Was sehe ich? In einer riesigen weißen Fläche schwimmt ein schwarzer Punkt. Ich sehe immer nur das, was ich vor Augen habe. Und selbst wenn ich das „Große Ganze“ sehe, dann bekomme ich doch nur einen Ausschnitt mit.
Ein Meister breitet ein großes Bild aus und fordert seine Schüler auf, es zu beschreiben: „Was seht ihr auf dem Bild?“
Die Schüler betrachten das Bild. Einige schauen sich das Bild aus einem gewissen Abstand an, andere gehen nach vorn und sehen genau hin. Was hat er da versteckt, das wir übersehen? Schließlich sagen alle das gleiche: „Meister, wir sehen einen kleinen schwarzen Punkt auf dem Bild.“
Der Meister schweigt, wie Meister gern schweigen. Schließlich umspielt ein Lächeln seine Lippen: „Ja, da ist ein Punkt. Ein winziger Punkt. Und eine riesige weiße Fläche. Niemand von Euch hat die große weiße Fläche gesehen.“
Ich sehe immer nur das, was ich vor Augen habe. Und selbst wenn ich das „Große Ganze“ sehe, dann bekomme ich doch nur einen Ausschnitt mit. Auch das „Große Ganze“ hat Grenzen. Und alles was Grenzen hat, ist angesichts der grenzenlosen Realität winzig.
Meditation ist eine Methode, über den Rand hinaus zu schauen. Ich sehe nicht mehr das kleine Detail. Ich gehe über Grenzen und lerne die Leere wahrzunehmen – das, was sich noch nicht geformt hat.
Das buddhistische „Alles ist leer“ meint genau das: Nämlich dass die Dinge letztlich keine feste Substanz haben, dass die Realität grenzen- und formlos ist. Dinge werden sichtbar, etwas hat sich manifestiert. Es gibt sie. Doch das sind nur Spiegelbilder, Träume, eine Fata Morgana. Das ist etwas anderes, als die Wirklichkeit selbst in ihrer eigenen Natur zu erkennen.
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