Peking verbotene Stadt – ein magischer Ort

Peking verbotene Stadt. Inszenierung von Macht, irdischer und – vermeintlich – himmlischer. Alles ist so angelegt, dass immer alles mit allem in Harmonie liegt. Nachdem der schmale, äußere Zugang durchschritten ist, wird quasi die Luft anders. Hier ist der Vorhof zum Zentrum der Welt. Die ganze Umgebung strahlt Gewalt und Macht aus, der sich niemand entziehen kann.

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Straßen gesäumt von großen Gebäuden, die aussehen, als hätte sie ein Riesenkind aus einer bunten Sammlung ausgesucht und kunterbunt aneinandergereiht. Kleine einzelne Wohnhäuser stehen neben älteren, düsteren Verwaltungsbauten und dazwischen breiten sich ganz neue, monströse Hochhäuser aus.

Eine alte, abweisende, unglaublich hohe Mauer hinter einem Wassergraben. Hinter dem Wassergraben und der Mauer ist eine ganze Stadt verborgen, von der sich angesichts der hohen Mauern fast nichts zeigt, außer ein oder zwei in der strahlenden Sonne golden glänzenden, geschwungenen Dächern.

Der Vorhof zur verbotenen Stadt, der Platz des himmlischen Friedens und Maos Mausoleum. Das ist wirklich das Zentrum. Wer das gesehen hat, kann sagen, er hat China gesehen.

Peking verbotene Stadt. Nachdem der schmale, äußere Zugang durchschritten ist, wird quasi die Luft anders. Du stehst in einer eigene Welt. Nichts kommt ihr gleich. Die Menschen bewegten sich kaum von der Stelle und staunen. Sie halten den Atem an. Es wird gespenstisch still. Hier ist der Vorhof zum Zentrum der Welt.

Gut kann ich mir vorstellen, wie es hier früher einmal gewesen ist. Die einen ausgesperrt und die anderen im selbst gewähltem Gefängnis. Und Inszenierung der Macht, irdischer und – vermeintlich – himmlischer. Alles ist so angelegt, dass immer alles mit allem in Harmonie liegt, der Ort, der Name, die Form, die Farbe, die Größe.

Gelegentlich kommt etwas Bewegung in die Menge. Dann bewegen sich die Menschen wie in einer Prozession. Sie bewegen sich auf breiten Stufen, die oben zu einer Halle führen, die fast von der einen Mauerseite bis zur anderen reicht. Die ganze Umgebung strahlt Gewalt und Macht aus, der sich niemand entziehen kann.

Die Halle stellt sich nicht als Ziel heraus, sondern als eine Etappe auf einem Weg, dessen Ende nicht abzusehen ist. Man steht auf den letzten Stufen und der Blick wird nicht durch Mauern aufgehalten. Die Augen schauen durch das Gebäude hindurch auf den endlosen, blauen Himmel, den die Seitenwände und das weit geschwungene Dach kostbar einrahmen.

Die Halle besitzt Seitenwände aus glasierten Ziegeln, ist aber nahezu unmöbliert. An den Wänden starren einige Skulpturen, steinerne Wächter in Menschen- oder Tiergestalt, auf die Besucher und voluminöse Bronzebecken haben früher sicher wohlriechende Essenzen enthalten.

Wenn man sich der anderen Seite der gewaltigen Halle nähert, zeigt sich ein weiterer, gepflasterter Hof, der drüben wieder in breite Stufen übergeht, die zu einer Halle führen, womöglich noch größer und imposanter als die vorhergehende. Auch dort verharren und bewegen sich diszipliniert staunende Menschenmassen in ergriffenem Schweigen, das gelegentlich in gedämpftes Raunen übergeht.

Und die Prozession hat auch dort nicht ihr Ende. Hinter der zweiten Halle zeigt sich ein dritter Hof und eine dritte Halle. Die Hallen sehen sich alle ähnlich. Wenn auch im Detail sehr unterschiedlich, so wirken sie doch alle gleich, nämlich kalt und groß. Ein weiter, kahler, mit Steinen gepflasterter Hof und eine über breiten Stufen thronende Halle folgen der nächsten und noch eine und noch eine und jede für sich gewaltig. Alle liegen auf einer Linie und jede einzelne muss durchschritten werden, bis endlich das große Ziel erreicht ist.

Der Weg erscheint einerseits unendlich lang und andererseits gibt es keine Langeweile oder den – ohnehin nicht realisierbaren – Wunsch, hier wieder herauszukommen. Das Gefühl der Erwartung der vielen umgebenden Menschen steckt an, ohne freilich zu wissen, was sie erwarten. Die letzte der gewaltigen Halle bietet nur kleine Durchgänge, die den Augen keine Nahrung geben.

Im Zentrum drücken sich heute die Leute die Nasen platt, begaffen das Hochzeitsbett der Kaiserin und die vielen Throne, die effektvoll im Dunkeln liegen.

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An den Rändern der Gesamtanlage in der Nähe der riesigen, die Gesamtanlage umschließenden Mauer, gibt es kleinere Mauern und Tore, die erneut Bezirke abteilen und einem Gewirr aus Gassen und stillen kleinen Höfen Raum geben. Für all die vielen Konkubinen und Eunuchen, für die vielen Hilfskräfte, für untergeordnete Untertanen. Zwar in der verbotenen Stadt, doch nicht im Zentrum. Hier ist auch heute noch Stille fühlbar. Kleine private Bereiche.

Die verbotene Stadt ist angelegt wie ein Mandala. Auf einer Achse, Altäre, Tempel, rund, aber quadratisch begrenzt, Himmel und Erde und der Kaiser als Verbindung, der Himmelssohn, fast wie Jesus.

Wenn der Besucher sich wieder umschaut, schlendert er durch eine liebliche Miniaturberglandschaft. Hier findet er einen stillen Bezirk in menschlichem Maß. Die Privatgemächer sind erreicht, die für die Welt tabu waren. Hier, ganz am Ende, ein wenig Leben, etwas gebändigtes Grün und große, kunstvoll verkrüppelte Kiefern, Goldfischteiche, über die zierliche Brücken führen, Tempelchen, zerklüftete Steine.

Nachdem ein weiteres Tor durchschritten ist, empfangen den Besucher völlig unvorbereitet unglaubliche Hektik und Gewusel. Die unzähligen Menschen und Gruppen von Menschen strömen heraus, sammeln sich und besteigen Busse, während Händler ihre Waren anpreisen. Lange im Leerlauf laufende Limousinen. Peking verbotene Stadt.

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