Meditationserfahrung – das magische Spektakel eines Sonnenuntergangs als Gleichnis für das, was in der Meditation geschehen kann

Meditationserfahrung. Es ist schwer zu erklären und zu verstehen, was in der Meditation geschehen kann. Gleichnisse und Beschreibungen geben eine Ahnung. Eines dieser Gleichnisse ist der Himmel, weil er einige Eigenschaften besitzt, mit der Meditation beschrieben wird. Ein Sonnenuntergang hat mir einmal einen unmittelbaren sinnlichen Eindruck von dem gegeben, was Begriffen wie Raum, Weite, Tiefe, Klarheit, Geräumigkeit und ohne Grenzen bedeuten können.

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Es ist schwer zu erklären und zu verstehen, was in der Meditation geschehen kann. Es geht um einen Zustand, den wir zunächst nicht kennen. Es ist weder das, was wir mit „Schlaf“ bezeichnen, noch das, was wir gewöhnlich unter „Wachsein“ verstehen. Bevor ich es nicht selbst erlebt habe, geben Gleichnisse und Beschreibungen eine Ahnung.

Der Himmel

Eines dieser Bilder ist der Himmel, weil er einige Eigenschaften besitzt, mit denen Meditation beschrieben wird.

Ein Sonnenuntergang auf Bali hat mir einmal einen unmittelbaren sinnlichen Eindruck von dem gegeben, was Begriffen wie Raum, Weite, Tiefe, Klarheit, Geräumigkeit und ohne Grenzen bedeuten können.

Ein wolkenloser klarer dunkelblauer Himmel lässt mich unglaubliche Ausdehnung fühlen. Diese Transparenz und das zarte Blau geben eine Ahnung der Unendlichkeit.

Obwohl objektiv eher eine Beschränkung, geben übereinander getürmte Wolkenschichten einen Anhaltspunkt für die Tiefe und Höhe des Raums. Eine andere Dimensionen wird geradezu handgreiflich.

Ich schaue und schaue und werde gleichzeitig erdrückt und emporgezogen von Schichten und Strukturen, die nicht enden wollen, wie die Kuppel eines Domes, in Dimensionen, deren Ausmaß jedes denkbare Bauwerks mit Notwendigkeit sprengen müssen.

Ich stehe da und schaue und es hört gar nicht mehr auf. Da ist oben und darüber ist noch mehr oben und noch mehr und immer so weiter. Ich spüre die Weite, kann mich in sie fallen lassen, in ihr aufgehen und fliegen.

Das Vorspiel

Es hatte geregnet. Die Wolken ziehen wie im Zeitraffer. Einige ziehen nach rechts und andere nach links. Einige sind rundlich, andere dünn, weiß und langgezogen und wieder andere wie helle Nebelflecken; dazwischen große freie Stellen, die ein tiefes strahlendes Blau zeigen. Die Sonne blitzt hinter den Wolken hervor und manchmal zeigt sie sich sogar unverhüllt. Dann strahlt das Meer, als würden unzählige kleine Sternchen reflektiert und die Stellen, die nicht vom Licht getroffen werden, nehmen eine dunkle grün-blaue Farbe an.

Hauptteil

Die Tropen verkürzen den Weg der Sonne kurz vor dem Untergang, so dass sich das Schauspiel schneller abspielt und die dramatischen Farbenspiele fast im Zeitraffen ablaufen. Das Meer schafft eine freie Fläche, in der nichts mehr ablenkt. Die Wasserfläche fungiert als Spiegel, der das herrliche Drama noch potenziert.

Gewöhnlich zeigt sich dieses Schauspiel irgendwo dahinten als hochgelegenes Panorama. An diesem Schauplatz hat es sich direkt über mir abspielt.

Die erwärmten feuchten Luftschichten der Regenzeit waren nach oben gestiegen und hatten gerade rechtzeitig ein gewaltiges Wolkengebirge geschaffen.

Übereinander getürmte Weiten, die keine geschlossene Masse bildeten. Durch Wolkenfetzen schießt Licht. Löcher lassen Teile des Himmelsblau sichtbar und die Sonnenstrahlen finden Wege, so dass sie einerseits die Ränder der Wolken farbig beleuchten und andererseits treten die Strahlen, die ihren Weg noch zur Erde finden, vor dem dunklen Hintergrund deutlich hervor.

Auf diese Wolkengebilde zaubert die tiefer sinkende Sonne Farben von blaugelblich über Malve bis zu starkem rötlichem Orange. Doch gleichzeitig bleibt an einigen Stellen das tiefe Blau erhalten. Eine Zeitlang werden weit oben einige schmale Wolken von unten rötlich beschienen. Zartorange Streifen. Wo breite Löcher in den Wolken bleiben, dehnt sich unendlich der Himmel.

Das Nachspiel

Und schließlich ist die Sonne ganz untergegangen und hat einen farbigen Streifen bunten Himmels hinterlassen. Diese Tiefe der Farben. Hinter den dunklen Masse des sanft gebogenen Landes ein grellleuchtendes Orange, das in Gelb und schließlich in Blau übergeht. Oben von einem Dunkelblau begrenzt, das an Violett erinnert. Der Himmel wird transparent und die Figuren versinken im Schatten. Das Schauspiel dauert eine geraume Zeit. Im Meer spiegeln sich sanfter die Farben. Schließlich eine dunkle langgezogene Wolke, die ganz unten am Horizont über dem Meer unregelmäßige längliche rötliche Stellen lässt und weiter oben dunkler werdende blaue, bis schließlich nur ein rötlicher Schimmer bleibt, der der Nacht weicht.

Wo finde ich so einen Himmel?

Das Meer bringt Sonnenuntergänge optimal zur Geltung, weil es den Blick nicht begrenzt. Für solch einen Sonnenuntergang brauchst du eine Küste nach Westen, der Richtung, in der die Sonne untergeht und du brauchst dramatische Wolken, wie es sie nur in den Tropen in der Regenzeit gibt.

Ein solcher Himmel macht dich fassungslos, lässt dich staunen, alles fällt von dir ab. Da gibt es keine Gedanken. Da ist Meditation ohne Meditation.

Der Sonnenuntergang in Kuta auf Bali wird gerühmt. Und tatsächlich habe ich unter all den vielen Sonnenuntergängen auf der Welt keinen erlebt, der vergleichbar wäre. Er war wirklich magisch. Kuta selbst ist überhaupt nicht magisch – Betonburgen für Pauschal- und Sauftouristen – nichts von Bali. Aber den Himmel können sie nicht zubauen.

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