Zuhören – Wie lehrt ein spiritueller Meister?

Zuhören. Ein spiritueller Meister kann durch Schweigen lehren. Oder dadurch, dass er leise spricht. Vielleicht verstehst du die Worte nicht. Vielleicht bist du aber zu ungeduldig. Du denkst, ich kann es nicht verstehen. Und dieses Denken versperrt dir den Zugang. Die letztendliche Wahrheit lässt sich nicht in Worte kleiden.

zuhoeren

Vielleicht hast du mal das Glück, einem Menschen zu begegnen, der aus eigener Erfahrung über die letztendliche Wahrheit spricht. Das ist dann eine kostbare Gelegenheit. Auf so eine Situation beziehen sich die folgenden Bemerkungen.

Und. Die Wahrheit ist universell. Sie zeigt sich überall und in jeder Situation. Es ist nicht auszuschließen, dass so eine Gelegenheit auftritt, wenn du sie gar nicht erwartest. Ein berühmtes japanisches Koan lautet: „Hat ein Hund die Buddha-Natur?“

Die letztendliche Wahrheit lässt sich nicht in Worte kleiden. Manchmal wird sie durch Zeichen angedeutet, wie durch den Finger, der auf den Mond deutet. Es geht nicht um den Finger, es geht um den Mond. Aber den sieht du vielleicht nicht. Oder der Meister formuliert etwas, das unmittelbar keinen Sinn zu ergeben scheint. Da gibt es Gleichnisse, Rätsel, Paradoxe. Es wird darüber gesprochen, was es alles nicht ist.

Es sind nicht die Worte allein. Manchmal reicht ein kleiner Hinweis oder anscheinend banale Worte. Der normale Geist wird transzendiert. Es geht auch ganz ohne Worte. Wenn es geschieht, dann hat der Schüler absolut den gleichen Geist wie der Lehrer. Du kannst durch die Instruktionen und den Segen eines Meisters befreit werden.

Was kann ich als Beobachter, als Zuhörer tun?

Deine Rolle hier ist es zu lernen. Werde zunächst still und aufnahmefähig. Wenn du mit irgendetwas anderem beschäftigt bist, dann wirst du nichts verstehen. Zuhören.

Die Wahrheit ist nicht-dual. Sie ist jenseits – jenseits von Worten. Stille ist die beste Methode, um das zu verstehen, um das es geht.

Auch hier passt das Bild, dass man nur in eine leere Tasse etwas gießen kann.

Mache dich also leer. Lass dich los, deine Vorstellungen, wie es zu sein hat, alle Informationen und Konzepte. Am besten ist, wenn du gar nicht mehr da bist. Also derjenige der sagt: ich. Aber nicht in dem Sinne, dass du schläfst. Nein. Du musst schon hellwach sein, dass du alles mitbekommst, auch und gerade das jenseits von Worten.

Ganz natürlich. Du bist da. Du siehst und hörst und nimmst wahr, doch du hältst nichts fest. Du bist entspannt, aber gewahr. Zuhören. Höre den Belehrungen im Zustand der Meditation zu.

Wenn ein Meister über die Wahrheit spricht, dann versuche, dich mit ihm zu verbinden. Versuche in einen Zustand zu kommen, wo es keinen Unterschied zwischen seinem und deinem Geist gibt. Wenn du selbst still wirst, den besonderen Zustand des Meisters begleitest, dann werden die Worte ankommen.

Die Art des Zuhörens kann ein hilfreiches Umfeld schaffen. Wenn du dich zu sehr konzentrierst, dann übernimmt das Ego das Kommando. Deshalb ist gleichzeitige Entspannung wichtig. Es ist aber auch wichtig, aufmerksam zu bleiben, weil du sonst ganz schnell woanders bist.

Es ist nicht entscheidend, dass du die Worte verstehst. Manchmal kommt es auf die Worte gar nicht an. Wenn es noch gedruckte Telefonbücher gäbe, könnte er auch daraus vorlesen und trotzdem lehren.

Mancher Meister spricht mit Bedacht leise. Ein Meister lehrt mit allem. Er kann auch dadurch lehren, dass er leise spricht.

Vielleicht will er zeigen, wie wichtig Achtsamkeit ist. Oder er weist einfach darauf hin, dass es auf die Worte nicht ankommt.

Wenn es wirklich zu leise ist? Wenn du dich einschwingst, dann wirst du trotzdem verstehen. Denn wie gesagt. Auf die Worte kommt es nicht an. Sie können ein Fahrzeug sein. Oft sind sie nicht belanglos, aber weder notwendig noch hinreichend. Er könnte auch in einer anderen Sprache sprechen, die du gar nicht kennst.

Beim Vortrag eines Meisters kommt es immer wieder vor, dass jemand aus dem Publikum schreit: Lauter. Ich kann Dich nicht verstehen.

Ich habe mal erleben, wie ein Meister darauf reagiert hat. Es hat anschließend nicht lauter gesprochen. Er hat uns eine Lektion über das Zuhören gegeben. Die hat sehr viele Aspekt und Nuancen.

Das ist nicht nur grob unhöflich. Wer So etwas ruft, zeigt, dass er nichts verstanden hat. Der Meister entscheidet selbst, wie laut er spricht. Er schafft auch durch seine Stimme einen Raum, eine Atmosphäre. Durch Zwischenrufe wird dieser Raum beschädigst. Werde einfach innerlich still und offen. Lass die Atmosphäre in dich einfließen. Werde Teil des Raums.

Ein Meister kann durch Schweigen lehren. Oder eben dadurch, dass er leise spricht. Vielleicht verstehst du die Worte nicht. Vielleicht bist du aber zu ungeduldig. Du hörst nicht genau hin. Du denkst, ich kann es nicht verstehen. Es ist zu leise. Und dieses Denken versperrt dir den Zugang.

Prüfe dich, wie du zuhörst. Auf einmal wirst du Wort für Wort verstehen. Dein Ärger, dein zu meinen es ist zu leise, hat dir den Zugang versperrt.

 

Hier findest du die wichtigsten Tipps zur Meditation:

https://www.raumfuermeditation.de/meditation-tipps/

Das ist die Startseite zum “Raum für Meditation”:

https://www.raumfuermeditation.de/

 

raum-fuer-meditation