Selbsterkenntnis – Was ist das Ego und was hat es damit auf sich?

Selbsterkenntnis. Ohne Ego würde das Leben schwierig, denn gelegentlich muss ich auch an mich und meine Belange denken, um zu überleben. Es geht weniger darum, das Ego auszurotten als darum, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

selbsterkenntnis

Was ist das Ego?

Ego“ ist der lateinische Name für „Ich“. Was mit „Ego“ bezeichnet wird, ist nicht ganz eindeutig. Da kommen mehrere Aspekte zusammen:

Das Ego ist das Bild, das ich von mir selbst habe.

Das ist derjenige, der sagt: „ich“, also der, von dem ich meine, dass er mich ausmacht. Ich identifiziere mich mit meinem Körper und meinem Geist und grenze mich damit von anderen ab. Ich bin ich und du bist du.

Das Ego ist derjenige, der für mich sorgt, damit ich überleben kann, der mich verteidigt, der sieht, dass ich genug zu essen habe und der auch gern immer mehr anhäuft – auch auf Kosten anderer.

Das Ego ist ein Konglomerat in mir aus Konzepten, Regeln, Handlungsanweisungen, Glaubensvorstellungen, Sichtweisen, Meinungen, Interpretationen, Dogmen, Vorstellungen und Ängsten. Dieses Konglomerat ist tief in mir verankert und oft verborgen und unbewusst. Dieser Teil meines Egos wird in meinem Kopf zu einer ständigen Stimme, die mich steuert.

Woher kommt das Ego?

Das Ego ist das Ergebnis von Erziehung und Erfahrung. Jeder Mensch kommt – wenn man von der Vorstellung von Wiedergeburt absieht – als unbeschriebenes Blatt auf die Welt und nimmt die Bestandteile dieses Konglomerats auf.

Ist das Ego gut oder schlecht?

Vielfach wird das Ego als etwas Negatives angesehen. Es ist aber durchaus richtig und notwendig, an mich zu denken. Es kommt wie immer auf das rechte Maß an.

Ich habe auch Regeln gelernt und verinnerlicht, die richtig und wichtig sind – wie moralische Grundsätze, ein gutes Wertesystem und was „man“ tun und was nicht.

Negativ wird das Ego dann, wenn es immer mehr haben will, wenn es andere bekämpft, um davon einen Vorteil zu erlangen und wenn ihm die anderen egal sind.

Was ist dann das Problem mit dem Ego?

Das Problem ist, dass ich nach Grundsätzen handele, die jetzt vielleicht ganz und gar unangemessen sind, weil ich sie selten ergänze und an neue Gegebenheit anpasse, denn sie sind mir sehr oft gar nicht bewusst.

Diese Handlungsanweisungen sind höchst subjektiv. Da andere aber ganz andere Handlungsvorstellungen haben können, kommt es fast zwangsläufig zu Konflikten.

Diese Seite stammt ganz überwiegend von dem kleinen Kind, das ich damals war. Dieses Ego ist ängstlich, äußerst empfindlich und verletzlich. Immer wieder fühlt es sich angegriffen, ist traurig, beleidigt, gekränkt oder bekommt ein schlechtes Gewissen. Es möchte geliebt und anerkannt werden und es möchte vor anderen gut dastehen.

Durch die Vorstellungen von dem, was ich bin und wie ich sein müsste, begrenze ich mich. Von meinen fast grenzenlosen Entwicklungsmöglichkeiten nutze ich so nur einen winzigen Bruchteil.

Was kann ich dagegen tun?

Ich könnte vorbehaltlos und unvoreingenommen hinterfragen und erforschen, ob ich wirklich so bin, wie ich meine dass ich bin. Ich könnte prüfen, ob das, was ich über mich herausfinde, noch angebracht ist und es vielleicht ändern oder aufgeben.

Das ist allein so gut wie unmöglich. Da helfen andere – gute Freunde, Feinde (sie sagen mir am ehesten unangenehme Wahrheiten!) und spezielle Profis wie Therapeuten. Ich könnte andere beobachten und befragen. Wie reagieren andere auf mich? Mögen sie mich? Gehen sie mir aus dem Weg? Das ist der Weg zur Selbsterkenntnis. Der tut oft weh. Aber er lohnt sich.

Ich kann versuchen, mich von gesellschaftlichen Zwängen frei zu machen und mir weniger Gedanken darüber zu machen, was andere über mich denken.

Ich versuche selbst meinen eigenen Ansichten gegenüber skeptisch zu sein. Zu oft habe ich sie geändert. Was kann ich schon als letztendliche Wahrheit wissen?

Gibt es das Ego überhaupt?

Irgendwie schon. Sonst könnte ich ja nicht darunter leiden. Es ist wie mit der Realität überhaupt. Es ist da und hat trotzdem keine feste Substanz. Aber hier ist es noch deutlicher. Es ist da und gleichzeitig ist es bloß Einbildung.

Kann ich auch ohne Ego leben? Kann ich es verlieren und wieder finden? Wie erfahre ich, wie die Welt jenseits meiner Vorstellungen wirklich ist?

Ohne Ego würde ein Leben schwierig, denn gelegentlich muss ich auch an mich und meine Belange denken, um zu überleben. Es geht weniger darum, das Ego auszurotten als darum, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und einen Zustand ohne Ego zu erleben.

Ich kann beobachten. Was ist in diesem Augenblick? Bin ich der, mit dem ich mich identifiziere? Bin ich mein Name, meine Arbeit, mein Status, mein Geld, mein Wohnort?

In der Meditation kann ich gelegentlich in einen Zustand jenseits meines Egos kommen, weil ich mich mit meinen Gedanken und Gefühlen auch von meinen Vorstellungen von mir selbst löse. In Stille verschwindet das Ego. Wenn der Zustand „voll wach und keine Gedanken“ entsteht, dann gibt es kein Ego. Aber dieser Zustand ist nicht von Dauer. Sobald Gedanken auftauchen, ist auch das Ego wieder da.

Ohne Gedanken sind auch negative Emotionen weg. Da bleibt so etwas wie Schweben, Leichtigkeit, wortloses Glück und Dankbarkeit.

Wenn „ich“ nicht mehr da bin, dann kann ich mitbekommen, was ist. Dann kann ich hören, was die Kiefern sagen und der Wind.

 

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