Ablenkung – während der Meditation

Ablenkung. Stell dir vor, du sitzt auf einem Stuhl allein in einem kahlen Raum – ohne irgendetwas, auf das du deine Aufmerksamkeit richten könntest. Dann wird deutlich, was ist – jetzt. So kann Meditation geschehen.

Ablenkung

 

Eine Teilnehmerin, die noch nicht viel Erfahrung mit Meditation hatte, sagte nach der Praxis, sie habe festgestellt, dass sie während der Meditation abgelenkt war. Das ist eine relevante Feststellung. Das gilt fast immer. Das geht auch mir meist so.

Meditation kann man unter anderem als den Zustand der Unabgelenktheit definieren. Das ist ein hohes Ziel, nicht abgelenkt zu sein. Bei dem, was wir Meditation nennen, geht es darum, diesen Zustand zu üben. Das heißt eben noch nicht, dass wir das schon erreicht haben.

Es ist ja schon etwas ganz Besonderes zu merken, dass wir abgelenkt sind. Das ist geradezu ein Zeichen von Achtsamkeit. Und dass uns etwas ablenkt, ist ganz natürlich.

Unsere Welt besteht aus Ablenkung. Alles, was uns umgibt, ist Ablenkung. Es ist schwer, sich dieser Ablenkung zu entziehen und zur Besinnung zu kommen.

Unsere Gesellschaft lebt davon, dass immer mehr verkauft und konsumiert wird. Also muss sie irgendwie und immerzu unsere Aufmerksamkeit einfangen.

Und wir umgeben wir uns mit so Vielem, das unsere Aufmerksamkeit fordert: Telefon, Handy, Fernsehen, Werbung, Zeitungen, Filme, Ausstellungen, Theater, Shows, Treffen mit Freunden, Party, Disko – die Liste ist unermesslich.

Da ist es schon gut, wenn wir nur unsere ganz normale Umgebung sehen. Die Bäume, Wiesen, Häuser, Menschen. Dass gilt ja schon als Erholung. Erholung von den ganzen anderen Ablenkungen.

Es kommt mir vor, dass ich in einer kleinen finster-schwarzen Dose sitze und durch ein kleines Loch darin nach außen schaue.

Was wäre, wenn ich dieses kleine Loch für einen Augenblick schließe und mal in die Dose schaue.

Wir können die Augen natürlich nicht umdrehen und mit ihnen in eine andere Richtung sehen. Aber wir können uns etwas vorstellen. Wenn wir die Augen schließen, dann tauchen Bilder auf. Ich kann mir die manchmal anschauen, wie die Bilder draußen.

Dass sind wahrscheinlich meist Erinnerungen, irgendetwas, das ich mal gesehen und gespeichert habe. Und dann kann eine Instanz in mir diese Erinnerungen verknüpfen und ausbauen und daraus etwas Neues schaffen. Das sind dann Wachträume, schöne oder hässliche.

So ein Kopfkino sind Erinnerungen, etwas, das wir mal draußen gesehen haben oder reine Fantasie. Wir sind mit etwas beschäftigt, dass entweder in der Vergangenheit liegt – Erinnerungen – oder in der Zukunft. Und was gerade wirklich abgeht, bekommen wir gar nicht mit. Letztlich schauen wir immer noch nach außen. Wir schlafen nicht im eigentlichen Sinn. Aber wir sind auch nicht wirklich wach.

Wir leben fast immer in einer Scheinwelt. Wenn wir träumen und auch tagträumen können wir leicht einsehen, dass das nicht die Wirklichkeit ist. Aber auch wenn wir durch unser kleines Loch in der Dose nach außen schauen, dann ist das vielleicht nicht die wirkliche Welt. Das hat auch etwas von einem Traum.

Auf jeden Fall ist das, was wir da durch dieses Loch in der Dose sehen, nicht die richtige, letztendliche Wirklichkeit.

Dass ist leicht einzusehen. Wir nehmen durch unsere Sinnesorgane wahr. Und irgendetwas in uns bastelt aus diesen Daten unsere Welt, so wie wir sie für real halten.

Es gibt sie natürlich, die Welt. Ich kann den Baum vor mir anfassen oder meine Hand wird nass, wenn ich sie in Wasser tauche. Aber sie ist nicht unbedingt so, wie ich denke, dass sie ist.

Was wäre, wenn wir andere Sinnesorgane hätten, wenn wir mit Echolot und Fledermausohren ausgestattet wären? Es gibt Fische ohne funktionsfähige Augen, die sich trotzdem gut orientieren können. Bienen können für uns nicht erkennbare Farben sehen. Mit anderen Sinnesorganen sähe unsere Welt anders aus. Und auch unter Einfluss von Rauschgift erscheint die Welt sehr verändert.

Ist unsere Welt vielleicht nur gelernt? Könnten wir die Welt auch ganz anders wahrnehmen? Wie ist die letztendliche Realität?

Um von dieser letztendliche Realität eine Vorstellung zu bekommen, ist eine radikale Änderung notwendig, nämlich hier sein – jetzt – ganz und gar. Was ist genau jetzt? Wir sind so gut wie nie – hier.

Erst wenn du bereit bist, deinen Blick nach innen zu wenden, kannst du wahrnehmen, was jetzt ist. Das, was du siehst und hörst und riechst, soll dich nicht fesseln. Das mag da sein, aber es nimmt dich nicht gefangen. Es ist da und verschwindet wieder aus der Aufmerksamkeit.

Stell dir vor, du bist nur noch mit dir allen. Du sitzt auf einem Stuhl allein in einem kahlen Raum. Du – und sonst nichts. Auch kein besonderer Geruch, keine Geräusche.

Du wirst vermutlich wieder anfangen, dich abzulenken. Selbst eine kahle weiße Wand kann dich ablenken. Du siehst da vielleicht Risse, Flecken. Und dann gibt es immer noch das Kopfkino. Du gehst gedanklich auf die Reise.

Du könntest dich erinnern, auch diese Ablenkungen los zu lassen und hier zu sein. Was passiert dann? Da könnten z.B. Ängste auftauchen, oder der dringende Wünsch zu husten. Es juckt tierisch. Du möchtest dich kratzen.

Versuch mal, das alles zu merken und auszuhalten. Keine Ablenkung mehr. Ich bin da. Ich weiß, dass ich da bin.

Nun wird es spannend. Wenn du weiter machst, keine große Ablenkung mehr da ist, fängt das Nach-innen-Schauen an, das große Forschungsvorhaben, das Meditation heißt.

 

Hier findest du die wichtigsten Tipps zur Meditation:

https://www.raumfuermeditation.de/meditation-tipps/

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