Ziel der Meditation – Geisteszustände in der Meditation

Ziel der Meditation. Meditationszustände sind nicht alle gleich. Meditierende wissen natürlich, dass es mal gut und mal weniger gut läuft. Aber da kann man sehr viel mehr differenzieren. Da ist der ganz normale Geist, der immerzu beschäftigt ist. Und schließlich gibt es einen Zustand in dem schon etwas aufblitzt, das eine entfernte Ahnung gibt von dem großen Ziel.

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In Asien haben Menschen seit dem Altertum sehr intensiv ihren eigenen Geist erforscht und viel darüber nachgedacht. Das gilt für Indien und in der Folge auch für den Buddhismus und die tibetische Kultur.

Vielleicht braucht man etwas Erfahrung und Beobachtung, um diese feinen Nuancen des Geistes selbst sehen zu können. Sicher ist es hilfreich, schon mal davon gehört zu haben.

Zunächst ist zu unterscheiden zwischen dem Geist und seinem Inhalt. Der Inhalt, das sind Gedanken und Emotionen. Ich bin traurig, wütend, freudig erregt, euphorisch. Der Unterschied zwischen dem Geist und seinem Inhalt ist wie der zwischen einem Raum und den Möbeln in dem Raum.

Wie Gedanken und Emotionen so kann auch der Geist selbst unterschiedliche Formen annehmen: Da gibt es Koma, Schlaf, das Runnershigh, Rausch, Wachsein.

Und es gibt Meditationszustände. Die sind nicht alle gleich. Wir wissen als Meditierende natürlich, dass es mal gut und mal weniger gut läuft. Aber da kann man sehr viel mehr differenzieren.

Wir fangen an mit dem ganz gewöhnlichen Wachzustand.

Der ganz normale Geist, so wie wir ihn kennen“

Dieser Geist ist immerzu beschäftigt. Ein Gedanke poppt scheinbar aus dem Nichts auf und dann hängt sich noch einer daran und noch einer. Das ist eine kaum mal aufhörende Kette, die uns nie zur Besinnung kommen lässt.

Ich nehme eine Blume wahr. Und sofort ist da ein Gedanken und ein Gefühl. Die ist aber schön. Die möchte ich haben. Und meine Mutter hat Geburtstag. Der könnte ich die schenken. Und letzte Woche hat sie Grünkohl gekocht …

Da ist eine gewisse Wachheit. Ich nehme etwas auf. Die Aufmerksamkeit ist aber nicht fixiert. Sie springt unbewusst und unkontrolliert hin und her. Und sie ist nach außen gerichtet. Ein äußeres Objekt nehme ich wahr, aber selten denjenigen, der es wahrnimmt – mich selbst.

Der achtsame normale Geist“

Es gibt einen Wachzustand, der noch zum Bereich des normalen Wachbewusstseins gehört und im Feld des uns Bekannten liegt. Dieser Geist ist immer noch überwiegend nach außen ausgerichtet und den Objekten verhaftet. Da sind noch viele Gedanken. Ich bin leicht abgelenkt.

Da kann eine Art geistiger Abwesenheit sein, die sich ziemlich vertraut und gemütlich anfühlt. In diesem Zustand funktioniert alles besser, was für die Meditation wichtig ist, weil ich schon mit dem Geist gearbeitet und praktiziert habe. Was die Gedanken angeht – denen kann ich nicht verbieten zu kommen. Die kommen einfach. Aber ich habe gelernt, sie in Ruhe und wieder los zu lassen. Es fällt mir viel leichter, bei der Sache zu bleiben. Ich bin wacher. Da ist etwas Klarheit und ein gewisses Gefühl der Jetztheit. Da ist immer wieder ein Gefühl von Frische und Freude.

Das ist der erste erreichbare Meditationszustand. Mit ihm ist schon eine Menge erreicht und die meisten Meditierenden werden sich auf dieser Ebene bewegen. Er dient als eine Art Basis-Bewusstsein, auf dem die höheren Meditationszustände aufbauen.

Ein Schock fegt meinen Geist leer“

Das ist ein Zustand, in dem sich ein Fenster auftut und ich kann für einen Moment den perfekten Zustand erfahren.

Augenblicklich steht der Geist still. Da ist ganz plötzlich etwas Gravierendes geschehen. Ein Schock trifft mich. Ich starre nur noch mit offenem Mund. Ich bin baff, verblüfft, sprachlos.

Der Strom der Gedanken ist urplötzlich durchschnitten. Da ist nichts mehr, gar nichts. Auf einmal sind alle Grenzen weg. Alles ist klar sichtbar, als wenn jemand in einem Haus auf einer Bergspitze sitzt und plötzlich die Mauern eingestürzt sind.

In so einem Moment erfahre ich einen Geist ohne Inhalt. Da gibt es für einen Augenblick eine vibrierend und transparent strahlende lebendige Klarheit.

Allerdings bleibt dieser Zustand nicht lange und ist willentlich kaum herzustellen.

Der fast richtige Meditationszustand“

Wer schon länger meditiert, kennt das vielleicht. Da bin ich tatsächlich wach und da ist keine gedankliche Aktivität. Der Geist ist nicht beschäftigt mit etwas aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Eine gewisse Achtsamkeit und Klarheit blitzt auf. Da scheint alles da zu sein – so wie der Zustand beschrieben wird.

Das ist ein guter Meditationszustand, aber noch nicht das Ziel.

Ich fühle mich in diesem Zustand weder großartig noch bin ich deprimiert, weder gut noch schlecht. Da ist Gleichmut mit dem Geschmack von apathischer Gleichgültigkeit. Ich bin ein wenig gelangweilt, träge, schläfrig, abwesend, dösig und dumpf. Ich bin eingesunken in einen Zustand geistiger Abwesenheit.

Das fühlt sich nach einer gewissen Zeit an wie feststecken. Es geht nicht weiter. Das ist wie in ein tiefes schwarzes Loch gefallen, wie eingemauert sein.

Das Ende der Fahnenstange“

Das ist ein sehr schwer erreichbarer Zustand, in dem schon etwas aufblitzt, das mit Erleuchtung umschrieben wird – das große Ziel. Allein die Beschreibung hilft weiter und gibt eine entfernte Ahnung und vielleicht gelingt es mir, Elemente davon mit in meine Meditation zu bringen und Funken davon zu erhaschen:

Das ist der natürliche Zustand des Zu-Hause-Seins jenseits von Worten, jenseits von Beschreibung – ganz selbstverständlich, natürlich und ohne Anstrengung. Hier ist alles perfekt.

Der Geist pur ohne Inhalt. In diesem Zustand können zwar Gedanken kommen; doch ich werde nicht von ihnen tangiert. Da ist kein Identifizieren und kein Kommentieren. Da sind keine Konzepte und keine Urteile. Das Ego ist weg und damit auch das Anhaften und das Greifen.

Wirklich waches, achtsames, unabgelenktes reines Gewahrsein.

Ein Zustand strahlender funkelnder Klarheit und Lebendigkeit.

Kein Außen, kein Innen – weit offener, grenzenloser, allumfassender Raum.

Umfassender Friede, große Freude und unermessliches Mitgefühl.

 

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. OMeditations

    Ein tiefgründiger Artikel, der auf eindrucksvolle Weise die verschiedenen Geisteszustände in der Meditation und das eigentliche Ziel der Meditationspraxis beleuchtet. Besonders faszinierend finde ich die Unterscheidung zwischen dem Geist und seinem Inhalt sowie die Beschreibung der verschiedenen Meditationszustände, von der alltäglichen Wachheit bis hin zum Zustand strahlender Klarheit und Lebendigkeit. Die klare Darstellung, dass Meditation weit über die bloße Abwesenheit von Gedanken hinausgeht und vielmehr ein Zustand des reinen Gewahrseins ist, bietet eine wertvolle Perspektive für jeden, der sich auf dem Weg der inneren Erforschung befindet. Ein inspirierender Beitrag, der dazu einlädt, die eigene Meditationspraxis zu vertiefen und die subtilen Nuancen des eigenen Geistes zu erkunden.

    1. Tomo

      Was du sagst, erfüllt mich mit Freude. So eine Rückmeldung zeigt mir, dass ich nicht einfach vor eine Wand spreche.

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