwas ab, ohne aufzuhören. Immer weiter gehen, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze. Ich spiele mit der Lust.

Das erfordert große Aufmerksamkeit. Ich muss ständig gewahr sein. Die Achtsamkeit passt auf, nicht zum Höhepunkt zu kommen.

Eine solche Vereinigung ist ein Geschenk und eine wunderbare, sehr tiefe und sehr effektive Meditations- und Konzentrationsmethode.

Der Gipfel

Wenn du ganz bewusst in den Orgasmus gehst, dann versuche ganz wach zu bleiben

Meist gelingt das nicht ganz genau in dem Augenblick – dann bist du zu sehr beschäftigt. Du bist gar nicht da. Da ist nur noch Orgasmus. Nicht umsonst spricht man vom kleinen Tod.

Aber unmittelbar danach. Das ist ein Moment, in dem der höchste Zustand der Meditation ziemlich leicht erfahrbar ist. Alle Interpretationen und Gedanken sind verschwunden.

Der Geist ruht in Stille und öffnet sich, um zu empfangen, was ist, im ewigen Jetzt. Das ist der Zustand, um den es geht: Ganz wach und keine Gedanken – das gewöhnliche Bewusstsein aufgehoben in einem wunschlosen nichtduale Zustand.

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