Konventionen. Der schüchterne Mönch

Konventionen. Die Geschichte von Ghantapa, dem Mönch, dem Höllenqualen prophezeit wurden, wenn er eine Frau nur ansehen würde.

konventionen

 

Das ist eine der Geschichten über die 84 Mahasiddhas – den ganz großen buddhistischen Heiligen, die Geschichte Nr. 25 von Ghantapa, dem Mönch mit der Glocke.

Klosterzeit

Da gibt es die Geschichte von dem kleinen schüchternen Mönch im alten noch buddhistischen Indien. Der landete schon in sehr jungen Jahren in einem Kloster. Wir haben eine klare Vorstellung darüber, wie es in einem Kloster zugeht und hier war es nicht anders.

Als Mönch ist er einem zölibatären Leben verpflichtet. Das ist an sich nichts Schlechtes. Wer so einen Lebensstil für sich wählt und sich da bewusst für entscheidet, genießt eine bestimmte Form von Freiheit und kann sich voll seiner spirituellen Entwicklung widmen, ohne ständig nach Abwechslung und nach Partnern zu suchen. Eine solche Entscheidung setzt aber einen gewissen Erfahrungshorizont voraus, den ein sehr junger Mensch noch nicht haben kann.

Die Lehrer in einem Kloster werden ihre Novizen in ihrem Sinne beeinflussen. Hier haben sie dem kleinen Mönch Höllenqualen prophezeit, wenn er nur eine Frau ansehen würde. Und er hat sich das voll zu Herzen genommen.

Zwölf Jahre lang folgte er einem strengen Tagesplan. Er stand noch mitten in der Nacht auf, betete, meditierte, sang stundenlang Mantren, las in den heiligen Schriften und arbeitete im Klostergarten. So blieb ihm keine Zeit, um über sich nachzudenken.

Er verlässt das Kloster

Irgendwann dämmerte ihm, dass das Klosterleben nicht die richtige Welt ist und er wollte sie kennen lernen. Dafür gab es im alten Indien einen besonderen spirituellen Weg, nämlich den des wandernden Asketen.

Damit war er auf sich gestellt, folgte aber weiter seiner Praxis. Und seine Vorstellungen änderten sich durch die andere Umgebung nicht. Bekanntlich nimmt man sich selbst – und damit seine Vorstellungen – auch überall mit. So behielt er seine Angst vor Frauen und vermied es, sie auch nur anzuschauen. Die Regeln, die ihm eingepflanzt worden waren, gaben ihm einen gewissen Halt. Er trug stets eine kleine Glocke, die er immer dann anschlug, wenn er sich bei einem Gedanken an eine Frau ertappte.

Als spiritueller Lehrer

Die Menschen erkannten sein großes spirituelles Wissen und es bildete sich eine kleine Gruppe um ihn herum, die seinen Worten folgte.

Eine schöne Frau

In einem Kloster lässt sich die Begegnung mit einer Frau vermeiden – in der richtigen Welt aber nicht. Eines Tages kam eine wunderschöne junge Frau in seine Gruppe. Diese Frau hatte immer schon die begehrlichen Blicke von Männern auf sich gezogen. Sie spürte aber, dass sie nur ihren Körper meinten; sie hatte sich nicht wirklich gesehen gefühlt.

Da trafen nun zwei Menschen aufeinander, die wie für einander geschaffen waren. Gleichzeitig prallten da zwei Konventionen aufeinander. Ein Mönch darf keine Frau berühren und eine Frau hatte sich von Männern fernzuhalten. Die einzige Form der gesellschaftlichen akzeptierten Begegnung bestand in einer arrangierten Hochzeit.

Da saß jetzt dieser kleine Mönch vor ihr und erzählte den Menschen von den heiligen Reden Buddhas. Er wirkte so rein, ehrlich und liebenswert. Die Frau strahlte ihn mit verliebten Augen an und Ghantapa war augenblicklich gefesselt. Es gelang ihm nicht, weg zu schauen. Seine Gedanken setzten aus. Er sah nur noch ihre Augen. Sein Kopf war blank und all die heiligen Regeln existierten nicht mehr.

Er folgte ihr widerstandslos wie von einem Zauber getroffen.

Sie kamen zusammen

Das ist erstaunlich, wie schnell das geht, wenn der Damm erst gebrochen ist.

Etwas auch nur entfernt Vergleichbares hatte sie noch nie erlebt. Sie wusste, da war jemand, der sie wirklich sah und so wollte, wie sie war, ganz und gar, ohne irgendwelche Vorbehalte. Sie fühlte sich geliebt und sie wurde geliebt. Ghantapa öffnete sein Herz und er öffnete es vollständig. Da gab es keine Vorschriften, keine Ängste, keine Schranken. Sie tauchten in eine Liebe ein, in der es kein Ich und kein Du mehr gibt und verschmolzen. Feuer schoss durch ihre Körper und die ganze Welt erstrahlte. Da waren keine Gedanken mehr und keine Regeln, nur noch unglaubliche Freude und die unendliche Weite der nicht-dualen Wirklichkeit jenseits von jeglicher Anhaftung.

Die Erleuchtung blieb und die große Liebe blieb auch

Die Erleuchtung blieb und die große Liebe blieb auch. Sie waren zusammen gekommen, wurden ein Paar und waren glücklich.

Doch die Leute tratschten. Wie konnten ein Mönch und eine unverheiratete Frau zusammen sein?

Ihr coming-out

Anfangs versteckten sie sich und gingen kaum aus dem Haus. Doch dann entschlossen sie sich, offensiv ihre Beziehung zu zeigen. Sie bekannten sich zu ihrer Liebe: Ein Mönch und seine Frau. Ein Mensch, der wirklich den spirituellen Weg verstanden hat, lebt jenseits von Anhaften und Ablehnen. Wir nehmen es, wie es kommt und fließen mit dem, was uns das Leben gibt. Gerade dadurch wird Freiheit möglich und das beinhaltet auch, manche Denkmuster und Dogmen abzulegen.

Die Leute spürten das Licht

Ghantapa begann wieder, die Lehren Buddhas öffentlich darzulegen. Und allmählich kamen immer mehr Menschen, weil sie erkannten, dass die Beiden besonders waren. Sie spürten das Licht, den tiefen Frieden, das Glück und die Liebe und manche kamen auch nur um sie zu sehen und in ihren Segen einzutauchen.

 

Es gibt hier eine ganze Webseite, die sich nur den 84 Mahsiddhas widmet

https://www.raumfuermeditation.de/uebernatuerliche-faehigkeit/

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Welchen Charakter haben die  tibetisch-buddhistischen Wesenheiten ?

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