Der weiche Blick. Mit offenen Augen meditieren

Der weiche Blick. Probiere mal, die Augen beim Meditieren auf zu halten. Wende dich nach innen. Verschließe oder blockiere aber nichts. Weise nichts ab, ermutige aber auch nichts. Alle Sinne sind offen, alles ist lebendig, aber du lässt dich nicht hineinziehen.

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Wenn du bisher mit geschlossenen Augen meditiert hast, dann probiere mal, die Augen beim Meditieren auf zu halten. Das ist zunächst ungewohnt. Vielleicht lässt du dich nun eher ablenken, weil so viele Eindrücke dich fesseln. Deshalb ein paar Worte dazu, was das heißt, die Augen offen zu haben.

In der Meditation arbeiten ich mit dem, was ist. Ich untersuche, wie ich auf Erscheinungen, Gedanken, Gefühle reagiere und versuche, mich nicht ablenken zu lassen.

Jetzt wende ich mich nach innen, verschließe oder blockiere aber nichts. Ich weise nichts ab, ermutige aber auch nichts. Alle Sinne sind offen, alles ist lebendig, aber ich lasse mich nicht hineinziehen. Die Sinne bleiben in ihrem natürlichen Zustand. Gedanken können aufsteigen. Einfach nur lassen ohne irgendeine mentale Aktion.

Es gibt nun einen gewissen Abstand zwischen mir und den Dinge da draußen. Ich sehe die Dinge, aber da ist keine Substanz. Der Blick sei wie ein Spiegel, der nichts festhält, sondern alles nur genau so abbildet, wie es ist. Ich sehe alles, aber ich schaue nicht auf etwas Bestimmtes. So wie ein kleines Kind, das die Welt entdeckt und staunt. Es sieht all die schönen Dinge. Alles ist lebendig, doch in der Wahrnehmung ist kein Greifen. Und. Es muss nicht immer aufregend sein.

Reiße die Augen nicht weit auf. Der historische Buddha wird mit halb geschlossen Augen dargestellt. Das hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits heißt das, die Augen sind auf und nehmen die Umgebung wahr. Andererseits heißt es aber auch, sie nehmen die Umgebung zwar wahr, geben ihr aber auch nicht all zu viel Beachtung.

Durch offene Augen zeige ich, dass ich mich nicht verschließe. Ich bin keine Konservendose. Ich lebe in der Welt und nehme alles wahr. Ich bekomme alles mit. Aber ich lasse mich von der Welt nicht einfangen. Ich laufe nicht weg und lebe im Frieden mit der Welt.

Die Augen sind auf, aber sie sind nicht auf etwas besonderes gerichtet. Es sei denn, ich meditiere mit einem Gegenstand als Meditationsobjekt. Das ist aber nicht wirklich etwas anderes. Da geht es darum, meinen Geist zu fesseln. Das Meditationsobjekt hilft mir, mich nicht mit allem möglichen zu beschäftigen. Meine Aufmerksamkeit springt nicht hin und her. Der Geist ist nur noch auf diesen einen Fokus gerichtet.

Es gibt eine Art des Sehens, die eine Meditation mit offenen Augen besonders unterstützt. Manche nennen das den Blick weich und weit werden lassen oder auch periphäres Sehen. Das klingt erst einmal seltsam.

Probier es mal so aus: Du schaust auf Deinen Daumen und veränderst den Blick nicht. Versuche nun, obwohl Du noch auf den Daumen schaust, gleichzeitig zu sehen, was alles noch rechts und links ist. Obwohl die Augen objektiv auf den Gegenstand gerichtet sind, erfassen sie das gesamt Gesichtsfeld. Die Augen sind auf, doch sie sind auf nichts fixiert. Du schaust nicht auf etwas besonderes. Selbst wenn du auf etwas schaut, schaust du nicht bewusst darauf, sondern quasi in den Raum. Schau ohne Objekt, ohne Bezugspunkt, einfach weit. Was du siehst, berührt dich nicht. Da ist kein Greifen. Du nimmst nicht mehr auf, als wenn deine Augen geschlossen wären. Und doch bekommt ein Teil von Dir alles mit.

Weshalb sollte man so meditieren? Ein solcher Blick unterbricht den Gedankenstrom. Es kommen so kaum noch Gedanken. Sie verblassen und hören auf.

Irgendwann ist der Geist aber wieder abgelenkt und meine Gedanken haben mich eingefangen. Sobald ich die Gedanken bemerke, lasse ich sie wieder los und übe weiter. Es wird einfacher werden.

Verschiedene Arten zu schauen:

Die Stellung der Augen ist nicht so wichtig. Aber jede Stellung der Augen hat eine andere Wirkung. Die Stellung der Augen sei generell gleichbleibend, fast starr und ganz entspannt.

Die Augen sollen ruhen wie ein stiller Ozean, ganz ruhig, ohne die allerkleinste Welle oder Kräuselung.

Blinzele möglichst wenig. Blinzeln ist ein Zeichen, dass Gedanken da sind.

Die Grundstellung für die Augen ist es, eher nach unten und etwa 1,5 Meter vor dir auf den Boden zu schauen.

Wenn du sehr inspiriert bist, dann kannst du nach oben schauen wie in einen unendlichen Raum ohne die Augen zu bewegen, nicht nach rechts und links schauen, nicht blinzeln und nicht auf etwas Bestimmtes schauen.

Es gibt nichts zu sehen. Sieh das, was nicht zu sehen ist: Leerheit. Es geht um einen Zustand ohne Ablenkung und ohne Greifen. Wie der Mond, der sich in einem See spiegelt. Die Dinge erscheinen, aber sie haben keine Realität.

 

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