Indische Philosophie – Tantra

Indische Philosophie – Tantra. Spiritueller Weg und Lebenseinstellung. Alles akzeptieren, was ist und wie es ist, weil alles eine Botschaft hat. Durch Techniken und Rituale Grenzen auflösen und Erfahrungsräume öffnen.

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Die Bedeutung des Wortes „Tantra“

Tantra, sanskrit तन्त्र, bedeutet „Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang“.

Da steckt die Vorstellung hinter, dass alles mit allem verbunden ist und letztlich eine Einheit bildet.

Der gemeinsame Nenner

Den Begriff in seiner ganzen Fülle zu erfassen, ist schwierig. Einerseits bezeichnet Tantra eine Literaturgattung. Es kann sich um Offenbarungstexte oder Leitfäden handeln. Zum anderen sind verschiedene Strömungen innerhalb der indischen Philosophie und Religion angesprochen, die sowohl im Hinduismus, als auch im Buddhismus eine Rolle spielen.

Tantra ist ein spiritueller Weg, eine Erkenntnislehre und eine Lebenseinstellung. Durch Techniken und Rituale lerne ich, zu wachsen, Grenzen aufzulösen und Erfahrungsräume zu öffnen.

Das Göttliche, die höchste Wahrheit, findet sich in allen großen und kleinen Dingen und auch in mir selbst. Was innen geschieht, spiegelt sich im Außen – und umgekehrt. Diese Kräfte in meinem eigenen Geist zu erkennen und meinen eigenen Geist zu verwandeln, ist das Ziel des Tantra.

Ich muss nichts hinzufügen

Es heißt, im Tantra gehe es um Transformation. Aber letztendlich gibt es nichts zu transformieren.

Jedes einzelne fühlende Wesen besitzt schon das, was im Buddhismus Buddhanatur heißt. Ich muss nichts verändern oder hinzufügen. Ich bin schon am Ziel.

Allerdings – diese Schicht ist verkrustet und verschüttet unter all diesen Konzepten, die ich im Laufe meines Lebens aufgenommen habe und mit mir schleppe. Die Aufgabe ist nicht, etwas neu zu lernen, sondern diese Ablagerungen abzutragen, damit der strahlende Kern zum Vorschein kommen kann.

Tantra ist ein Weg der Achtsamkeit.

Der Fokus liegt darauf, im Moment zu sein. Dann gibt es keine Erwartungen und damit auch keine Furcht und keine Hoffnung.

Grenzen überwinden

Die Konzepte, die Vorstellungen, Regeln und Urteilen, die ich von Eltern und Gesellschaft übernommen habe, schaffen die Realität, die ich als wirklich wahrnehme. Sie existieren un- und unterbewusst im Hintergrund und bestimmen mein Handeln und Denken. Erst wenn ich diese Konzepte klar erkenne, prüfe und mich, wenn ich sie als wirklichkeitsfremd erkenne, von ihnen befreie, kann ich sehen, was tatsächlich ist.

Es geht um eine Revolution in mir selbst. Es geht nicht darum, die Gesellschaft zu provozieren und eine äußere Revolution anzuzetteln.

gut und schlecht

Die Vorstellungen von „Gut“ und „Schlecht“ sind solche Konzepte. Absolutes „gut“ oder „schlecht“ gibt es nicht. „Gut“ und „Schlecht“ brauchen immer einen Bezugspunkt. Erst durch die Wertung wird etwas „richtig“ oder „falsch“, „gut“ oder „schlecht“. Ohne Wertung ist etwas einfach so, wie es ist.

Wir neigen dazu, Polaritäten zu sehen, gut und schlecht, aktiv und passiv, männlich und weiblich. Tantra ist ein Weg, zu erkennen, dass Gegensätze die zwei Seiten der selben Münze sind und diese Gegensätze zu verbinden und darüber hinaus zu gehen.

Nichts ablehnen

Die Grundeinstellung besteht darin, alles zu akzeptieren, was ist und wie es ist, weil alles eine Botschaft hat und weil ich etwas daraus lernen kann. Das gilt auch und gerade für Krankheiten, Schwierigkeiten, Probleme, Fehlschläge oder meine negativen Emotionen.

Der Schlüssel ist Bewusstsein.

Wenn ich meine Wut sehen kann, dann ist sie schon fast überwunden.

Tatsächlich kann ich alles verwendet und „umarmen“, das funktioniertauch das, was gewöhnlich als schädlich, giftig oder negativ angesehen wird.

Ich kann mich sogar bewusst in Gefahr begeben und die Leidenschaften zum Kochen bringen. Da steckt geballte Kraft drin.

Aber Obacht – das ist kein Freibrief. Allzuleicht mache ich mir da etwas vor. Das bedarf sehr viel Training, um damit sinnvoll umzugehen.

Mittel

Es geht um die Transformation meines Geistes. Dazu ist nichts weiter notwendig als Achtsamkeit. Sie führt zu Erkenntnis. Allerdings – Erkenntnis ist nicht einfach zu erlangen. Ich brauche Erfahrung, die ich im ganz normalen Leben finden kann, in der Anleitung eines Meisters und in Mitteln, die mir auf die Sprünge helfen.

Tantra ist praxisorientiert. Im Fokus steht weniger eine Theorie, als das tatsächliche Erleben. Das Tantra arbeitet mit zahlreichen Praktiken und Hilfsmitteln, sowohl geistiger als auch dinglicher. Dazu gehören Anrufungen von Wesenheiten, die Arbeit mit Energien, Opfer, Visualisierungen, Meditation, die Verwendung von Mantras, Rezitationen, Mudras, Reinigung, Körperübungen, Mandalas, Yantras, Bilder von Wesenheiten, Gegenstände, Farben, Düfte, Musik.

Ich verwende die Energie, die in meinem Körper schlummert, und leite sie durch körperliche und geistige Übungen, im Ritual und in meiner Vorstellung, durch meinen Körper, um sie für meine spirituelle Entwicklung zu nutzen.

In Gedanken nehme ich schon das Ergebnis vorweg. Im Ritual, in meiner Visualisierung, verwandele ich mich in eine höhere Wesenheit, einen Gott, in einen Buddha, in ein Wesen, das die Stufe schon erreicht hat, die ich anstrebe.

Ergebnis

Wenn sich die Emotionen und Gedanken im Geist gesetzt haben und zur Ruhe gekommen sind und damit auch der, der alles bewertet und interpretiert, dann bleibt nur noch waches Gewahrsein übrig. Dann kommt meine wahre Natur zum Vorschein, die Klarheit, Offenheit und Licht ist.

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