Negative Emotionen – meine Emotionen und ich

Negative Emotionen. Bin ich wirklich friedlich und ausgeglichen? Was ist, wenn mich jemand ungerecht behandelt? Rauschen da Emotionen hoch? Schlummert da etwas in mir, zu dem ich keinen Zugang habe?

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Unverstandene Emotionen

Unverstandene Emotionen. Ich halte mich für einen friedlichen und ausgeglichenen Menschen. Das sollte doch heißen, dass ich auch in besonderen Situationen einen kühlen Kopf behalte und dass ich friedlich und freundlich reagiere. Bin ich gelassen? Na ja.

Und dann geschehen kleine Ereignisse. Kein Einzelfall.

Jemand hat mich angestoßen und an die Seite gedrängt, als ich eine Anzeigetafel studierte. Und ich habe ihn nun meinerseits an die Seite geschubst, worauf er mich unglaublich wütend angeschrien hat. Und ich? Ich habe zurück geschrien.

Da war mal so eine Geschichte beim Fotografieren. Da hat mich jemand wütend gemacht, weil er mich anschrie, ich sollte ihn nicht fotografieren, obwohl ich das gar nicht vorhatte. Ich fühlte mich zu Unrecht angegriffen.

Und da gibt es das Rasenmähen. So etwas Alltägliches und Banales. Und trotzdem könnte ich die Wände hoch gehen. In so einem Augenblick denke ich, es gibt kaum etwas, das mich so aufregt, wie das Rasenmähen der Nachbarn. Wie kann man auf so einem kleinen Stück Rasen so lange und so hingebungsvoll mähen?

Die Emotionen rauschen hoch

Die Emotionen rauschen hoch, wie ein Feuer aus einem Benzintank, in den man ein brennendes Streichholz wirft.

In so einem Augenblick hätte alles mögliche geschehen können. Von mir völlig unkontrolliert. Könnte ich so auch jemanden erschlagen? Ich weiß es nicht.

Es beschäftigt mich tagelang

So eine Reaktion kommt unmittelbar – und ist dann gleich wieder verraucht. Aber nicht vergessen.

Manchmal lache ich dann. Über mich selbst. Aber einmal hat mich das tagelang beschäftigt. Da gab es ein gewaltiges Kopfkino. Ich habe mich in Gedanken immer wieder mit der Person auseinandergesetzt. Was sie wohl für merkwürdige Ansichten hat, was sie alles Schlechtes tun mag. Was ich ihr hätte sagen können. Alle möglichen Vorurteile projiziere ich auf sie. Dabei kenne ich den Menschen gar nicht und weiß praktisch nichts über ihn. Nicht einmal richtig gesehen haben ich ihn.

Ganz alte Emotionen

Und dann gibt es ganz alte Emotionen. Dass ist etwas, das ich mir schon so oft angeschaut habe, das aber bleibt, so oft ich es mir auch ansehe.

Da gab es einen Lehrer, der mir das große Latinum verweigerte. Das ist jetzt so viele Jahrzehnte her und ich habe in meinem Leben weder ein großes noch ein kleines Latinum je gebraucht. Und trotzdem ist diese Niederlage, diese Ungerechtigkeit immer wieder da.

Dieser Groll um all diese Demütigungen, die Schläge, dieses Unverstandensein und diese Kälte und Einsamkeit. Meine Mutter war kein Hort unbedingter Liebe. So viel habe ich darüber nachgedacht, daran gearbeitet, verziehen, nachvollzogen. Was hat sie selbst erlebt? Was war das für eine Zeit? Objektiv wollte sie sicher nur Gutes. Aber trotzdem. Hört das nie auf? Es hört nie auf.

Ich werde nachdenklich

Wenn ich wieder da bin, dann schaue ich erschrocken und erst amüsiert und dann nachdenklich auf mich selbst. Ich stehe neben mir und erkenne mich nur etwas. Bin ich das? Was schlummert da in mir?

Manchmal sehe ich Gedanken in mir, für die ich mich schäme. Das ist etwas, das ich so nicht meine und niemals laut aussprechen würde. Als hätte ich da die Ansichten eines anderen Menschen angezapft. So was wie eine Person aus einer anderen Zeit oder einem anderen Leben.

Es gibt einen autonomen Teil in mir, der unerkannt neben mir steht, den ich nicht sehe und zu dem ich keinen Zugang habe, der unvermutet aufpoppt und wieder verschwindet, als wäre er nie da gewesen und der mir Angst macht.

Was kann ich da machen?

Bewusstes Atmen

Das funktioniert schnell und unmittelbar, ist aber nicht nachhaltig. Ich könnte mit meinem Atem arbeiten. Wenn ich willentlich mein Atmen ändere, dann ändere ich direkt und zwangsläufig meine Emotionen. Wenn ich bewusst langsam atme, dann werde ich mich beruhigen.

Achtsam werden

Theoretisch weiß ich, was zu tun wäre. Wenn mich jemand fragen würde, dann würde ich sagen, das ist ein Frage der Achtsamkeit. Wenn ich immer achtsam bin und schon bevor die Emotion aufsteigt sehen kann, was ich mache, dann bin ich befreit.

Aber – so geht es nicht. Wenigstens nicht bei mir. Egal wie achtsam ich auch bin – und fast immer bin ich das nicht – die Emotionen kommen mir zuvor. Ich kann nur versuchen, sie möglichst schnell zu merken. Ich bin skeptisch, ob mir das jemals gelingt.

Gleichmut

Es gibt ein Training des Geistes, das mit dem Versuch beginnt, Gleichmut zu entwickeln. Ich könnte versuchen, allen Wesen gegenüber frei von Vorurteilen, Abneigung und Anhaftung zu sein. Ich solle mich verhalten, wie der Ozean sich seinen Wellen gegenüber zeigt. Er versucht nicht, die Wellen zu unterdrücken. Er lässt ihnen unendlichen Raum. Und gleichzeitig ist er völlig unbeeindruckt von ihnen.

Fazit?

Ich kann Emotionen positiv beeinflussen. Aber ehrlich gesagt: Ich glaube nicht, dass es auch gegen Handlungen im Affekt hilft. Wenigstens nicht bei mir.

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